Thomas E. Woods jr., US-amerikanischer Historiker und Bestsellerautor, stellte bei seinen eigenen Studenten immer wieder fest, dass sie mehr oder weniger glaubwürdigen Geschichten vertrauten, die man ihnen an der High School über die katholische Kirche erzählt hatte: Ein System voller Korruption, Ignoranz, Unterdrückung, Borniertheit und Stagnation. Dabei hatte doch gerade die jüngere Geschichtsforschung neueste Zahlen und Fakten etwa bezüglich der Inquisition auf den Tisch gelegt, die bewiesen, dass sie nicht annähernd so grausam vorging, wie man es populärwissenschaftlich so gerne darzustellen pflegte. Gegenüber den rechtlichen Gepflogenheiten aus der Zeit vor der Inquisition (Gottesurteil, Zwang zum Beweis der Unschuld des Beklagten anstatt Erweis seiner Schuld durch anerkannte Autorität etc.), stellten die von Papst Gregor IX. eingeführten Maßnahmen eine deutliche Verbesserung in der Rechtsprechung dar. In der Folge schließlich entwickelte sich gar durch die Einführung und den Ausbau des Kirchenrechtes, des kanonischen Rechtes, unsere heutige westliche Gesetzgebung.
Doch selbst dieser Umstand wird gemeinhin erst gar nicht zur Kenntnis genommen. Die Irrtümer und Fehlmeinungen zur katholischen Kirche und der Rolle, die sie in der Geschichte des Abendlandes gespielt hat, sind Legion, werden nichtsdestotrotz sogar an den meisten Schulen gelehrt - und sind manchen Zeitgenossen so liebgeworden, dass sie sich selbst durch historische Faktenlagen und deren objektive Betrachtung auf keinen Fall von ihrer ablehnenden Haltung trennen mögen.
Für solche Menschen ist dieses Buch
nicht gedacht. Woods schreibt für neugierige und aufgeschlossene Leser, die bereit sind, ihrem Blickwinkel auf christliche Antike und europäisches Mittelalter einer gründlichen Revision zu unterziehen und sich über die wahre Sachlage aufklären zu lassen.
Denn die christliche Zivilisation, die katholische Kirche, hat nicht nur schöne Kathedralen gebaut, Kunstwerke geschaffen oder die geistliche Musik vorangebracht.
Sie hat, insbesondere die Mönche und ihre Klöster, das Erbe der Antike bewahren können, erfolgreich verhindert, dass wertvolles Wissen um Land- und Bodenbearbeitung, Bienenzucht, Kalenderwesen, Bierbrauer- und Winzerkunst, Medizin- und Heilwesen, ja, sogar Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben, völlig von der Bildfläche verschwanden.
Sie hat Universitäten gegründet, an denen eine rege Debatten- und Diskussionskultur herrschte und fast uneingeschränkte Lehrfreiheit. Auf diesen Grundlagen aufbauend, die den Wert der menschlichen Vernunft stets betonten, konnten sich die modernen Wissenschaften erst entwickeln.
Grundlegende Erkenntnisse etwa der Seismologie, der Astronomie und erste Erkenntnisse in der Ökonomie und den Wirtschaftswissenschaften stammten von katholischen Priestern, die in dieser Richtung forschten. Die Entstehung der Naturwissenschaften setzte nämlich den Glauben an einen Schöpfer voraus, der das Universum nach feststehenden Gesetzmäßigkeiten erschaffen hat, die der Mensch ergründen und erkennen kann. Woods weist zu Recht daraufhin, dass dies anderen Kulturkreisen wie etwa dem Islam oder China so nicht gelingen konnte wie dem abendländischen Westen mit seinem Glauben an den Schöpfergott, der alles geordnet und nach sinnvollen Gesetzen eingerichtet hat.
Und schließlich hat die Kirche mit dem radikal neuen Gebot der Nächstenliebe die damalige Welt komplett verändert.
Woods schreibt leicht verständlich, weist auf neueste Quellen hin, beschönigt auch Fehlentwicklungen und katastrophale Irrtümer nicht. Jedoch ist der Verdienst seines Buches, überhaupt erst wieder Fakten und Zusammenhänge aufzuzeigen, die lange Zeit verloren schienen oder absichtlich verdrängt wurden.
Woods Buch eignet sich als hervorragender Einstieg in eine frische Sichtweise auf unsere Kultur und den wesentlichen Anteil der katholischen Kirche, die sie aufgebaut hat.
"Sternstunden statt dunkles Mittelalter ist eine Fundgrube an Informationen und eine Anregung zum Nachdenken über das, was wir der katholischen Lebens- und Denkweise verdanken." Dr. phil. Michael Foley, Baylor University.
Thomas E. Woods jr.: Sternstunden statt dunkles Mittelalter. Die katholische Kirche und der Aufbau der abendländischen Zivilisation.
ISBN 978-3-928272-94-0
Hardcover, 307 Seiten, Kaufpreis: 22 Euro
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