Paul Badde: Das Grabtuch von Turin oder Das Geheimnis der heiligen Bilder.

Das neue Buch von Paul Badde ist im Bildband-Format gehalten und dies war eine gute Entscheidung. Denn Badde ist nicht nur ein unterhaltsamer Schreiber, sondern auch ein begeisterter Fotograf. Ganz sicher musste er nach seinem Titel "Das göttliche Antlitz" über das Schleiertuch von Manoppello - mittlerweile schon fast ein Standardwerk dazu - noch einmal den Rückgriff auf das Grabtuch von Turin machen und beide Tuchreliquien in einer Zusammenschau betrachten. Denn dass eine geheimnisvolle Verbindung zwischen ihnen besteht, das beweisen nicht nur die einfachen Experimente von Schwester Blandina Paschalis Schlömer mit übereinandergelegten Folien, sondern mittlerweile auch computerfotografische Techniken.
Doch in Baddes Buch gibt es keine trockenen wissenschaftlichen Befunde oder ermüdende Pro-und-Contras von renommierten oder selbsternannten Experten. Wenn ein Mensch auf diesem Globus die Gelegenheit hatte, so viel Zeit in der Grabeskirche in Jerusalem ebenso wie vor dem Schleier in Manoppello zu verbringen, dann wird das auch ein sehr persönliches Buch. Natürlich verzichtet Paul Badde nicht auf die bekannten Fakten zu beiden Tüchern. Doch er wertet sie als gläubiger Mensch, mehr noch, als ein Poet des Wunders aus, das diese beiden Artefakte darstellen. Denn, wären sie Kunstwerke aus Menschenhand, warum sind sie dann so einzigartig? Niemandem ist bisher eine authentische Reproduktion des Grabtuchs und auch nicht des Schleiers gelungen, auch wenn das im Falle des Grabtuches hin und wieder behauptet wird. Es konnte ja gar nicht kopiert werden, wenn so viele Details erst in jüngster Zeit durch ausgeklügelte Techniken immer wieder neu entdeckt werden. Nein, beide sind singulär und gehören doch auf geheimnisvolle Weise zusammen. Und Badde ist verwegen genug, ihren gemeinsamen Ursprung auf der Basis der Evangelien zu erzählen. Das Kapitel vom "missing link der Osternacht" ist sicher eines der atemberaubendsten des Buches, zusammen mit demjenigen über das "Evangelium der Urgemeinde". Hier geht einer das Wagnis ein, einmal mehr Glaube und Vernunft zusammenzubringen. Ja, so könnte es gewesen sein, dachte ich beeindruckt, nachdem ich Badde in die Grabkammer Jesu mit dem Evangelium in der Hand und dem Wissen, das wir über beide Tücher bisher haben, gefolgt war. Eigentlich kann es nur so gewesen sein. Plausibel widerlegt kann Baddes These nur dann werden, wenn sich herausstellen sollte, dass die beiden Artefakte nun doch nur Fälschungen von Menschenhand sind. Oder, wie ein Rezensent auf amazon sinngemäß sagt: Man muss nicht dran glauben. Aber wir können und dürfen es.
Badde pilgert auf den historischen Durchgangsstationen, auf denen das Grabtuch von Jerusalem nach Europa gekommen sein muss und beruft sich dazu auf die vorliegenden Quellen. Von vielen Stationen gibt es eindrucksvolle Bilder, zwischen den Landschaftsbildern immer wieder bekannte und unbekannte ikonografische Verweise aus der Kunstgeschichte. Und als Bonus gibt es noch einen vorzüglichen Hintergrundbericht zum Osterfeuer in der Jerusalemer Grabeskirche - und zwar wenn die Orthodoxen dort in einem tumultartigen Szenario das Auferstehungslicht, "das vom Himmel fällt", aus der Grabkammer weitergeben.
Das Buch ist für jeden Badde-Freund ein schlichtes Muss und stellt die vorläufige Quintessenz seiner Auseinandersetzung mit dem Thema dar. Durch die hochwertige Aufmachung und die zum Teil spektakulären Fotos vom Schleiertuch ist es auch das ideale Weihnachtsgeschenk.
Paul Badde: Das Grabtuch von Turin oder Das Geheimnis der heiligen Bilder.
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Pattloch (11. März 2010)
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ElsaLaska - 8. Dez, 21:01
Manoppello+Turin