Donnerstag
Zeno schnitt gerade den Kalbsbraten in papierdünne Scheiben, als Lorenzo wieder hereinpolterte, das weiße Hemd über der Hose und Schweißflecke unter den Achseln.
„Estefanio war nicht zu Hause!“, war sein allererster, atemlos vorgetragener Satz. Er feuerte das Etui auf den Tisch und erklärte, er sei den ganzen Weg zu Estefanios Wohnung und wieder zurück gejoggt, lobte Zenos Bemühungen um den vitello tonnato und verschwand in Richtung Bad, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.
Zeno lockerte seinen Hemdkragen und schaute mich forschend an: ich widmete mich konzentriert der Aufgabe, die tonnata-Schüssel mit einem Löffel säuberlich auszukratzen.
„Was ist in dem Etui?“, fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. Zeno nahm mir ungeduldig die Schüssel weg.
„Fragen Sie doch Ihren Freund“, murrte ich schließlich. Also hämmerte er gegen die Zimmertüre, bis diese sich öffnete und Lorenzo mit nacktem schweißbedecktem Oberkörper erschien.
„Ein Schlüssel für eine Wohnung mit Tiberblick“, erklärte er genervt, ob er jetzt duschen dürfe?
Aber das sei ja ein seltener Glücksfall, solche Wohnungen seien doch praktisch gar nicht zu bekommen, rief Zeno aus, wem sie denn gehöre. Lorenzo stützte die Hände in die Hüften und wies mit einem ironischen Kopfnicken zu mir hinüber. Ich starrte ihn, den Mayonnaiselöffel im Mund, entgeistert an.
„Meraviglioso!“, schrie Zeno und hüpfte vor Freude auf und ab. „Du kennst doch Isotta, die Cousine von Fausto dem Schwachsinnigen? Du weißt schon, die-“, an dieser Stelle deutete er mit einer ausladenden Handbewegung vor seiner Brust die imaginäre Fülle weiblicher Formen an. „Ihre Schwiegertochter hat die Trattoria in der Stadtmauer von Urbino, ganz in der Nähe des Palazzo Ducale, naja, und die überlegen, ob sie nicht nach Rom gehen sollen, aber sie finden einfach keine schöne Wohnung. Wenn Elsa ihr die Wohnung überlässt, natürlich gegen eine angemessene Miete, habe ich eine gute Verhandlungsbasis für die Pacht, de i n e Pacht. D E I N E Trattoria, du Glückspilz!“ Er stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte dem Glückspilz einen Schmatz auf die Stirn.
Lorenzo warf ihm einen Mörderblick zu, drehte sich auf der Stelle um und knallte mit der Türe.
„Aber was hat er denn jetzt, das ist doch geradezu ideal? Eine solche Gelegenheit kann man doch nicht ... Das gibt es doch nie wieder!“ Zeno kratzte sich nachdenklich am Kopf, holte den Ferrari Spumante aus dem Kühlschrank und stellte zwei Gläser vor uns hin.
Ich nahm den Löffel aus dem Mund. „Ich wusste gar nicht, dass Sie nebenher makeln.“
Er ließ den Korken knallen. „Naja, das war auch mein erster Versuch, und so wie es ausschaut“, er schüttelte den Kopf, „verbringt mein bester Freund lieber sein Leben damit, schlecht gelaunt in Abendgarderobe quer durch die città del vaticano zu joggen, anstatt endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Porca miseria!“
Wir prosteten uns schweigend zu.
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„Estefanio war nicht zu Hause!“, war sein allererster, atemlos vorgetragener Satz. Er feuerte das Etui auf den Tisch und erklärte, er sei den ganzen Weg zu Estefanios Wohnung und wieder zurück gejoggt, lobte Zenos Bemühungen um den vitello tonnato und verschwand in Richtung Bad, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.
Zeno lockerte seinen Hemdkragen und schaute mich forschend an: ich widmete mich konzentriert der Aufgabe, die tonnata-Schüssel mit einem Löffel säuberlich auszukratzen.
„Was ist in dem Etui?“, fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. Zeno nahm mir ungeduldig die Schüssel weg.
„Fragen Sie doch Ihren Freund“, murrte ich schließlich. Also hämmerte er gegen die Zimmertüre, bis diese sich öffnete und Lorenzo mit nacktem schweißbedecktem Oberkörper erschien.
„Ein Schlüssel für eine Wohnung mit Tiberblick“, erklärte er genervt, ob er jetzt duschen dürfe?
Aber das sei ja ein seltener Glücksfall, solche Wohnungen seien doch praktisch gar nicht zu bekommen, rief Zeno aus, wem sie denn gehöre. Lorenzo stützte die Hände in die Hüften und wies mit einem ironischen Kopfnicken zu mir hinüber. Ich starrte ihn, den Mayonnaiselöffel im Mund, entgeistert an.
„Meraviglioso!“, schrie Zeno und hüpfte vor Freude auf und ab. „Du kennst doch Isotta, die Cousine von Fausto dem Schwachsinnigen? Du weißt schon, die-“, an dieser Stelle deutete er mit einer ausladenden Handbewegung vor seiner Brust die imaginäre Fülle weiblicher Formen an. „Ihre Schwiegertochter hat die Trattoria in der Stadtmauer von Urbino, ganz in der Nähe des Palazzo Ducale, naja, und die überlegen, ob sie nicht nach Rom gehen sollen, aber sie finden einfach keine schöne Wohnung. Wenn Elsa ihr die Wohnung überlässt, natürlich gegen eine angemessene Miete, habe ich eine gute Verhandlungsbasis für die Pacht, de i n e Pacht. D E I N E Trattoria, du Glückspilz!“ Er stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte dem Glückspilz einen Schmatz auf die Stirn.
Lorenzo warf ihm einen Mörderblick zu, drehte sich auf der Stelle um und knallte mit der Türe.
„Aber was hat er denn jetzt, das ist doch geradezu ideal? Eine solche Gelegenheit kann man doch nicht ... Das gibt es doch nie wieder!“ Zeno kratzte sich nachdenklich am Kopf, holte den Ferrari Spumante aus dem Kühlschrank und stellte zwei Gläser vor uns hin.
Ich nahm den Löffel aus dem Mund. „Ich wusste gar nicht, dass Sie nebenher makeln.“
Er ließ den Korken knallen. „Naja, das war auch mein erster Versuch, und so wie es ausschaut“, er schüttelte den Kopf, „verbringt mein bester Freund lieber sein Leben damit, schlecht gelaunt in Abendgarderobe quer durch die città del vaticano zu joggen, anstatt endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Porca miseria!“
Wir prosteten uns schweigend zu.
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ElsaLaska - 27. Apr, 22:10
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