Hier wird auf corriere.it
gerade der von mir neulich verlinkte Artikel der taz gemeldet mit der Verteidigung der Berichterstattung von Annozero und dem Journalisten Santoro. Wörtlich wird übersetzt ins Italienische zitiert:
>>Santoro nämlich hatte eines vergessen: Ein Beben in Italien ist schließlich auch ein Beben im Berlusconi-Land. Santoro hätte bloß die TV-Nachrichten auf den drei von Berlusconis Regierungsmehrheit kontrollierten Kanälen der RAI und auf den Berlusconi-Sendern der Mediaset anschauen müssen, um zu begreifen, welcher Ton gefragt ist.<<
Ich hatte heute beim Spaziergang schon darüber nachgedacht, ob die Empörung über Annozero jetzt wirklich mit Berlusconis Medienpolitik zusammenhängt und tendiere dazu, doch eher nein zu sagen. Das ist aber nur meine ganz persönliche Einschätzung. Ich habe schon das Gefühl, dass man hier sensibler ist gegenüber dem, was angemessen ist angesichts einer solchen Katastrophe. Kritischer Journalismus von links gehört nicht unbedingt dazu, die Menschen scheinen in erster Linie einfach gute Nachrichten gebraucht haben, dass man sich kümmert, dass Verantwortliche vor Ort sind, dass zuständige Behörden "an der Arbeit" sind. Also Mut und Hoffnung verbreitet wird. Das ist in Deutschland meinem Eindruck nach anders, etwa als ich die Sendung über den Amoklauf in Winnenden sah, am gleichen Abend noch, fiel mir diese Sucht nach Analysen und kritischem Hinterfragen (die letztlich nur auf Dauergequatsche ohne Punkt und Komma rauslief) doch negativ auf in der direkten zeitlichen Nähe zu dem Mord an soviel Menschen.
Andererseits finde ich es auch wichtig, dass Annozero gewisse Punkte zur Diskussion gestellt hat, die fragwürdig sind. Inwiefern an den Vorwürfen von Annozero aber tatsächlich etwas dran ist, konnte ich noch nicht herausfinden.
Nachtrag: Die haben wohl auch Karikaturen in der Sendung gezeigt, wie Berlusconi als Nero verkleidet mit Harfe in der Hand vor einer Stadt in Trümmern steht und ausruft, dass er ein new town errichten wird. Das ist vielleicht am dritten Tag nach der Katastrophe ein bisschen arg, aber durchaus verkraftbar. Eine weitere Karikatur finde ich allerdings nicht so klasse, eigentlich ist sie ziemlich dumm und, wenn der Karikaturist Vauro jetzt auf seiner Homepage wieder groß die Freiheit der Satire, die ja alles darf einfordert, dann soll er sich mal überlegen, was er da gezeichnet hat am Tag Drei: Eine Reihe von Särgen und ein Männchen mit einer Schaufel, der die Überschrift: Erweiterung der Kubatur ...mit: für die Friedhöfe ... ergänzt. Das ist eine Anspielung auf dieses neue Regelung von Berlusconi, wonach jeder 20 Prozent seines Wohnraumes anbauend erweitern darf.
Da muss ich sagen, ja, Satire darf alles - aber nur, wenn sie auch wirklich Satire ist und nicht einfach nur dummes Trampeltiertum.
Nachtrag II: Der Chef des italienischen Zivilschutzes Bertolaso hat sich heute bei den Medien für ihre Berichterstattung in den Abruzzen bedankt, ausdrücklich auch bei Annozero und Santoro. Es wird heute Abend wohl eine Sendung von Annozero mit einigen Klarstellungen von seiten der protezione civile geben. Da ich italienisches TV soweit es geht boykottiere (auch, um nicht von den Berlusconi-Medien infiltriert zu werden*nickt zur taz rüber*), schenke ich es mir aber, die Sendung anzuschauen.
Nachtrag III: Och Santoro, der Eklat um diese Karikaturen hat aber wirklich nichts mit dem Eklat um die Mohammed-Karikaturen zu tun ... Bei den Mohammed-Karikaturen hat man religiöse Gefühle verletzt und Menschen kamen dabei zu Tode. Bei den Vauro-Karikaturen waren schon ziemlich viele tot, so to say, und die Gefühle der Angehörigen wurden verletzt (jedenfalls bei dieser Kubatur-Karikatur eindeutig).
>>Santoro nämlich hatte eines vergessen: Ein Beben in Italien ist schließlich auch ein Beben im Berlusconi-Land. Santoro hätte bloß die TV-Nachrichten auf den drei von Berlusconis Regierungsmehrheit kontrollierten Kanälen der RAI und auf den Berlusconi-Sendern der Mediaset anschauen müssen, um zu begreifen, welcher Ton gefragt ist.<<
Ich hatte heute beim Spaziergang schon darüber nachgedacht, ob die Empörung über Annozero jetzt wirklich mit Berlusconis Medienpolitik zusammenhängt und tendiere dazu, doch eher nein zu sagen. Das ist aber nur meine ganz persönliche Einschätzung. Ich habe schon das Gefühl, dass man hier sensibler ist gegenüber dem, was angemessen ist angesichts einer solchen Katastrophe. Kritischer Journalismus von links gehört nicht unbedingt dazu, die Menschen scheinen in erster Linie einfach gute Nachrichten gebraucht haben, dass man sich kümmert, dass Verantwortliche vor Ort sind, dass zuständige Behörden "an der Arbeit" sind. Also Mut und Hoffnung verbreitet wird. Das ist in Deutschland meinem Eindruck nach anders, etwa als ich die Sendung über den Amoklauf in Winnenden sah, am gleichen Abend noch, fiel mir diese Sucht nach Analysen und kritischem Hinterfragen (die letztlich nur auf Dauergequatsche ohne Punkt und Komma rauslief) doch negativ auf in der direkten zeitlichen Nähe zu dem Mord an soviel Menschen.
Andererseits finde ich es auch wichtig, dass Annozero gewisse Punkte zur Diskussion gestellt hat, die fragwürdig sind. Inwiefern an den Vorwürfen von Annozero aber tatsächlich etwas dran ist, konnte ich noch nicht herausfinden.
Nachtrag: Die haben wohl auch Karikaturen in der Sendung gezeigt, wie Berlusconi als Nero verkleidet mit Harfe in der Hand vor einer Stadt in Trümmern steht und ausruft, dass er ein new town errichten wird. Das ist vielleicht am dritten Tag nach der Katastrophe ein bisschen arg, aber durchaus verkraftbar. Eine weitere Karikatur finde ich allerdings nicht so klasse, eigentlich ist sie ziemlich dumm und, wenn der Karikaturist Vauro jetzt auf seiner Homepage wieder groß die Freiheit der Satire, die ja alles darf einfordert, dann soll er sich mal überlegen, was er da gezeichnet hat am Tag Drei: Eine Reihe von Särgen und ein Männchen mit einer Schaufel, der die Überschrift: Erweiterung der Kubatur ...mit: für die Friedhöfe ... ergänzt. Das ist eine Anspielung auf dieses neue Regelung von Berlusconi, wonach jeder 20 Prozent seines Wohnraumes anbauend erweitern darf.
Da muss ich sagen, ja, Satire darf alles - aber nur, wenn sie auch wirklich Satire ist und nicht einfach nur dummes Trampeltiertum.
Nachtrag II: Der Chef des italienischen Zivilschutzes Bertolaso hat sich heute bei den Medien für ihre Berichterstattung in den Abruzzen bedankt, ausdrücklich auch bei Annozero und Santoro. Es wird heute Abend wohl eine Sendung von Annozero mit einigen Klarstellungen von seiten der protezione civile geben. Da ich italienisches TV soweit es geht boykottiere (auch, um nicht von den Berlusconi-Medien infiltriert zu werden*nickt zur taz rüber*), schenke ich es mir aber, die Sendung anzuschauen.
Nachtrag III: Och Santoro, der Eklat um diese Karikaturen hat aber wirklich nichts mit dem Eklat um die Mohammed-Karikaturen zu tun ... Bei den Mohammed-Karikaturen hat man religiöse Gefühle verletzt und Menschen kamen dabei zu Tode. Bei den Vauro-Karikaturen waren schon ziemlich viele tot, so to say, und die Gefühle der Angehörigen wurden verletzt (jedenfalls bei dieser Kubatur-Karikatur eindeutig).
ElsaLaska - 16. Apr, 19:22