Es sollte eigentlich ausreichen, wenn man bei fast 40 Grad im Schatten keine Luft mehr bekommt, wegen der Luft gab es dann jedoch Abhilfe am frühen Nachmittag in Form von 45 Grad heißen Orkanböen. Da kapitulierte ich und machte mir ein eiskaltes Bier auf, legte mich apathisch in den Segeltuchstuhl auf der Nordterrasse und betrachtete eine sauber ausdefinierte, aufgequollene Gewitterfront wie aus Zuckerwatte, die mit mächtigem Getöse und Gebraus am ansonsten völlig blauen Himmel gen Meer fuhr.
ElsaLaska - 7. Jul, 21:46
Vergiss Angehörige von Sondereinheiten, Israelis (Pakistanis am besten gleich noch mit dazu), moderne Sicherheitsstandards, internationale Waffengeschäfte, verdeckte Kriegsführung und schreib eine Auferstehungsszene, die sich gewaschen hat.
Jetzt.
ElsaLaska - 7. Jul, 07:30
Aber es ist anstrengend mit den Menschen. Bei manchen frage ich mich, wie ihr Innenleben wohl aussieht - ob es überhaupt stattfindet? Man setzt wieder und wieder an mit einer nett gemeinten Bemerkung oder einer Frage, und es ist kein Schwung da, kein Enthusiasmus, und dann wieder bei anderen, da genügt nur der Hinweis auf Sicherheitstechnik und Israel irgendwie einen Gedankenflug von mir und es entfalten sich ganze Romane in meinem Kopf. Am nächsten Morgen bin ich zu leergeträumt, um sie noch zu schreiben. Wieder andere: es war eine Frau, tauchte mit einer solchen grandezza auf, dass ich mich hinterher wunderte, wie schlicht und liebenswert sie war. Früher einmal sehr schön gewesen, dieser Gedanke taucht im Wachbewusstsein hin und wieder auf, aber wenn ich es gezielt ausbombe, dann sehe ich die holografische Schönheit ihrer ganzen Erscheinung, das Stimmige im Wesen und dass sie es eben noch IST. Und weil wir also vier Stunden lang bis Mitternacht gegessen hatten, und ich sorgfältig darauf geachtet hatte, weniger Wein als Wasser dazu zu trinken, sagte ich ihr dann nach dem zweiten Limoncello, was für eine schöne Frau sie sei, warum auch nicht? Auch Frauen sollten sich das untereinander öfter sagen, wenn ich ein Mann gewesen wäre, wäre es natürlich schwieriger geworden, wie kann man als Mann einer Frau sagen, dass sie schön IST, ohne gleich Begehren oder sexuelles Interesse mitzubekunden? Und es sind eh Worte meistens an diejenigen vergeudet, die sowieso bereits fest davon überzeugt sind, es zu sein. Und diese Schönheit meine ich nicht. Jeder Mensch ist schön, wenn er ganz er selbst ist. Das sind die Dinge, die ich früher immer in den Zeitschriften las und die einem nicht weiterhelfen, wenn man unter seinen Pickeln leidet. Mit Pickeln im Gesicht ist es schließlich ganz schlecht mit dem ganz selbst sein.
Wie einem überhaupt immer allerlei im Weg steht, was einem hindert, vollständig im Hier und Jetzt zu sein. Ich hatte mich gar nicht unterhalten wollen und musste trotzdem Konversation machen. Viel glücklicher wäre ich gewesen, wenn man mich mit einem Fotoapparat bewaffnet hätte und ich hätte die Gesellschaft einmal in engeren, einmal in weiteren Kreisen umwandern können und niemand hätte etwas von mir gewollt. Vielleicht wäre mir dann wenigstens gleich klar geworden, was mir auf dem Platz, wenn ich den Kopf ins Genick legte und den Großen Wagen betrachtete, schon dämmerte. Natürlich war ER hiergewesen, der Falkenkaiser, an genau diesem Ort, dieser Stelle, und in einer ebenso heißen und klaren Sommernacht. Ich kann nämlich hin und wieder durch die Zeit sehen. Das geht besonders gut, wenn man wenige Bindungen an seine eigene hat.
Ich könnte in Wirklichkeit ein Mann sein, der dieses Tagebuch führt. Vielleicht sitzt er im Rollstuhl, er ist Witwer, und er schreibt über all diese Dinge. Und er möchte einer bezaubernden Frau, die er gestern auf einem Fest kennen gelernt hat, vielleicht um die 60 wie er, eine Botschaft übermitteln.
Seit Jahren baut er dieses Tagebuch lediglich zu diesen einem Zweck auf. Es ist wie ich gestern zu Hermando sagte, eine tolle Sache, dass du an diesem borgo schon seit dem 12. Jahrhundert gebaut hast, nur damit es nachher perfekt dasteht für diesen einen, besonderen Geburtstag.
Ich glaube ja, die Welt steckt voller Poesie. Bohumil Hrabal dachte das auch. Aber ich habe ihn lange nicht verstanden. Zum Verrücktwerden schön, und nicht dass es so wäre, aber er glaube daran.
Ein Ver-rückter, der beim Taubenfüttern aus dem Fenster fiel. Einem einfach Irren wäre das so nie passiert.
Und was bleibt von dem überirdischen Abend? Zerstochene Finger von fiesen pappadacci-Bissen, blutige Knöchel und Ellbogen. Die Dinger brennen wie Feuer, die Quaddeln, man muss sie zwanghaft wegkratzen und selbst dann jucken sie erbarmungslos weiter. Nein, das ist gut. Das ist gut.
Zum Verrücktwerden gut.
ElsaLaska - 7. Jul, 00:10