Bischof Theophan der Einsiedler: Über das Kreuz [I]
>>Mir sei es ferne, mich einer Sache zu rühmen, außer allein des Kreuzes unseren Herren Jesus Christus, "durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt", sagt der heilige Apostel Paulus (Gal 6,14). Wie mag das sein, dass der heilige Apostel zu einer solchen Einstellung gelangt ist, in der er sich nichts anderem mehr rühmen will als nur des Kreuzes Christi? Das Kreuz ist allerlei Kummer und Angst und Erniedrigung,wie kann man sich dessen rühmen? Und doch rühmt er sich seiner und mit ihm die anderen Apostel und überhaupt alle Kreuzesträger! Wieso kommen sie dazu? Wie lässt sich die Tatsache erklären, dass die gottweisen Männer fähig waren, die tiefe Bedeutung des Kreuzes zu erfassen, dass sie fähig waren, es zu achten und sich sogar zu rühmen, dass sie gewürdigt worden waren, es zu tragen?
Der Grund dazu ist folgender: Statt Enge sahen sie in ihm Weite, statt Bitternis sahen sie Lieblichkeit und Süße, statt Entehrung und Erniedrigung sahen sie Ruhm und Glorie. Darum vermochten sie sich seiner zu rühmen wie jemand anderes, der stolz ist auf irgendeine prachtvolle Auszeichnung. O, wenn doch der Herr auch uns eine solche Einsicht und Gesinnung gäbe, damit wir die Kraft des Kreuzes recht verstehen und empfinden und anfangen mögen, uns seiner zu rühmen! Über die Bedeutung des Kreuzes lässt sich in aller Kürze Folgendes sagen: Der Herr hat das Heilswerk unserer Erlösung durch seinen Kreuzestod vollzogen. Am Kreuz hat er den Schuldschein unserer Sünden zerrissen. Durch das Kreuz hat er uns mit Gott, demVater versöhnt undhat auf uns alle Gnadengaben und himmlische Segnungen herabgeführt. Doch das bezieht sich auf das Kreuz des Herrn an sich. Denn jeder von uns wird nicht anders seiner heilbringenden Kraft teilhaftig, als dass er sein eigenes Kreuz erkennt und es geduldig auf sich nimmt. Das eigene Kreuz eines jeden überträgt, wenn es sich mit dem Christuskreuz vereinigt, die Kraft des Letzeren auf uns und wird für uns eine Art Kanal, durch den sich vom Kreuz Christi her, wie aus einer Quelle, alle guten und vollkommenen Gaben über uns ergießen. Daraus wird ersichtlich, dass unsere eigenen Kreuze im Heilswerk der Erlösung ebenso unerlässlich sind wie das Christuskreuz. So gesehen ist ein jeder Christ von allen Seiten von Kreuzen umgeben, damit er es nicht nötig hat, sich auf der Suche nach einem anzustrengen und nicht fern bleibt von der heilbringenden Kraft des Kreuzes Christi. Man kann es so ausdrücken: Suchst du nach dem Weg, so schweife nicht umher in der Ferne, richte deinen Blick in die Nähe, nach innen, betrachte dein Kreuz, richte dich nach ihm aus und trage es, wie es sich gebührt, in Übereinstimmung mit dem Christuskreuz - und du wirst zum Heil gelangen. <<
Aus: Klaus Kenneth (Hrsg.): Lebensbuch des Bischofs Theophan der Einsiedler. Vom Gebet und vom Tragen des Kreuzes. Paulus Verlag
Der Grund dazu ist folgender: Statt Enge sahen sie in ihm Weite, statt Bitternis sahen sie Lieblichkeit und Süße, statt Entehrung und Erniedrigung sahen sie Ruhm und Glorie. Darum vermochten sie sich seiner zu rühmen wie jemand anderes, der stolz ist auf irgendeine prachtvolle Auszeichnung. O, wenn doch der Herr auch uns eine solche Einsicht und Gesinnung gäbe, damit wir die Kraft des Kreuzes recht verstehen und empfinden und anfangen mögen, uns seiner zu rühmen! Über die Bedeutung des Kreuzes lässt sich in aller Kürze Folgendes sagen: Der Herr hat das Heilswerk unserer Erlösung durch seinen Kreuzestod vollzogen. Am Kreuz hat er den Schuldschein unserer Sünden zerrissen. Durch das Kreuz hat er uns mit Gott, demVater versöhnt undhat auf uns alle Gnadengaben und himmlische Segnungen herabgeführt. Doch das bezieht sich auf das Kreuz des Herrn an sich. Denn jeder von uns wird nicht anders seiner heilbringenden Kraft teilhaftig, als dass er sein eigenes Kreuz erkennt und es geduldig auf sich nimmt. Das eigene Kreuz eines jeden überträgt, wenn es sich mit dem Christuskreuz vereinigt, die Kraft des Letzeren auf uns und wird für uns eine Art Kanal, durch den sich vom Kreuz Christi her, wie aus einer Quelle, alle guten und vollkommenen Gaben über uns ergießen. Daraus wird ersichtlich, dass unsere eigenen Kreuze im Heilswerk der Erlösung ebenso unerlässlich sind wie das Christuskreuz. So gesehen ist ein jeder Christ von allen Seiten von Kreuzen umgeben, damit er es nicht nötig hat, sich auf der Suche nach einem anzustrengen und nicht fern bleibt von der heilbringenden Kraft des Kreuzes Christi. Man kann es so ausdrücken: Suchst du nach dem Weg, so schweife nicht umher in der Ferne, richte deinen Blick in die Nähe, nach innen, betrachte dein Kreuz, richte dich nach ihm aus und trage es, wie es sich gebührt, in Übereinstimmung mit dem Christuskreuz - und du wirst zum Heil gelangen. <<
Aus: Klaus Kenneth (Hrsg.): Lebensbuch des Bischofs Theophan der Einsiedler. Vom Gebet und vom Tragen des Kreuzes. Paulus Verlag
ElsaLaska - 31. Mär, 14:17
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