Der Hort - Der Meister und Margarita von Michail Bulgakov
>>"Oh dreimal romantischer Meister, wollt Ihr etwa nicht am Tag mit Eurer Gefährtin unter blühenden Kirschbäumen wandeln und am Abend Musik von Schubert hören? Wird es Euch etwa nicht Freude machen, bei Kerzenlicht mit einer Gänsefeder zu schreiben? Möchtet Ihr etwa nicht wie Faust über der Retorte hocken, hoffend, dass es Euch gelinge, einen neuen Homunkulus zu formen? Dort müsst ihr hin! Dort erwartet Euch ein Haus und ein alter Diener, die Kerzen brennen schon, und bald werden sie erlöschen, denn Ihr werdet alsbald den Morgen begrüßen. Diese Straße gehet, Meister! Lebt wohl, für mich ist es Zeit!"
"Lebt wohl!", riefen Margarita und der Meister wie mit einer Stimme.
Da stürzte sich der schwarze Voland hinab in den weglosen Abgrund, und geräuschvoll folgten ihm seine Begleiter. Felsen, Plateau, Mondstraße, Jerschalaim waren nicht mehr da. Auch die Rappen waren verschwunden.
Der Meister und Margarita erblickten den verheißenen Morgen. Er begann unmittelbar nach dem mitternächtlichen Monde. Der Meister schritt mit seiner Gefährtin im Glanz der ersten Morgenstrahlen über eine bemooste Steinbrücke. Der Bach blieb hinter den treuen Liebenden zurück, und sie folgten einem Sandweg.
"Horch, die Stille", sagte Margarita zum Meister, und der Sand knirschte unter ihren bloßen Füßen, "horch und genieße das, was dir nie im Leben gegeben war - die Lautlosigkeit. Schau, dort vorn ist dein ewiges Haus, das du zur Belohnung erhalten hast. Ich sehe schon das venezianische Fenster und die rankenden Reben, die bis zum Dach wachsen. Das ist dein Haus, dein ewiges Haus. Ich weiß, abends werden die zu dir kommen, die du liebst, für die du dich interessierst und die dir keine Unruhe bringen. Sie werden dir vorspielen, sie werden dir vorsingen, und du wirst sehen, was für Licht im Zimmer ist, wenn die Kerzen brennen. Du wirst einschlafen, die unvermeidliche speckige Nachtmütze auf dem Kopf, wirst einschlafen mit einem Lächeln auf den Lippen. Der wird dich kräftigen, und du wirst weise urteilen. Aber wegjagen kannst du mich nicht mehr. Ich werde deinen Schlaf behüten."
So spach Margarita, indes sie mit dem Meister auf ihr ewiges Haus zuging, und es dünkte ihn, als strömten ihre Worte genau so dahin, wie der zurückgebliebene Bache strömte und raunte, und seine Erinnerung, unruhig, wie von Nadeln durchstochen, begann zu erlöschen. Jemand hatte ihn in die Freiheit entlassen, so wie er selbst eben erst den von ihm geschaffenen Helden entlassen hatte. Dieser Held war ins Bodenlose gegangen, und er war gegangen ohne Wiederkehr, der in der Nacht zum Sonntag freigegebene Sohn des Königs und Sterndeuters, der grausame fünfte Prokurator von Judäa, der Ritter Pontius Pilatus.<<
"Lebt wohl!", riefen Margarita und der Meister wie mit einer Stimme.
Da stürzte sich der schwarze Voland hinab in den weglosen Abgrund, und geräuschvoll folgten ihm seine Begleiter. Felsen, Plateau, Mondstraße, Jerschalaim waren nicht mehr da. Auch die Rappen waren verschwunden.
Der Meister und Margarita erblickten den verheißenen Morgen. Er begann unmittelbar nach dem mitternächtlichen Monde. Der Meister schritt mit seiner Gefährtin im Glanz der ersten Morgenstrahlen über eine bemooste Steinbrücke. Der Bach blieb hinter den treuen Liebenden zurück, und sie folgten einem Sandweg.
"Horch, die Stille", sagte Margarita zum Meister, und der Sand knirschte unter ihren bloßen Füßen, "horch und genieße das, was dir nie im Leben gegeben war - die Lautlosigkeit. Schau, dort vorn ist dein ewiges Haus, das du zur Belohnung erhalten hast. Ich sehe schon das venezianische Fenster und die rankenden Reben, die bis zum Dach wachsen. Das ist dein Haus, dein ewiges Haus. Ich weiß, abends werden die zu dir kommen, die du liebst, für die du dich interessierst und die dir keine Unruhe bringen. Sie werden dir vorspielen, sie werden dir vorsingen, und du wirst sehen, was für Licht im Zimmer ist, wenn die Kerzen brennen. Du wirst einschlafen, die unvermeidliche speckige Nachtmütze auf dem Kopf, wirst einschlafen mit einem Lächeln auf den Lippen. Der wird dich kräftigen, und du wirst weise urteilen. Aber wegjagen kannst du mich nicht mehr. Ich werde deinen Schlaf behüten."
So spach Margarita, indes sie mit dem Meister auf ihr ewiges Haus zuging, und es dünkte ihn, als strömten ihre Worte genau so dahin, wie der zurückgebliebene Bache strömte und raunte, und seine Erinnerung, unruhig, wie von Nadeln durchstochen, begann zu erlöschen. Jemand hatte ihn in die Freiheit entlassen, so wie er selbst eben erst den von ihm geschaffenen Helden entlassen hatte. Dieser Held war ins Bodenlose gegangen, und er war gegangen ohne Wiederkehr, der in der Nacht zum Sonntag freigegebene Sohn des Königs und Sterndeuters, der grausame fünfte Prokurator von Judäa, der Ritter Pontius Pilatus.<<
ElsaLaska - 8. Feb, 14:28
Die Passage,
Kein Wunder,
Öhm, herzlichen Dank für deine Mühe! :-)
@Taras
Ob tot oder lebendig, sie haben ihren Hort und Pilatus wandelt ins Gespräch vertieft mit Jeschua auf einem Mondstrahl.
Man muss das literarisch sehen!
@Elsa
Sieh du eben alles literarisch und lass mich es nach meiner Art sehen.
@Taras