aus verschiedenen Gründen.
Eigentlich wollte ich ja neulich was zum aktuellen motu proprio "Porta fidei" bloggen, aber das hat ein Server-Downtime von twoday.net erfolgreich vereitelt.
Kurz und bündig, der Heilige Vater hat ein Jahr des Glaubens ausgerufen, den Text dazu kann man
auf Deutsch auch hier nachlesen.
Ein bisschen schwummrig wurde es mir allerdings schon, wenn ich an den Verlauf des so optimistisch ausgerufenen Priesterjahres denke. Am Ende lag die Reputation unserer Priester am Boden, nicht wenige wurden verleumdet, beschimpft oder bespuckt für Dinge, die sie persönlich überhaupt nicht zu verantworten hatten. Für die Medien galt auch nicht die jeweils konkrete Einzelperson und ihre degenerierte Sexualitäts- bzw. Autoritätsstörung als Auslöser, sondern ausgerechnet die zölibatäre Lebensform. Gerade so, als ob man Pädophilie oder Ephebophilie dadurch heilen könnte, dass man die Betroffenen verheiratete. Schön wär's! Das wäre ungefähr so, als könne man Gewalt in der Ehe dadurch eindämmen, in dem man die Ehe abschafft. Okay, das war ein Hinkelstein-Vergleich ... Ich muss nicht immer rhetorisch brillant sein.
Auf das Jahr des Glaubens freue ich mich deshalb auch nur bedingt. Wenn alles so läuft, wie ich es gewohnt bin, seit ich katholisch bin, dann wird es viel eher ein Jahr des Sturmangriffs auf den Glauben. Dennoch ist die Idee natürlich bezaubernd als solche.
Dazu gab es dann auch einen kommentierenden Artikel von Dr. Armin Schwibach. Die Lesermeinungen auf kath.net waren sich ein bisschen uneins darüber, ob man das Wort "Birkenstock" oder "Katholikentag" in einem solchen Artikel verwenden solle.
Ich würde mit einem klaren JEIN! antworten.
Die schönste Stelle - literarisch gesehen - kommt sowieso ohne diese Reizworte aus:
>>Die Kirche ist das Fenster, aus dem der göttliche Atem in die Geschichte der Welt weht. Und dieses Fenster droht, durch die Banalität der Christen und ihrer Hirten verdunkelt zu werden, die der Meinung sind, dass gerade dieses Göttliche als Göttliches nicht zumutbar sei und menschlich aufbereitet werden müsse. Aber nur die göttlichere Kirche ist Prinzip und Fundament, kann Ort der Erneuerung des Glaubens sein. Alles andere ist Selbstbetrug. Die säkulare Welt braucht keine christliche Moral, wenn der Glaube an deren Basis ein Optional ist. Es gibt viele andere Moralsysteme, die ähnlich gut funktionieren und sich in den Reigen der relativen Umstände gut einordnen. So wird eine säkularisierte christliche Moral nicht nur zu einem irrationalen Instrument des Ausdrucks von mehr oder minder guten Gefühlen. Sie verliert sich einfach in der Pluralität der Meinungen, insofern sie selbst sich als ebensolche Meinung präsentiert.
Eine Kirche, die meint, sich durch von außen an sie herangetragene Konflikte in ihrem Handeln bestimmen zu lassen, indem sie diese Konflikte zum „Schlachtfeld“ um ihre eigene Identität benutzt, geht fehl und verliert sich. Die Dramatik der Kirche besteht darin, dass sie (wieder) in der Lage sein muss, die wahre, die einzige Frage des Glaubens zu stellen: die Gottesfrage, die Verkündigung des Reiches Gottes. Jeder Christ muss es lernen, sein Ich zurückzusetzen, einen Schritt zurückzugehen, um Christus in die Mitte treten zu lassen.<<
Ganzer Artikel hier.
Dann war da noch die Seite evangelisch.de, die sich bisher völlig darin genügte, offen antikatholisch zu sein. Folgt man
der Argumentation von Josef Bordat in diesem Blogeintrag, könnte man allmählich auf den Gedanken kommen, man habe dort generell mit anderen Christen - insbesondere in Verfolgungssitutationen - auch nicht allzuviel am Hut?
Und dann war da noch - seufz! - Margot Käßmann. Ich weiß, unser Heiliger Vater ist ein ziemlich anspruchsvoller Theologe, dennoch, seine Sprache ist doch meistens derart klar und einfach gehalten, dass man ihm leicht folgen kann. Frau Käßmann hat kein Stück der Konzerthausrede kapiert - hier ist der Beweis:
>>Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat Forderungen nach einer inneren Loslösung der Kirche von der Welt widersprochen. Christen sollten «mitten in der Welt ihr Leben führen und ihre Umgebung, die persönliche wie die politische, nach den Maßstäben Gottes zu gestalten versuchen», sagte sie der in Bonn erscheinenden «Zeit»- Beilage «Christ & Welt» (Donnerstag).<<
[Welcher Gott ist überhaupt gemeint, besides? Die Frage stelle ich mir leider nach der berühmten "Pillenpredigt" immer häufiger!]
Aber dafür fragt sie sich: «Ich wünschte mir, dass sich nicht in der Folge des Papstbesuchs ein Mehltau über die Ökumene legt, weil alle enttäuscht sind über das, was der Papst nicht gesagt hat, und nun nicht wissen, wie sie einander begegnen sollen.»
Ja. Ich werde gleich mal meine protestantische Mamma anrufen und mit ihr die Frage erörtern, was der Papst denn alles nicht gesagt hat. Und ob wir beide überhaupt noch wissen, wie wir uns jetzt begegnen sollen!
Ohne Rücksprache mit meiner sicherlich deswegen zutiefst verunsicherten Mamma zu halten, denke ich, dass ich weiterhin ab und zu mal mit ihr den evangelischen Gottesdienst besuche und sie weiterhin mit mir ab und zu meine katholische Messe.
Dass Margot Käßmann nun auch noch "Luther-Botschafterin der EKD" sein soll, wäre ein endgültiger Grund für mich, zu konvertieren, wenn ich nicht schon konvertiert wäre.
Habe fertisch.