In 30 Tagen (X)
Die Tage, die auf das Attentat im Dom folgten, waren düster. Zwar konnte die Pazzi-Verschwörung niedergeschlagen werden, aber die Trauer um Giuliano und das Entsetzen über die Tat brachten Handel und Wandel fast zum Erliegen. Kaum ein Kunde verirrte sich in Benedettas Laden - es war generell nicht geraten, sich ohne Bewaffnung auf der Straße zu zeigen -, die meisten Frauen blieben zu Hause, die Männer gingen nicht mehr alleine nach draußen. Benedetta hätte auch gar keine Kundschaft empfangen können; sie hatte sich nach der Nachricht von Giulianos schrecklichem Tod ins Bett gelegt, das Gesicht zur Wand gedreht und sich seither nicht mehr erhoben. Ihre Trauer war grenzenlos, sämtliche Aufmunterungsversuche, die ich unternahm, stürzten sie nur noch tiefer in Gram und Elend. Ich wusste mir keinen Rat mehr. Andererseits war das eine günstige Gelegenheit, um geschwind zu D'Arbanville auf die Cook-Inseln zu reisen und mir Il Magnificos Handschrift und die ausgedruckte Transkription zu besorgen. Und mich bei einem Bierchen von den dramatischen Ereignissen in Florenz zu erholen.
D'Arbanville wirkte trotz Sonnenbräune blass um die Nase, sein Kinn war mit grauen Bartstoppeln bedeckt und seine Begrüßung äußerst kläglich. Er schlurfte in sein Arbeitszimmer, übergab mir einen Stapel Papier - die Transkription - und bot mir einen Rum an.
"Für Rum ist es noch ein bisschen früh, aber ein Glas Bier wäre mir sehr recht", sagte ich und flippte durch die Seiten.
"Sie kriegen beides, den Rum werden Sie gleich brauchen", murmelte er kryptisch. Er servierte die Getränke auf seiner Veranda mit Blick auf die beiden vorgelagerten Inselchen von Muri Beach.
"Beneidenswert, der Ausblick", seufzte ich und nahm einen kräftigen Schluck Bier.
"Leider hatte ich die letzte Zeit kaum Gelegenheit, ihn in Muße zu bewundern", entgegnete er.
"Sie haben sicher Tag und Nacht über der Handschrift gesessen, Respekt!"
"Ach, das war nicht das Problem, die Transkription hatte ich schon nach drei Tagen fertig", winkte er ab. "Vorgestern hat man bei mir eingebrochen ..."
Ich setzte das Glas hart ab. "Und wurde etwas gestohlen?" In mir stieg eine dumpfe Ahnung auf.
D'Arbanville breitete die Arme aus. "Allerdings. Das ist alles sehr unerfreulich ..."
"Die Originalhandschrift von Lorenzo de' Medici!", rief ich aus. D'Arbanville schaute mich leidend an. Ich griff nach meinem Rum, kippte ihn in einem Zug hinunter und hieb mit der Faust auf die Tischplatte.
"Verdammte Scheiße! Wie soll ich das denn Seiner Magnifizenz erklären? Das Schäferstündchen mit ihm kann ich mir abschminken, wenn er mich nicht gleich ins Fensterkreuz der Signoria hängt!" D'Arbanville kruschelte in seiner Hosentasche und förderte einen Fetzen Papier zu tage. "Können Sie Tschechisch?" Er schob mir das Papierstückchen hin.
"Eine Prager U-Bahn-Fahrkarte, abgestempelt am 26. April 1996."
D'Arbanville nickte. "Ich habe sie unter meinem Schreibtisch gefunden. Sie ist der einzige Hinweis auf den Täter, den ich habe."
In 30 Tagen (XI)
In 30 Tagen ... (IX)
D'Arbanville wirkte trotz Sonnenbräune blass um die Nase, sein Kinn war mit grauen Bartstoppeln bedeckt und seine Begrüßung äußerst kläglich. Er schlurfte in sein Arbeitszimmer, übergab mir einen Stapel Papier - die Transkription - und bot mir einen Rum an.
"Für Rum ist es noch ein bisschen früh, aber ein Glas Bier wäre mir sehr recht", sagte ich und flippte durch die Seiten.
"Sie kriegen beides, den Rum werden Sie gleich brauchen", murmelte er kryptisch. Er servierte die Getränke auf seiner Veranda mit Blick auf die beiden vorgelagerten Inselchen von Muri Beach.
"Beneidenswert, der Ausblick", seufzte ich und nahm einen kräftigen Schluck Bier.
"Leider hatte ich die letzte Zeit kaum Gelegenheit, ihn in Muße zu bewundern", entgegnete er.
"Sie haben sicher Tag und Nacht über der Handschrift gesessen, Respekt!"
"Ach, das war nicht das Problem, die Transkription hatte ich schon nach drei Tagen fertig", winkte er ab. "Vorgestern hat man bei mir eingebrochen ..."
Ich setzte das Glas hart ab. "Und wurde etwas gestohlen?" In mir stieg eine dumpfe Ahnung auf.
D'Arbanville breitete die Arme aus. "Allerdings. Das ist alles sehr unerfreulich ..."
"Die Originalhandschrift von Lorenzo de' Medici!", rief ich aus. D'Arbanville schaute mich leidend an. Ich griff nach meinem Rum, kippte ihn in einem Zug hinunter und hieb mit der Faust auf die Tischplatte.
"Verdammte Scheiße! Wie soll ich das denn Seiner Magnifizenz erklären? Das Schäferstündchen mit ihm kann ich mir abschminken, wenn er mich nicht gleich ins Fensterkreuz der Signoria hängt!" D'Arbanville kruschelte in seiner Hosentasche und förderte einen Fetzen Papier zu tage. "Können Sie Tschechisch?" Er schob mir das Papierstückchen hin.
"Eine Prager U-Bahn-Fahrkarte, abgestempelt am 26. April 1996."
D'Arbanville nickte. "Ich habe sie unter meinem Schreibtisch gefunden. Sie ist der einzige Hinweis auf den Täter, den ich habe."
In 30 Tagen (XI)
In 30 Tagen ... (IX)
ElsaLaska - 15. Mai, 22:50
Einwände, einerseits …