Religiöses Monopol vs. Religiöse Vielfalt.
Auf seinem mit dem Scilogs-Preis 2009 ausgezeichneten religionswissenschaftlichen Blog "Natur des Glaubens" geht Dr. Blume der Aussage einer Leserin nach, welche konstatiert, dass in ihrem Wohnort, einem Dorf in Bayern, die katholische Kirche sich zu einem "inhaltsleeren Machtapparat" entwickelt habe, der zwar eifersüchtig seine Pfründe hütet, aber nicht einmal mehr imstande ist, einen vernünftigen Religionsunterricht anzubieten, und schon gar nicht als einen Ort der Nächstenliebe gelten kann.
Subjektives Empfinden gilt als subjektives Empfinden und braucht deshalb von mir nicht bewertet oder kommentiert zu werden.
Interessant aber ist, was Dr. Blume in religionswissenschaftlicher Hinsicht zu dieser Wahrnehmung beizutragen hat. Er führt zum Beispiel die zunehmende Säkularisierung, die wir auch innerhalb der Kirche beklagen [und gerne auch mal zu Recht oder auch Unrecht auf Vaticanum II zurückführen] auf die in den letzten Jahrzehnten erheblich verbesserte soziale Sicherheit, höherem Wohlstand und breitere Bildung zurück. Für uns interessant ist auch, dass er sowohl die Betonung von traditionellen religiösen Formen wie auch der Versuch, sich an den Zeitgeist anzupassen, den die Kirchen unternahmen, als nicht absolut Erfolg versprechend sieht.
Weiter schreibt er:
"Sie [die religiösen Milieus in Europa] waren durch Monopole oder Kartelle weniger, steuerfinanzierter Großanbieter geprägt. Und das hieß schlicht: Es entstand wenig lebendiger Wettbewerb und für die Kirchenfunktionäre bestand auch wenig Anreiz, sich zu engagieren. Ein Prediger in den USA, der sein Gotteshaus nicht füllt, oder eine Religionslehrerin, die die ihr anvertrauten Schülerinnen und Schüler langweilt, riskiert ihren Job. In Deutschland halsen sich die gleichen Berufe mit guten Predigten und Extra-Engagement dagegen allenfalls Extraarbeit (und manchmal Kollegenneid) ein, Karriere machten Theologen in schwerfälligen Bürokratien häufiger durch komplexe Theorien und vor allem Gremien- und Lobbyarbeit."
Im Modell der religiösen Vielfalt, dem "freien Wettbewerb der Religionen", beschreibt Dr. Blume die Situation, wie wir sie heute schon in zahlreichen europäischen Städten vorfinden.
Ohne wirklich zu denken, dass sich die katholische Kirche nun mit aufgekrempelten Hemds- pardon! - Soutanenärmeln in diesen Wettbewerb werfen müsste (das überlasse ich denen, die tatsächlich meinen, wenn sie die Liturgie profanieren und entheiligen, müssten sie sie attraktiver machen - dabei vergraulen sie nur die wenigen echten Gottsucher, die überhaupt noch geblieben sind in dieser atheistischen Wüste), meine ich aber doch, dass wir Katholiken stärker unsere "Verkaufsargumente" unterstreichen sollten.
Wir haben nämlich die besten von allen. Und natürlich meine ich damit nicht "Hands in the air- Move your ass - Shake your body, yeah"-Messen aller Arten. Sondern das konsequente Eintreten für die Würde des menschlichen Lebens vom Anbeginn an bis zum Ende, der Rückgriff auf die immense Fülle von vorbildhaften Heiligen, den intellektuellen, geisteswissenschaftlichen und kulturellen Reichtum des Katholizismus, die Fokussierung auf Gott, seine Gesetze und seine Offenbarung, die gewachsenen, tief verwurzelten Formen bereichernder Volksbräuche, Riten, Prozessionen u.v.a.m.
Welche Kirche ist imstande, dem Fragenden, dem Suchenden, dem Zweifelnden, der ihr Gotteshaus betrifft und die Frage stellt: "Wo ist Gott?" an der Hand zu nehmen, zum Tabernakel zu führen, vor dem das ewige Licht brennt und anzeigt, dass er Wohnung nehmen wollte unter den Menschen und immer noch nimmt? Die ihm anbieten kann, bei der Aussetzung des Allerheiligsten dabei zu sein und Gott selbst zu begegnen? Nicht seinem Abbild, nicht einer Darstellung oder einem Symbol, sondern als reale Präsenz, die der Sucher in seiner Meditation und Anbetung tatsächlich erfahren kann?
Denn, wenn es den von Dr. Blume konstatierten Wettbewerb der Religionen gibt, dann hilft der katholischen Kirche nur eine einzige Maßnahme: Schärfung des Profils (mehr Heiligkeit, authentische Priester, ernsthafte Liturgie und Ehrfurcht vor der Realpräsenz - materialiter wie formaliter).
Und nicht etwa Anbiederung und Anpassung, nicht Masochismus ("Ich bin katholisch und entschuldige mich für die Strapazen"), nicht Protestantisierung, und vor allem kein "Ja, wir meinen es ja gar nicht so".
Wären das die Prinzipien der ersten Christen gewesen, die sich schließlich ebenfalls einem gigantischen Basar der Religionen und Anschauungen ausgesetzt sahen, gäbe es heute eine ganze Zivilisation nicht - eine, die vielleicht manches Mal auch nicht viel besser war als alle anderen, aber in der sich auch heute noch ziemlich viele Leute, mithin auch Andersgläubige und Atheisten, sehr wohl und relativ frei fühlen dürfen.
Subjektives Empfinden gilt als subjektives Empfinden und braucht deshalb von mir nicht bewertet oder kommentiert zu werden.
Interessant aber ist, was Dr. Blume in religionswissenschaftlicher Hinsicht zu dieser Wahrnehmung beizutragen hat. Er führt zum Beispiel die zunehmende Säkularisierung, die wir auch innerhalb der Kirche beklagen [und gerne auch mal zu Recht oder auch Unrecht auf Vaticanum II zurückführen] auf die in den letzten Jahrzehnten erheblich verbesserte soziale Sicherheit, höherem Wohlstand und breitere Bildung zurück. Für uns interessant ist auch, dass er sowohl die Betonung von traditionellen religiösen Formen wie auch der Versuch, sich an den Zeitgeist anzupassen, den die Kirchen unternahmen, als nicht absolut Erfolg versprechend sieht.
Weiter schreibt er:
"Sie [die religiösen Milieus in Europa] waren durch Monopole oder Kartelle weniger, steuerfinanzierter Großanbieter geprägt. Und das hieß schlicht: Es entstand wenig lebendiger Wettbewerb und für die Kirchenfunktionäre bestand auch wenig Anreiz, sich zu engagieren. Ein Prediger in den USA, der sein Gotteshaus nicht füllt, oder eine Religionslehrerin, die die ihr anvertrauten Schülerinnen und Schüler langweilt, riskiert ihren Job. In Deutschland halsen sich die gleichen Berufe mit guten Predigten und Extra-Engagement dagegen allenfalls Extraarbeit (und manchmal Kollegenneid) ein, Karriere machten Theologen in schwerfälligen Bürokratien häufiger durch komplexe Theorien und vor allem Gremien- und Lobbyarbeit."
Im Modell der religiösen Vielfalt, dem "freien Wettbewerb der Religionen", beschreibt Dr. Blume die Situation, wie wir sie heute schon in zahlreichen europäischen Städten vorfinden.
Ohne wirklich zu denken, dass sich die katholische Kirche nun mit aufgekrempelten Hemds- pardon! - Soutanenärmeln in diesen Wettbewerb werfen müsste (das überlasse ich denen, die tatsächlich meinen, wenn sie die Liturgie profanieren und entheiligen, müssten sie sie attraktiver machen - dabei vergraulen sie nur die wenigen echten Gottsucher, die überhaupt noch geblieben sind in dieser atheistischen Wüste), meine ich aber doch, dass wir Katholiken stärker unsere "Verkaufsargumente" unterstreichen sollten.
Wir haben nämlich die besten von allen. Und natürlich meine ich damit nicht "Hands in the air- Move your ass - Shake your body, yeah"-Messen aller Arten. Sondern das konsequente Eintreten für die Würde des menschlichen Lebens vom Anbeginn an bis zum Ende, der Rückgriff auf die immense Fülle von vorbildhaften Heiligen, den intellektuellen, geisteswissenschaftlichen und kulturellen Reichtum des Katholizismus, die Fokussierung auf Gott, seine Gesetze und seine Offenbarung, die gewachsenen, tief verwurzelten Formen bereichernder Volksbräuche, Riten, Prozessionen u.v.a.m.
Welche Kirche ist imstande, dem Fragenden, dem Suchenden, dem Zweifelnden, der ihr Gotteshaus betrifft und die Frage stellt: "Wo ist Gott?" an der Hand zu nehmen, zum Tabernakel zu führen, vor dem das ewige Licht brennt und anzeigt, dass er Wohnung nehmen wollte unter den Menschen und immer noch nimmt? Die ihm anbieten kann, bei der Aussetzung des Allerheiligsten dabei zu sein und Gott selbst zu begegnen? Nicht seinem Abbild, nicht einer Darstellung oder einem Symbol, sondern als reale Präsenz, die der Sucher in seiner Meditation und Anbetung tatsächlich erfahren kann?
Denn, wenn es den von Dr. Blume konstatierten Wettbewerb der Religionen gibt, dann hilft der katholischen Kirche nur eine einzige Maßnahme: Schärfung des Profils (mehr Heiligkeit, authentische Priester, ernsthafte Liturgie und Ehrfurcht vor der Realpräsenz - materialiter wie formaliter).
Und nicht etwa Anbiederung und Anpassung, nicht Masochismus ("Ich bin katholisch und entschuldige mich für die Strapazen"), nicht Protestantisierung, und vor allem kein "Ja, wir meinen es ja gar nicht so".
Wären das die Prinzipien der ersten Christen gewesen, die sich schließlich ebenfalls einem gigantischen Basar der Religionen und Anschauungen ausgesetzt sahen, gäbe es heute eine ganze Zivilisation nicht - eine, die vielleicht manches Mal auch nicht viel besser war als alle anderen, aber in der sich auch heute noch ziemlich viele Leute, mithin auch Andersgläubige und Atheisten, sehr wohl und relativ frei fühlen dürfen.
ElsaLaska - 24. Aug, 20:31