Morgenländische Dialoginitiative
Von Freitag nachmittag bis eben war ich auf dem alljährlichen ad-limina-Besuch für katholische Weblogger in Rom, alljährlich, weil 365 Tage der äußerste Zeitrahmen sind, bevor man endgültig vom Glauben abfällt, wenn man sich ausschließlich mit deutschen catholica-Themen beschäftigt.
Die Gunst der Stunde nutzend - um nicht zu sagen, andere Geschädigte in einer Art Selbsthilfegruppe vor Ort getroffen habend, - verabredete ich mich mit den üblichen vom Abfall bedrohten Journalisten vom Vatican-Magazin wie Guido Horst, Paul Badde, Moni M. (anonym bleiben wollend) und so weiter. Was soll ich sagen, der Grappa ist bewährt gut. Legt man 1,50 Euro Trinkgeld drauf, dann verspricht einem ein gläubiger Römer sogar, dass man dafür ins paradiso eingehen wird. Der Besuch hat sich also gelohnt.
Um es kurz zu sagen, Rom ist natürlich the place to be, aber leider hält man ihn keine zwei Tage aus. Menschenmassen galore. Insbesondere heute vormittag bei der päpstlichen Messe zur Eröffnung der Sonderversammlung der Bischöfe aus dem Nahen Osten. Sì, ich war dabei. Und ich saß auf Bande im Petersdom. Dame Michelle Fischer - die Neue vom Vatican-Magazin - hatte uns Karten besorgt. Hail her!
Diese Bischöfe sind natürlich ein Bild für sich. Winzig klein und weiß, oder schwarz wie die Nacht und riesig, gebeugt vom Amt und ganz bunt geschmückt, cremefarben, ganz in scharlach als nähme man sie gerade mitsamt zwei-Meter-Tiara vom Feuerofenrost, karmesin bis zum Boden wallend, als hüllte sie das Blut der ersten Märtyrer ein, überdeckt und behängt mit Marien- und Herz-Jesu-Bildnissen, orthodox anmutende Holzkreuze vor die Brust gepresst, aufrecht, löwenmähnig, souverän. Auch: Hutzelig, klein, superbunt. Olivfarben, ebenh0lz, elfenbein - wow! was für eine Truppe! Die Truppe unserer Elite: Die Bischöfe der Christen, die in ihren Heimatländern vergewaltigt, gefoltert, verstümmelt und getötet werden. Die Besten der Besten. Unser Herzblut. Sie alle kommen in einer Synode in Rom zusammen, um sich zu vergewissern, dass die heilige, katholische apostolische undsoweiter sie nicht vergessen hat. Ganz ehrlich sieht es aus, als zögen Kaspar, Melchior und Balthasar in den Petersdom ein. Wir hatten die Messe aller Messen. Wenn es je einen Turbo-Novus-Ordo gepaart mit syro-aramäischen Huldigungen gab, das war es. Man verlange jetzt keine Einzelheiten von mir, die kann man nachschauen. Außerdem berichtet Dr.Schwibach auf kath.net.
Okay, nach der Messe. Auszug. Diese ganze Bischöfe der Synode, ob hochgewachsen löwenmähnig, ob kugelig-klein und kulleräugig, zogen wieder aus. Ich stand an der Bande im Mittelgang und wir waren sehr erhoben durch die päpstliche Messe. Es kam dann so, dass wir uns nicht nur segnen ließen mit den beigebrachten Brustkreuzen, sondern unsere Hände ausstreckten, Handflächen nach oben offen. Die meisten Bischöfe - du musst sie sehen, sie haben diese biblischen Gesichtszüge, sie sind schwarz und schön wie das Hohelied Salomos, olivfarben mit dunklen, ausdrucksvollen Augenbrauen - legten im Vorübergehen segnend ihre Hände in die unsrigen. Wir ließen uns die Innenflächen unserer geöffneten Hände bestreichen, wir ließen uns klassisch segnen, einige Bischöfe erhoben das bunte Holzkreuz, das sie vor der Brust gepresst gehalten hatten, und schwenkten es über uns - vor Europäern, Brasilianern, Mexikanern, Spaniern, Italienern, Syrern, Persern und so weiter. Und dann kam er.
Er hatte Augenbrauen wie von Tusche gezogen, seine Wangen waren oliv und seine Augen so schwarz wie eine süße Dattel. Ich hielt meine Hände ausgestreckt über die Bande, die Handflächen nach oben, und er strich mit seinen Fingerspitzen darüber, um sich zu versichern. Dann blickte er mir, auf dem Haupt diese unwahrscheinliche Krone eines orientalischen christlichen Fürsten, in die Augen, lächelte gazellenhaft und sagte leise, aber inständig, zu mir an der Bande:
Pregate per noi! - Betet für uns!
Und ich erwiderte diesen Brüdern, die mir heute so nahe in der Liebe wurden: Preghiamo per voi! Wir beten für euch.
ElsaLaska - 10. Okt, 21:53
Hach ...
Das war natürlich, als Benedikt vorüberging.