Ein Auszug aus einem
kath.net-Beitrag.
>>Auch zur "Alten Messe" nahm Erzbischof Zollitsch Stellung. Wörtlich meinte er: "Ich habe selbst die alte Form erlebt. Wenn ich zurückdenke: Wir haben als Jugendliche dafür gekämpft, die Gemeinschaftsmesse feiern zu dürfen. Warum? Weil wir das Latein nicht verstanden haben. Die Liturgiereform war eine gute Reform.
Es sind sehr kleine Gruppen, die sich seit der Entscheidung des Papstes, die tridentinische Messe wieder zu gestatten, gemeldet haben. Wir wollen abwarten, wie die Entwicklung weitergeht.
Inwieweit ist das Nostalgie, inwieweit ist das Neugierde?
Mir ist wichtig: Der Gottesdienst muss zur innersten Begegnung mit Gott führen. In diesem Sinne muss ich einen Gottesdienst mit Freuden und innerer Anteilnahme feiern können."<<
Ich wollte erst meine Anmerkungen in eckigen Klammern einfügen, aber dann dachte ich mir, dass das vielleicht aussieht wie eine Respektlosigkeit, wenn ich derart dazwischenquatsche. Also meine Anmerkungen hier separat.
- Was ich zunächst nicht verstehe, ist der Ausdruck "Gemeinschaftsmesse". Ich erlebe jede Form des römischen Ritus innerhalb einer Gemeinschaft und nicht als eine Versammlung von Autisten. Jede, das heißt, auch die außerordentliche Form. Liturgie bedeutet schließlich nichts anders als den gemeinschaftlichen Dienst des Volkes zur Verehrung Gottes.
- Dass Latein nicht jeder versteht, nichtmal, wenn er das Kleine Latinum besitzt, das ist schon so. Ich dachte nur immer, dass die alte Garde der Katholiken die wesentlichen lateinischen Teile der Messe sowieso in der Schule gelernt hatte. Da in der Zeit vor der Reform durchaus noch Latein einen höheren Stellenwert im Bildungswesen hatte, als heute, stelle ich es mir sogar als sehr wahrscheinlich vor, dass irgendjemand imstande gewesen ist, die lateinischen Texte des Ordinariums (nennt man es so? die feststehenden Teile?), zu übersetzen und zweisprachig nebeneinander zu stellen. Vielleicht verkläre ich jetzt aber auch die Bildungslandschaft der Fünfziger oder Sechziger Jahre. Möglich. Ein Problem ist auf jeden Fall die Lesung, diese konnte aber auch zweisprachig erfolgen, wenn ich mich nicht vollständig täusche, und sie erfolgt auch zweisprachig in einigen altrituellen Gemeinschaften (was nicht automatisch FSSPX-Gemeinschaften bedeutet).
- Soweit ich informiert bin, wurde Latein sowieso nie abgeschafft, auch in der Reform nicht?
- Die Liturgiereform war eine gute Reform. Wie das, wenn sie das unverständliche Latein doch gar nicht abgeschafft hat? Es gibt differenzierte Stellungnahmen dazu, auch von Reformbefürwortern.
- Es sind sehr kleine Gruppen ... Eine quantité negotiable hoffentlich nicht. Und bedürfen also "sehr kleine Gruppen" nicht auch eines Hirten? Brauchen sie nicht auch bischöflichen Zuspruch und Unterstützung? Die kleine altrituelle Gemeinschaft in der Diözese Speyer etwa, eine der sehr kleinen Gruppen, die direkt von Speyer aus betreut werden. Und, das fällt natürlich nicht in den Zuständigkeitsbereich der DBK (Hallo Weltkirche!), die neun Millionen Italiener, die sich im Oktober bei einer Umfrage dahingehend äußerten, dass sie eine Alte Messe in ihrer Gemeinde begrüßen würden?
- Wir wollen abwarten ... Seit dem Motu proprio hat sich die Zahl der gefeierten Messen im außerordentlichen Ritus um wieviel vervielfacht? Ich glaube, verdoppelt, nagelt mich nicht fest. Handelte es sich um einen DAX-notierten Wert wäre das eine immense Steigerung. Die Begeisterung für die Alte Messe - nur eine Börsenblase?
- Inwieweit ist das Nostalgie? Insoweit es sich um einen gültigen römischen Ritus handelt, der gleichberechtigt neben der ordentlichen Form steht, die immerhin erst 40 Jahre alt ist. Der große Künstler inspiriert hat. Wer kann den Ulysses lesen, ohne zu verstehen, was die Alte Messe feiert? Nicht, dass ich das wollte, ich finde den Ulysses grauenhaft, aber er steht hier nur als Beispiel für ... einen nostalgischen Kulturbegriff?
Eine Liturgieform der katholischen Kirche ist doch niemals retro. Wir sprechen hier doch nicht, bei allem Respekt, von unserer alten YPS-Hefte-Sammlung oder unserem Bonanza-Rad aus den Siebzigern ...
- "Mir ist wichtig: Der Gottesdienst muss zur innersten Begegnung mit Gott führen. In diesem Sinne muss ich einen Gottesdienst mit Freuden und innerer Anteilnahme feiern können."
Genau. Und von einem Bischof, der für die DBK spricht, kann ich, bei allem Respekt, auch erwarten, dass er dies den Schäfchen, die sich für eine Form der Liturgie stärker begeistern als jetzt er für sich halt persönlich, auch nicht abspricht - auch nicht indirekt oder in einer Andeutung. Es ist tatsächlich möglich, dass die Feier der Alten Messe mit Freude und innerer Anteilnahme vollzogen wird, und nicht etwas aus Nostalgie oder Neugierde.
Es ist genauso möglich, die neue Messe so zu feiern. Und wenn sie denn auch noch tatsächlich häufiger so gefeiert werden würde (jedenfalls von seiten der Zelebranten), gäbe es viel weniger Verdruss in diesem Zusammenhang. Und ich erwähne hier jetzt auch ausdrücklich die wunderbar gefeierte NO-Messe in Kloster Waghäusel, die ich unheimlich gerne besuche, wenn ich kann - damit mir hier nicht wieder Stimmungsmache gegen den neuen Ritus vorgeworfen wird. Im Übrigen wollte ich auch keine Stimmung gegen EB Zollitsch machen, sondern nur ein paar Anmerkungen loswerden.
Update: Und hier gibt es noch was
von Marcus mit c vom St. Irenäus-Blog dazu, und er benutzt all die herrlichen Fachbegriffe, die ich leider nie parat habe.