Es ist kurz vor Heiligabend,
die Kerzchen brennen, in den Vasen stecken Tannenzweige, ich war zur Beichte - unzumutbar übrigens für deutsche Verhältnisse, wo ja, wenn überhaupt noch gebeichtet wird, diese quasi in einem neutralen Wellness-Beichtzimmer mit Duftlampe und Salzkristallbeleuchtung geschehen sollte.
Ich bin diesmal zu den Franziskanern hier und habe mir den winzigsten, ältesten und mit der dicksten Strickweste über der Kutte behangenen greisen Priestermönch herausgesucht, ich glaube, er ist sogar noch zwanzig Zentimeter kleiner als ich. Komm, winkt er mich ins "Beichtzimmer" - hinter eine Tür mit der Aufschrift "Confessioni". Na prima, denke ich, Beichtzimmer, das ist mir einfach zu wenig hardcore. Ich bin schließlich Ex-Protestantin, ich will die volle Kante. Ich folge ihm also und meine schlimmsten Befürchtungen scheinen wahr zu werden - Töpfe mit Orchideen, Adventskränze, Engelsgestalten, Lieblichkeit. Brokatbezogene, bequeme Sessel.
Ich steuere schon auf einen der Sessel zu, da macht der winzige alte Franziskaner eine Handbewegung - nein, hier entlang bitte. Und deutet nach unten: schön hinknien. "Hier entlang" meint, zu einem riesenhaften Kruzifix mit einem lebensgroßen Corpus dran. Direkt darunter, am Fuß des Kreuzes also, eine kleine Kniebank. DA soll ich hin? *schluck*
Okay, die durchbohrten Füße sind jetzt ungefähr auf der Höhe meines Scheitels. Ich gucke hoch und fühle mich noch gleich viel schlechter. Bis ich mit meinem Bekenntnis angefangen habe. Schließlich, und hier wirkt diese Drastik eben doch pädagogisch, ging es jemandem wegen meiner Sünden ursprünglich noch viel übler als mir selbst.
Ich glaube, ich war dem Gekreuzigten noch nie in meinem Leben so lange so nah. Und ich glaube, in Deutschland ginge das gar nirgends so. Aber soll ich euch was sagen - die Beichte war toll und die Lossprechung wunderschön, und am Ende hielt der kleine alte Franziskaner meine beiden Hände in seinen Händen und freute sich für mich. Wenn liebe alte Priesterlein sich so mit mir freuen, werde ich immer ganz sentimental.
Und bevor ich das nächste Mal eine Sünde begehe, denke ich an diese eindrückliche Perspektive von unten direkt an der Basis des Kreuzes, mit Blick auf die durchbohrten Füße.
Es wirkt. Ich habe mir nämlich einen Kommentar zu Präses Schneider jetzt dafür extra verkniffen.
[Übrigens warteten nach mir noch mindestens fünf Leute und auch an Heiligabend ist es hier durchaus üblich, vor und während der Messe noch zu beichten.]
Ich bin diesmal zu den Franziskanern hier und habe mir den winzigsten, ältesten und mit der dicksten Strickweste über der Kutte behangenen greisen Priestermönch herausgesucht, ich glaube, er ist sogar noch zwanzig Zentimeter kleiner als ich. Komm, winkt er mich ins "Beichtzimmer" - hinter eine Tür mit der Aufschrift "Confessioni". Na prima, denke ich, Beichtzimmer, das ist mir einfach zu wenig hardcore. Ich bin schließlich Ex-Protestantin, ich will die volle Kante. Ich folge ihm also und meine schlimmsten Befürchtungen scheinen wahr zu werden - Töpfe mit Orchideen, Adventskränze, Engelsgestalten, Lieblichkeit. Brokatbezogene, bequeme Sessel.
Ich steuere schon auf einen der Sessel zu, da macht der winzige alte Franziskaner eine Handbewegung - nein, hier entlang bitte. Und deutet nach unten: schön hinknien. "Hier entlang" meint, zu einem riesenhaften Kruzifix mit einem lebensgroßen Corpus dran. Direkt darunter, am Fuß des Kreuzes also, eine kleine Kniebank. DA soll ich hin? *schluck*
Okay, die durchbohrten Füße sind jetzt ungefähr auf der Höhe meines Scheitels. Ich gucke hoch und fühle mich noch gleich viel schlechter. Bis ich mit meinem Bekenntnis angefangen habe. Schließlich, und hier wirkt diese Drastik eben doch pädagogisch, ging es jemandem wegen meiner Sünden ursprünglich noch viel übler als mir selbst.
Ich glaube, ich war dem Gekreuzigten noch nie in meinem Leben so lange so nah. Und ich glaube, in Deutschland ginge das gar nirgends so. Aber soll ich euch was sagen - die Beichte war toll und die Lossprechung wunderschön, und am Ende hielt der kleine alte Franziskaner meine beiden Hände in seinen Händen und freute sich für mich. Wenn liebe alte Priesterlein sich so mit mir freuen, werde ich immer ganz sentimental.
Und bevor ich das nächste Mal eine Sünde begehe, denke ich an diese eindrückliche Perspektive von unten direkt an der Basis des Kreuzes, mit Blick auf die durchbohrten Füße.
Es wirkt. Ich habe mir nämlich einen Kommentar zu Präses Schneider jetzt dafür extra verkniffen.
[Übrigens warteten nach mir noch mindestens fünf Leute und auch an Heiligabend ist es hier durchaus üblich, vor und während der Messe noch zu beichten.]
ElsaLaska - 23. Dez, 18:09
Gruß aus D