Donnerstag, 29. März 2007
Ich gebe zu, die Couch hier ist
Rasuls bevorzugter Aufenthalt bei Schlechtwetter.
Wäre die Couch nicht BLAU, sondern sandfarben, könnte man ihn aufgrund seiner Reglosigkeit, seinem WIE-FESTGESCHWEISST-DARAUF-sein, gar nicht mehr WIEDERFINDEN.
Ich würde ständig den Hund suchen.
Auch blöd war
als ich am Sonntag vor der Beerdigung dachte, guck ich mal den Tatort in der ARD - ich habe viel ferngesehen, fernsehen ist eine super Ablenkung, wenn man trauert - und dabei festgestellt, dass es jetzt nur noch rechtsmedizinische Serien, Expertenteams, Cracks, CSI, RSI und GSG 9 (heißen die überhaupt noch so?) im Fernsehen gibt. Also das boomt irgendwie.
Jedenfalls also dachte ich an diesem Sonntag, es war der 11. März, hm, guck halt mal wieder Tatort. Der Tag morgen wird irgendwie schwer genug, lenk dich doch einfach ab. Ist zwar nicht dein Lieblingsteam, aber was soll's auch ...
Super.
Ich steige also in den Tatort ein und ein Beerdigungsunternehmer wird in der Friedhofshalle erschlagen aufgefunden. Ich hatte einen sehr netten Beerdigungsunternehmer, was das Ganze irgendwie nicht besser machte. Von Friedhofshallen wollte ich auch nichts wissen.
Und dann verhören sie also seine Ehefrau in dem Sarglager, das er hat, und ehrlich, ich konnte JEDEN Sarg, jedes Modell, das ins Bild kam, benennen: Eiche geschnitzt, Buche, das ist ein Einäscherungssarg, das eine Sonderanfertigung, ich kannte sie ALLE.
Wirklich eine TOLLE Ablenkung war das. Sogar Papas Sarg war im Bild - Buche, mit diesen schwarz-messing -geflammten Griffen, ohne Schnitzerei. Daneben das Modell, das ich auch noch in Erwägung zog, auch Buche, aber mit Holzgriffen.
Ich konnte mal wieder SO RICHTIG ABSCHALTEN, ehrlich.
Siemens II - diesmal deskriptiv
Das Beispiel Sanmina SCI,nur eines von vielen, kommt erst gar nicht in die überregionale Presse, sind ja nichtmal 300 Beschäftigte, die hier mal wieder über die Klinge springen durften. Fast 300 Siemensabfindungen gespart, Arbeitern und Angestellten mit Familie (meinetwegen auch ohne) was vorgelogen und auf Solidarität (Euer Verzicht rettet euren Betrieb und euren Arbeitsplatz!) gekackeiert, dafür aber irgendwelchen Betriebsrätlern 20, 30 Millionen oder meinetwegen dreistellige Millionenschmiergeldsummen gezahlt.
Irgendwo hörts mal auf.
Enteignet Siemens!
Achso, dass "Mutter Sanmina SCI" in den Staaten fette Gewinne AUCH an der Börse einfährt, überrascht natürlich nicht. Da kommen die Verluste in Deutschland eigentlich bilanztechnisch gesehen doch wirklich zum rechten Zeitpunkt. Merkwürdig auch, dass die Leiterplattenbranche in Deutschland boomt und 10 Prozent Umsatzzuwachs hatte. Nur bei Sanmina Deutschland halt nicht.
Stichwort Siemens.
Das Nacht(b)revier ist ja nicht gerade für seine feinsinnigen wirtschaftswissenschaftlichen Analysen bekannt - auch auf anderen Gebieten sind meine Einlassungen wahrscheinlich nicht gerade subtil - und das Banner für mehr soziale Gerechtigkeit sollen bitte andere hochhalten, aber im Falle von Siemens habe ich mir, nach den jüngsten Meldungen (es sollen ja über 34 Millionen Euro Schmiergeld sein - wobei das wurscht ist, über 24 Millionen oder über 34 Millionen sind ja nun wirklich nicht mehr relevant), etwas äußerst Feinsinniges und Plausibles einfallen lassen:
VERSTAATLICHT DEN SCHEISSLADEN DOCH EINFACH! Enteignet SIEMENS!
Und VW gleich noch mit dazu, die tragen ihre Vorstandsgehälter sowieso nur zu osteuropäischen Mädchenhändlern und Prager Zwangsprostituierten.
Die Siemensler aber bestimmt auch. Mindestens ihre tollen Betriebsräte.
Doch nicht alles verloren.
Mir fiel grad noch ein, dass ich ein einziges Fastenziel, allerdings ein inoffizielles, das ich Scipio auf der Mail versprochen hatte, durchgehalten habe wie eine Säule aus dem Tempel von Jerusalem:
Ich bin seit Aschermittwoch nicht mehr auf diese Drecksseite kreuz.net gegangen.
*klopft sich auf die Schulter**ist dem HErrn ein Wohlgefallen*
Alle Fastenziele verfehlt
wegen des privaten Notstandes - da ging es nicht ohne Bier und auch nicht ohne Fleisch - das ist mir schon oft passiert, nicht das mit dem Bier, sondern das mit dem Fleisch. In der Begegnung, naja, sagen wir besser, in der Konfrontation mit dem Tod schreit der Körper nach Fleisch. Vielleicht ist es auch nicht der Körper, sondern das Hirn, die Seele, das Gemüt.
Das Herz kann es nicht sein. So wohlschmeckend Fleisch in Form von Rinderfilet und Lammkotelett ist, rein aus der Herzperspektive bleibt es das Töten und Verzehren von anderen Lebewesen - also nichts wirklich Gutes. Ist also vielleicht im Herzen der wahre Sitz vom Wissen um die Irrelevanz des Todes?
Seit zwei Tagen gibt es übrigens Fisch (jedenfalls als Hauptgang). Würden die Italiener mal weniger guten Parmaschinken oder weniger gute Salami piccante machen, die ich so gerne als Antipasti mit schwarzen Oliven esse, dann bräuchte ich nichtmal Wurst. Aber so ist es halt wie es ist. Genau wie mit dem "Scheiße"-Eintrag. Ich sage wirklich entweder 50mal in einem Satz "Scheiß-" oder ich schweige.
Seit ich hier bin liegen wie mit einem dicken Graphitstift ohne allzu großen Druck hingezeichnete Wolken und Nebel über den Hügeln.
Es nieselt. Komischerweise gefällt dieses Wetter den Vögeln - die sowieso allgemein aufzuatmen scheinen, weil seit 2 Monaten nicht mehr gejagt werden darf. Sie baden in den Pfützen und sind glücklich.
Die Idylle wäre perfekt, wenn nicht in der Hundemeute der Nachbarn ein besonders blöder feiger kleiner Köter wäre, der sich durch die Gitterstäbe des nachbarlichen Hoftores zwängen und dann zu Beginn meiner Zufahrt Position beziehen kann, um mindestens fünf Stunden am Stück durchdringend widerwärtig zu kläffen. Ich liebe Hunde, meine Leser wissen es.
Diesen aber nicht.
Ich könnte mir einen Jagdfalken zulegen und auf miese schwarz-weiß gefleckte kleine Drecksköter abrichten. Ein Rauschen, ein Griff, ein Fiepsen - und Schluss ist es mit dem Dauergekläff.
Dass ich auch schon an Papas Luftgewehr gedacht habe, zeigt nur, WIE penetrant und ausdauernd (und nervenzerrüttend) das schrille Dauergekläff wirklich ist.
Einstweilen pirsche ich mich mit der in Assisi erstandenen (SIC!) Kampfschleuder aus dem Hoftor raus in Richtung Zufahrt und verschieße Kieselsteine.