Die kleine Wasserweihe - [Beitrag von svashtara]
In der großen Fastenzeit vor Ostern gibt es bei den serbisch orthodoxen Christen die Möglichkeit, den Popen zu sich nach Hause einzuladen, um die kleine Wassersegnung zu erfahren.
Vater Mladen rief mich einige Tage vorher an, um einen Termin abzusprechen. Da unsere Kirchengemeinde mittlerweile sehr groß und natürlich über ganz Köln verstreut ist, versuchen die Popen, die Termine mit den Mitgliedern örtlich zusammenzufassen. Früher kam dafür immer der Pope aus Düsseldorf, da hatten wir auch noch keine eigene Kirche in Köln. Wir waren einfach eine zu kleine Gemeinde. Heute gibt es eine serbisch orthodoxe Kirche in fast jeder größeren Stadt.
Die Wasserweihe hat ihren Ursprung in der ganz frühen Kirchenpraxis, wobei es damals noch keine festen Regeln gab, wann und wo genau sie zu welchen Anlässen durchzuführen war, wohl aber für den Ablauf, der immer bestimmte Gebete und das Eintauchen des Kreuzes in das Wasser vorsah.
Heute kennt man in der orthodoxen Kirche zwei Arten der Wasserweihe:
Die große Wasserweihe, die zwei Mal im Jahr stattfinden, nämlich am Abend vor und am Tag der Theophanie am 19. Januar nach dem neuen Kalender (was nach dem alten dem 06.Januar, also euren Heiligen Drei Königen entspricht). Dieser Tag erinnert an die Taufe Christi im Jordan, weshalb die große Wasserweihe sich nicht so sehr auf das Wasser, sondern mehr auf die Segnung der gesamten Schöpfung bezieht. Sie findet in der Kirche statt, wir nehmen das geweihte Wasser mit nach Hause und halten es über das Jahr in Ehren. Benutzt wird es in großer Not, bei Krankheit oder Angst. Meine Mutter gab mir vor Prüfungen oder wichtigen Terminen immer einen kleinen Schluck davon. Heute nehme ich es bei Erkältungen, wenn ich wichtige Geschäftstermine habe oder ich gebe meinem Hund Femi einen Schuss ins Futter, wenn sie zum Impfen muss.
Die kleine Wasserweihe dagegen kann zu verschiedenen Gelegenheiten stattfinden, zum Beispiel auch am Tag des Schutzpatronenfests. Traditionell hat es sich in der serbisch orthodoxen Kirche eingebürgert, die kleine Wasserweihe zu Hause in der vorösterlichen Zeit durchzuführen, der Pope kann sie aber auch zu anderen Gelegenheiten an nahezu jedem Ort durchführen. Auch dieses Wasser bewahren wir auf, nutzen es jedoch anders. Während der großen Fastenzeit nehmen wir jeden Morgen vor dem Essen einen kleinen Schluck ein. Die Idee hinter der kleinen Wasserweihe vor Ostern ist ja gerade, dass man den größten Feiertag in einem gesegneten Haus feiert. Deshalb ist auch die Fastenzeit und die anschließende Beichte gerade vor Ostern so wichtig.
Mein Hausaltar ist das Zentrum meines Hauses. Dort hängt die Ikone meines Familienschutzpatrons, des Heiligen Dimitri von Thessaloniki, darunter eine Ikone Christi und davor das kandilo, das Ewiglicht. Hier sang Vater Mladen die ersten Gebete der kleinen Wasserweihe. Ich hatte eine Schüssel mit Wasser vorbereitet, in die er während des Gebets das Kreuz und den getrockneten Basilikum eintauchte.
Unsere Gebete sind immer alle gesungen. Früher war altkirchenslavisch die Hauptsprache der serbisch orthodoxen Kirche. Mittlerweile, scheint mir, ist es so, dass gerade Gebete, die hauptsächlich in verschiedenen Feierlichkeiten für die Mitglieder der Kirchengemeinde gesungen werden, zum Beispiel die Gebete zum Schutzpatronenfest, zur Beichte oder für die Toten, partiell in serbischer Sprache gesungen werden. Ebenso das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis, beide werden zur Liturgie von allen Anwesenden in serbischer Sprache gebetet. Die Segnung für das Haus und seine Bewohner sang Vater Mladen also in serbisch, die Gebete für den Heiligen Geist in altkirchenslavisch. Mit Weihrauch und Wasser gingen wir dann durch die Räume des Hauses, in jedem sang der Pope ein Gebet zur Segnung, bis wir wieder am Hausaltar angekommen waren.
Femchen hatte währenddessen leider Gartenarrest, ich hätte nicht riskieren wollen, dass sie Vater Mladen anspringt, aber auch sie wurde im Gebet nicht vergessen.
Es ist eine wunderbare Erfahrung, die kleine Wasserweihe im eigenen Haus zu erleben. Mit ihr wird die Anwesenheit des Lebendigen Gottes einfach spürbar. Es ist schwierig, das zu erklären, aber mein Haus wird durch die Segnung für mich zu einem heiligen Ort, zu einem Platz, an dem ich mich wohlfühle, weil ich die Liebe Gottes darin spüre.
Das frische Wasser habe ich mittlerweile in das dafür vorgesehene Gefäß zur Aufbewahrung gefüllt, nehme jeden Morgen einen kleinen Schluck davon.
Im anschließenden Gespräch mit Vater Mladen wies er mich übrigens auf eine besondere Veranstaltung im April hin, nämlich die Ölsegnung. Diese findet sehr selten statt, weil dazu sieben Popen anwesend sein müssen. Ich habe vage Erinnerungen aus der Kindheit daran, deshalb freue ich mich besonders darauf, sie im April mitzuerleben.
Vater Mladen rief mich einige Tage vorher an, um einen Termin abzusprechen. Da unsere Kirchengemeinde mittlerweile sehr groß und natürlich über ganz Köln verstreut ist, versuchen die Popen, die Termine mit den Mitgliedern örtlich zusammenzufassen. Früher kam dafür immer der Pope aus Düsseldorf, da hatten wir auch noch keine eigene Kirche in Köln. Wir waren einfach eine zu kleine Gemeinde. Heute gibt es eine serbisch orthodoxe Kirche in fast jeder größeren Stadt.
Die Wasserweihe hat ihren Ursprung in der ganz frühen Kirchenpraxis, wobei es damals noch keine festen Regeln gab, wann und wo genau sie zu welchen Anlässen durchzuführen war, wohl aber für den Ablauf, der immer bestimmte Gebete und das Eintauchen des Kreuzes in das Wasser vorsah.
Heute kennt man in der orthodoxen Kirche zwei Arten der Wasserweihe:
Die große Wasserweihe, die zwei Mal im Jahr stattfinden, nämlich am Abend vor und am Tag der Theophanie am 19. Januar nach dem neuen Kalender (was nach dem alten dem 06.Januar, also euren Heiligen Drei Königen entspricht). Dieser Tag erinnert an die Taufe Christi im Jordan, weshalb die große Wasserweihe sich nicht so sehr auf das Wasser, sondern mehr auf die Segnung der gesamten Schöpfung bezieht. Sie findet in der Kirche statt, wir nehmen das geweihte Wasser mit nach Hause und halten es über das Jahr in Ehren. Benutzt wird es in großer Not, bei Krankheit oder Angst. Meine Mutter gab mir vor Prüfungen oder wichtigen Terminen immer einen kleinen Schluck davon. Heute nehme ich es bei Erkältungen, wenn ich wichtige Geschäftstermine habe oder ich gebe meinem Hund Femi einen Schuss ins Futter, wenn sie zum Impfen muss.
Die kleine Wasserweihe dagegen kann zu verschiedenen Gelegenheiten stattfinden, zum Beispiel auch am Tag des Schutzpatronenfests. Traditionell hat es sich in der serbisch orthodoxen Kirche eingebürgert, die kleine Wasserweihe zu Hause in der vorösterlichen Zeit durchzuführen, der Pope kann sie aber auch zu anderen Gelegenheiten an nahezu jedem Ort durchführen. Auch dieses Wasser bewahren wir auf, nutzen es jedoch anders. Während der großen Fastenzeit nehmen wir jeden Morgen vor dem Essen einen kleinen Schluck ein. Die Idee hinter der kleinen Wasserweihe vor Ostern ist ja gerade, dass man den größten Feiertag in einem gesegneten Haus feiert. Deshalb ist auch die Fastenzeit und die anschließende Beichte gerade vor Ostern so wichtig.
Mein Hausaltar ist das Zentrum meines Hauses. Dort hängt die Ikone meines Familienschutzpatrons, des Heiligen Dimitri von Thessaloniki, darunter eine Ikone Christi und davor das kandilo, das Ewiglicht. Hier sang Vater Mladen die ersten Gebete der kleinen Wasserweihe. Ich hatte eine Schüssel mit Wasser vorbereitet, in die er während des Gebets das Kreuz und den getrockneten Basilikum eintauchte.
Unsere Gebete sind immer alle gesungen. Früher war altkirchenslavisch die Hauptsprache der serbisch orthodoxen Kirche. Mittlerweile, scheint mir, ist es so, dass gerade Gebete, die hauptsächlich in verschiedenen Feierlichkeiten für die Mitglieder der Kirchengemeinde gesungen werden, zum Beispiel die Gebete zum Schutzpatronenfest, zur Beichte oder für die Toten, partiell in serbischer Sprache gesungen werden. Ebenso das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis, beide werden zur Liturgie von allen Anwesenden in serbischer Sprache gebetet. Die Segnung für das Haus und seine Bewohner sang Vater Mladen also in serbisch, die Gebete für den Heiligen Geist in altkirchenslavisch. Mit Weihrauch und Wasser gingen wir dann durch die Räume des Hauses, in jedem sang der Pope ein Gebet zur Segnung, bis wir wieder am Hausaltar angekommen waren.
Femchen hatte währenddessen leider Gartenarrest, ich hätte nicht riskieren wollen, dass sie Vater Mladen anspringt, aber auch sie wurde im Gebet nicht vergessen.
Es ist eine wunderbare Erfahrung, die kleine Wasserweihe im eigenen Haus zu erleben. Mit ihr wird die Anwesenheit des Lebendigen Gottes einfach spürbar. Es ist schwierig, das zu erklären, aber mein Haus wird durch die Segnung für mich zu einem heiligen Ort, zu einem Platz, an dem ich mich wohlfühle, weil ich die Liebe Gottes darin spüre.
Das frische Wasser habe ich mittlerweile in das dafür vorgesehene Gefäß zur Aufbewahrung gefüllt, nehme jeden Morgen einen kleinen Schluck davon.
Im anschließenden Gespräch mit Vater Mladen wies er mich übrigens auf eine besondere Veranstaltung im April hin, nämlich die Ölsegnung. Diese findet sehr selten statt, weil dazu sieben Popen anwesend sein müssen. Ich habe vage Erinnerungen aus der Kindheit daran, deshalb freue ich mich besonders darauf, sie im April mitzuerleben.
svashtara - 22. Mär, 09:31