Houellebecq, Huysmans und Bloy
>>Huysmans, so meine These [d.h. die des Protagonisten in "Unterwerfung"], war durch und durch Naturalist geblieben, er wollte in seinem Werk die Sprache des Volkes abbilden, er war auf gewisse Art vielleicht sogar der Sozialist geblieben, der als junger Mann an Zolas Abenden in Médan teilgenommen hatte, seine wachsende Verachtung für die Linke war niemals so groß gewesen wie seine anfängliche Aversion gegen den Kapitalismus, das Geld und alles, was mit bürgerlichen Werten gleichzusetzen war - im Grunde war er eine einzigartige Figur, ein christlicher Naturalist. Bloy hingegen, der immerzu nach kommerziellem oder gesellschaftlichem Erfolg gierte, der sich seiner andauernden Neologismen bediente, um aufzufallen, um sich als erleuchteter, verfolgter, geheimnisvoller Spiritueller in Stellung zu bringen, Bloy also hatte sich für eine mystisch-elitistische Position in der literarischen Welt seiner Epoche entschieden und hörte später nicht auf, sich über seinen Misserfolg und die durchaus gerechtfertigte Gleichgültigkeit zu wundern, die seine Verwünschungen hervorriefen. Er war, schrieb Huysmans, "ein Unglücklicher, dessen Hochmut teuflisch und dessen Hass maßlos ist". Tatsächlich war Bloy mir von Beginn an wie der Prototyp des schlechten Katholiken vorgekommen, dessen Glaube und Begeisterung erst in Wallung geraten, wenn seine Gesprächspartner Verdammte sind.<<
Aus: Michel Houellebecq "Unterwerfung"
Aus: Michel Houellebecq "Unterwerfung"
ElsaLaska - 23. Jan, 20:17
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