Kleine rote Schokoherzchen
Mamma hatte noch einen Gutschein für ein Geschäft, das Schoko-Spezialitäten, Tee, Wein, Olivenöl und so weiter verkauft. Wir rollerten heute hin.
Sie wollte - unter anderem - sechs in rotes Glanzpapier eingewickelte Schokoherzchen, daumennagelgroß, und die steckte sie sich dann auch in die Jackentasche.
Und zählte auf, an wen sie die verteilen will. An Onkel Ernst, an Romano vom Italiener um die Ecke, an seinen Kellner Fabio, die alle immer total lieb mit ihr umgehen. Onkel Ernst war heute nicht da, also bekam Romano eins, der sie dafür ganz feste umarmte und abbusselte. Und er hatte genug Zeit, oder nahm sie sich jedenfalls, um Mamma nach hinten in die Küche zu rollern, wo Francesca ihres Amtes waltet (beste Miesmuscheln jenseits von Italien und auch sonst eine sehr talentierte Köchin), und die bekam auch noch ein Herzchen in die Hand gedrückt. Großes Juchzen und Lachen nicht nur bei Mamma, auch bei Francesca.
Danach gab es einen überbackenen Schafskäse, den Mamma völlig zufrieden vertilgte.
Es gibt vielleicht ein Glück im Unglück - und wir haben ein wenig davon. ALS macht keine Schmerzen und die spezielle Sorte Demenz, unter der sie leidet, macht sie nicht bösartig, sondern vielmehr glücklich. Auch wenn sie nicht mehr laut lachen kann, kann sie lachen doch noch irgendwie ausdrücken, lautlos, aber mit strahlenden Augen. Die Menschen, die sie kannten, wie sie früher war, kommen manchmal ebensowenig zurecht wie ich damit, wie diese einstmals so energiegeladene und lebhafte Frau sich verändert hat. Aber sie sehen eben nicht nur einen dementen Menschen im Rollstuhl, sondern die Liebe und Güte, die sie immer noch - oder jetzt sogar noch vielmehr - ausstrahlt. Eine Zärtlichkeit, wie sie einem so selbstverständlich und ohne Hintergedanken nur von ganz kleinen Kindern entgegengebracht wird.
Mein Glück ist, dass es Menschen gibt, die dafür noch sensibel genug sind und die schlichten, lieben Gesten und das Strahlen in den Augen einer sehr alten Frau zu erwidern wissen.
Nicht alle sind so. Aber doch genug, die mir helfen, jeden Tag aufs Neue anzugehen mit der Hoffnung darauf, dass es wieder eine schöne Begegnung, ein gelalltes "Bekomm ich ein Eis?", ein "Mjammjam, Kartoffelsuppe!" geben wird, wenn ich ihr den Teller hinstelle.
Und all diese verkrüppelten Menschen, die das verpassen, und Demenzkranke am Liebsten wegspritzen würden, tun mir ehrlich leid.
Sie wollte - unter anderem - sechs in rotes Glanzpapier eingewickelte Schokoherzchen, daumennagelgroß, und die steckte sie sich dann auch in die Jackentasche.
Und zählte auf, an wen sie die verteilen will. An Onkel Ernst, an Romano vom Italiener um die Ecke, an seinen Kellner Fabio, die alle immer total lieb mit ihr umgehen. Onkel Ernst war heute nicht da, also bekam Romano eins, der sie dafür ganz feste umarmte und abbusselte. Und er hatte genug Zeit, oder nahm sie sich jedenfalls, um Mamma nach hinten in die Küche zu rollern, wo Francesca ihres Amtes waltet (beste Miesmuscheln jenseits von Italien und auch sonst eine sehr talentierte Köchin), und die bekam auch noch ein Herzchen in die Hand gedrückt. Großes Juchzen und Lachen nicht nur bei Mamma, auch bei Francesca.
Danach gab es einen überbackenen Schafskäse, den Mamma völlig zufrieden vertilgte.
Es gibt vielleicht ein Glück im Unglück - und wir haben ein wenig davon. ALS macht keine Schmerzen und die spezielle Sorte Demenz, unter der sie leidet, macht sie nicht bösartig, sondern vielmehr glücklich. Auch wenn sie nicht mehr laut lachen kann, kann sie lachen doch noch irgendwie ausdrücken, lautlos, aber mit strahlenden Augen. Die Menschen, die sie kannten, wie sie früher war, kommen manchmal ebensowenig zurecht wie ich damit, wie diese einstmals so energiegeladene und lebhafte Frau sich verändert hat. Aber sie sehen eben nicht nur einen dementen Menschen im Rollstuhl, sondern die Liebe und Güte, die sie immer noch - oder jetzt sogar noch vielmehr - ausstrahlt. Eine Zärtlichkeit, wie sie einem so selbstverständlich und ohne Hintergedanken nur von ganz kleinen Kindern entgegengebracht wird.
Mein Glück ist, dass es Menschen gibt, die dafür noch sensibel genug sind und die schlichten, lieben Gesten und das Strahlen in den Augen einer sehr alten Frau zu erwidern wissen.
Nicht alle sind so. Aber doch genug, die mir helfen, jeden Tag aufs Neue anzugehen mit der Hoffnung darauf, dass es wieder eine schöne Begegnung, ein gelalltes "Bekomm ich ein Eis?", ein "Mjammjam, Kartoffelsuppe!" geben wird, wenn ich ihr den Teller hinstelle.
Und all diese verkrüppelten Menschen, die das verpassen, und Demenzkranke am Liebsten wegspritzen würden, tun mir ehrlich leid.
ElsaLaska - 10. Nov, 23:13
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