Dietrich Bonhoeffer, zwei protestantische Pfarrer und ich
In der Leidenszeit von Mamma hat sie der protestantische Pfarrer ihrer Gemeinde in Deutschland zu Hause besucht. Sie hat sich unheimlich gefreut, als ich ihr am Morgen nach dem Frühstück und der üblichen Routine den Besuch auf 11 Uhr ankündigte. Ganz aufgeregt war sie und richtig wibbelig.
Mamma hat viel für ihre Gemeinde gemacht. Waffeln gebacken wenn "Kerwe" war, Pfarrbriefe gefaltet und ausgetragen und last not least - fleißig Kirchenwein getrunken, damit das Dach vom Erlös renoviert werden konnte. Eigentlich habe ich ihr den so gut wie immer weggetrunken, weil es ein feiner Wein war und eine tolle Idee ist, um an Spenden zu kommen.
Der Pfarrer kam also und ich bot Kaffee an. Nun trinken wir Pfälzer den Wein nicht nur aus Schoppengläsern, die man auch als große Blumenvasen nutzen könnte, sondern den Kaffee zumeist auch einfach aus Kaffeebechern. Ich habe zwei ökumenische Becher und einen katholischen in Deutschland.
Auf dem katholischen ist Papst Benedikt abgebildet in vollem Ornat. Auf dem protestantischen stehen Bonhoeffers Worte "Von guten Mächten wunderbar geborgen" und auf dem ökumenischen ist das Emblem der "Heilig-Rock-Wallfahrt" zu sehen, die Mamma tatsächlich einmal unternommen hatte (und wegen der bzw. dem mit ihr verbundenen "besonderen Ablass" ich dem hochwürdigsten Herrn Bischof damals auch einen offenen Brief geschrieben habe).
Also servierte ich Kaffee im Bonhoeffer-Becher und merkte dazu an, dass dies der ökumenische Kaffeebecher sei, den mit Benedikt hätte ich ihm lieber nicht angeboten. Och, sagte er, das hätte mir nichts ausgemacht. Und kam dann sofort auf Franziskus zu sprechen, wie toll der doch sei.
Zum Trauergespräch kam ein Pfarrer in Vertretung. Auch er bekam einen Kaffee, auch er im Bonhoeffer-Becher - die Benedikt-Tasse hätte er nicht so gerne gewollt, merkte er auf mein Sprüchlein an. Das war dann ausgerechnet derjenige, der Mammas Sarg so ausgiebig mit Weihwasser besprengte, weil ich ihm erklärt hatte, dass sie es sehr gemocht hatte, mit Weihwasser (für ihn "Taufwasser") gesegnet zu werden.
Lange Rede kurzer Sinn. Ich werde mich die nächste Zeit verstärkt mit Dietrich Bonhoeffer beschäftigen, der am 7. April seinen 70. Todestag hatte. Den Spruch auf dem Kaffeebecher kennen viele ("Von guten Mächten wunderbar geborgen..."), doch er ist nur der letzte Absatz eines insgesamt herrlichen geistlichen Liedes. Deshalb war mir heute danach, es einmal wieder ganz zu posten. Es ist so schön, dass man es eigentlich jeden Tag lesen sollte.
Dietrich Bonhoeffer: Von guten Mächten
Von guten Mächten treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Noch will das alte unsre Herzen quälen,
Noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
Das Heil, für das du uns geschaffen hast.
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
Aus deiner guten und geliebten Hand.
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
Dann wolln wir des Vergangenen gedenken
Und dann gehört dir unser Leben ganz.
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
Die du in unsre Dunkelheit gebracht.
Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
So lass uns hören jenen vollen Klang
Der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
All deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Mamma hat viel für ihre Gemeinde gemacht. Waffeln gebacken wenn "Kerwe" war, Pfarrbriefe gefaltet und ausgetragen und last not least - fleißig Kirchenwein getrunken, damit das Dach vom Erlös renoviert werden konnte. Eigentlich habe ich ihr den so gut wie immer weggetrunken, weil es ein feiner Wein war und eine tolle Idee ist, um an Spenden zu kommen.
Der Pfarrer kam also und ich bot Kaffee an. Nun trinken wir Pfälzer den Wein nicht nur aus Schoppengläsern, die man auch als große Blumenvasen nutzen könnte, sondern den Kaffee zumeist auch einfach aus Kaffeebechern. Ich habe zwei ökumenische Becher und einen katholischen in Deutschland.
Auf dem katholischen ist Papst Benedikt abgebildet in vollem Ornat. Auf dem protestantischen stehen Bonhoeffers Worte "Von guten Mächten wunderbar geborgen" und auf dem ökumenischen ist das Emblem der "Heilig-Rock-Wallfahrt" zu sehen, die Mamma tatsächlich einmal unternommen hatte (und wegen der bzw. dem mit ihr verbundenen "besonderen Ablass" ich dem hochwürdigsten Herrn Bischof damals auch einen offenen Brief geschrieben habe).
Also servierte ich Kaffee im Bonhoeffer-Becher und merkte dazu an, dass dies der ökumenische Kaffeebecher sei, den mit Benedikt hätte ich ihm lieber nicht angeboten. Och, sagte er, das hätte mir nichts ausgemacht. Und kam dann sofort auf Franziskus zu sprechen, wie toll der doch sei.
Zum Trauergespräch kam ein Pfarrer in Vertretung. Auch er bekam einen Kaffee, auch er im Bonhoeffer-Becher - die Benedikt-Tasse hätte er nicht so gerne gewollt, merkte er auf mein Sprüchlein an. Das war dann ausgerechnet derjenige, der Mammas Sarg so ausgiebig mit Weihwasser besprengte, weil ich ihm erklärt hatte, dass sie es sehr gemocht hatte, mit Weihwasser (für ihn "Taufwasser") gesegnet zu werden.
Lange Rede kurzer Sinn. Ich werde mich die nächste Zeit verstärkt mit Dietrich Bonhoeffer beschäftigen, der am 7. April seinen 70. Todestag hatte. Den Spruch auf dem Kaffeebecher kennen viele ("Von guten Mächten wunderbar geborgen..."), doch er ist nur der letzte Absatz eines insgesamt herrlichen geistlichen Liedes. Deshalb war mir heute danach, es einmal wieder ganz zu posten. Es ist so schön, dass man es eigentlich jeden Tag lesen sollte.
Dietrich Bonhoeffer: Von guten Mächten
Von guten Mächten treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Noch will das alte unsre Herzen quälen,
Noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
Das Heil, für das du uns geschaffen hast.
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
Aus deiner guten und geliebten Hand.
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
Dann wolln wir des Vergangenen gedenken
Und dann gehört dir unser Leben ganz.
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
Die du in unsre Dunkelheit gebracht.
Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
So lass uns hören jenen vollen Klang
Der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
All deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
ElsaLaska - 28. Apr, 14:07
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