Warum wird jemand Scharfschütze in der Armee oder einer Miliz?
Das ist für mich keine Frage von Affinität zur Gewalt oder von Pazifismus, das sind für mich existientielle Fragen aus den Grenzbereichen der menschlichen Erfahrung. Hinter all diesen Kämpfern, ob sie nun aus unserer Sicht auf der "richtigen" oder der "falschen" Seite kämpfen, steckt eine Geschichte.
Diese Geschichte ist es meistens wert, erzählt zu werden. In einer Zeit, in der kaum noch die allgemein und allerseits als "gut" betrachteten Kombattanten gewürdigt werden, in einer Zeit, in der alles bereits schon als "Propaganda" abgestempelt wird, was nicht in unser Weltbild passt (und manchmal auch nicht unbedingt zu unrecht, wie ich gerne einräume), in solch einer Zeit, die von Talkshow-Meinungen und Statements aus "fliegenden Blättern" beherrscht wird, interessiert mich das menschliche Element - schlicht aus Gründen der "Schriftstellerei".
Der Poetik. Des Dramas und der Tragödie. Des Menschlichen.
All dies darf bald nicht geäußert werden, denn in diesen Zeiten spielt es keine Rolle mehr, welche Geschichte du zu erzählen hast, sondern nur noch, ob sie gefälligst in das Muster der Gutmeinenden und der politisch opportunen Gegebenheiten und vorherrschenden Agenda passt.
Aus genau diesem Grunde zitiere ich hier nun eine Aussage eines serbischen (ganz schlecht!) Scharfschützen (OMG!), der bei den pro-russischen Separatisten mitkämpft (*Autobahn!*).
Die Geschichte, wie er zum Scharfschützen wurde, hat mich berührt. Sie zeigt, dass Menschen in Extremsituationen manchmal zu extremen Mitteln greifen, die bestimmt viele nicht nachvollziehen und schon gar nicht gutheißen können.
Ich kann sie nachvollziehen - richtig gut finde ich sie auch nicht.
Manchmal aber ist es eben so, dass man andere Leben nur schützen kann und Schlimmeres verhindern, wenn man das tut, was man eben zu tun hat, auch wenn es ziemlich hässlich ist. Genau das ist die psychologische Spannung, die mich interessiert. Denn: Es sind Welten zwischen den Psychopathen, die, angefragt, warum sie unschuldige kleine Kinder erschießen würden (Libanon), lakonisch antworteten: Warum denn nicht?Und Welten zu diesem Mann, der sich auf die Lauer legte und einen anderen Scharfschützen stoppte, der jeden Tag zwei bis drei Frauen und Kinder in einer zivilen Situation umgebracht hat. Ich denke, diesen Unterschied kann man durchaus kapieren, auch wenn man weder mit serbischen Scharfschützen noch ihrer Beteiligung bei pro-russischen Milizen intellektuell einverstanden ist.
>>It’s a widespread opinion that in war, snipers find themselves concealment and from there “calmly” shoot at moving targets by choice. What really is a sniper in war?
This opinion is mistaken. I’m a normal soldier, like others with automatic rifles. I became a sniper by force of circumstances. A sniper at the famous airport in Donetsk was killing two to three civilians a day. For four days they couldn’t get him. In four days that balance had reached twelve killed, and of them only one man – the rest were women and children. I grabbed a sniper rifle and went to wait for him. I studied where he was operating from and designated the point where I’d lie in wait for him. I was lucky that I had calculated correctly and saw him after his first shot. He wasn’t firing anymore after that. Then I was given an assignment to destroy snipers. And that, I suppose, is my main task. Or the hardest one, in any case. Sometimes I read comments in the press that some people see a sniper as murdering civilians. It’s painful to read such things, but as a smart man said, “it’s not important what is said, but who says it.” And so as before, I’m a sniper in a reconnaissance-sabotage brigade named Ryazan in honor of our commander. We were a recon-sabotage group with one armored carrier, and now it’s a brigade with three hundred combatants and solid hardware.<<
Ganzes Interview hier.
Diese Geschichte ist es meistens wert, erzählt zu werden. In einer Zeit, in der kaum noch die allgemein und allerseits als "gut" betrachteten Kombattanten gewürdigt werden, in einer Zeit, in der alles bereits schon als "Propaganda" abgestempelt wird, was nicht in unser Weltbild passt (und manchmal auch nicht unbedingt zu unrecht, wie ich gerne einräume), in solch einer Zeit, die von Talkshow-Meinungen und Statements aus "fliegenden Blättern" beherrscht wird, interessiert mich das menschliche Element - schlicht aus Gründen der "Schriftstellerei".
Der Poetik. Des Dramas und der Tragödie. Des Menschlichen.
All dies darf bald nicht geäußert werden, denn in diesen Zeiten spielt es keine Rolle mehr, welche Geschichte du zu erzählen hast, sondern nur noch, ob sie gefälligst in das Muster der Gutmeinenden und der politisch opportunen Gegebenheiten und vorherrschenden Agenda passt.
Aus genau diesem Grunde zitiere ich hier nun eine Aussage eines serbischen (ganz schlecht!) Scharfschützen (OMG!), der bei den pro-russischen Separatisten mitkämpft (*Autobahn!*).
Die Geschichte, wie er zum Scharfschützen wurde, hat mich berührt. Sie zeigt, dass Menschen in Extremsituationen manchmal zu extremen Mitteln greifen, die bestimmt viele nicht nachvollziehen und schon gar nicht gutheißen können.
Ich kann sie nachvollziehen - richtig gut finde ich sie auch nicht.
Manchmal aber ist es eben so, dass man andere Leben nur schützen kann und Schlimmeres verhindern, wenn man das tut, was man eben zu tun hat, auch wenn es ziemlich hässlich ist. Genau das ist die psychologische Spannung, die mich interessiert. Denn: Es sind Welten zwischen den Psychopathen, die, angefragt, warum sie unschuldige kleine Kinder erschießen würden (Libanon), lakonisch antworteten: Warum denn nicht?Und Welten zu diesem Mann, der sich auf die Lauer legte und einen anderen Scharfschützen stoppte, der jeden Tag zwei bis drei Frauen und Kinder in einer zivilen Situation umgebracht hat. Ich denke, diesen Unterschied kann man durchaus kapieren, auch wenn man weder mit serbischen Scharfschützen noch ihrer Beteiligung bei pro-russischen Milizen intellektuell einverstanden ist.
>>It’s a widespread opinion that in war, snipers find themselves concealment and from there “calmly” shoot at moving targets by choice. What really is a sniper in war?
This opinion is mistaken. I’m a normal soldier, like others with automatic rifles. I became a sniper by force of circumstances. A sniper at the famous airport in Donetsk was killing two to three civilians a day. For four days they couldn’t get him. In four days that balance had reached twelve killed, and of them only one man – the rest were women and children. I grabbed a sniper rifle and went to wait for him. I studied where he was operating from and designated the point where I’d lie in wait for him. I was lucky that I had calculated correctly and saw him after his first shot. He wasn’t firing anymore after that. Then I was given an assignment to destroy snipers. And that, I suppose, is my main task. Or the hardest one, in any case. Sometimes I read comments in the press that some people see a sniper as murdering civilians. It’s painful to read such things, but as a smart man said, “it’s not important what is said, but who says it.” And so as before, I’m a sniper in a reconnaissance-sabotage brigade named Ryazan in honor of our commander. We were a recon-sabotage group with one armored carrier, and now it’s a brigade with three hundred combatants and solid hardware.<<
Ganzes Interview hier.
ElsaLaska - 17. Nov, 18:22
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