Selig, die Frieden stiften

Ein Gastbeitrag von Olaf Tannenberg.
Tagtäglich erleben wir es. Nahezu rund um die Uhr sind wir umgeben von Sendern, Empfängern und Botschaften. Mehr noch. Wir sind selbst Botschafter in einem System der Kommunikation und des Informationsaustausches. Manchmal sind erfreut über den Inhalt eines Berichts, umso mehr, wenn der Absender uns sympathisch ist, und manchmal bleibt eine Nachricht unverstanden, weil der Bote uns nicht genehm erscheint. Dann, im letzteren Fall, kann selbst eine Friedensbotschaft zur Kriegserklärung umgedeutet werden.
Besonders geeignet für Missdeutungen aller Art scheinen die frohen und hoffnungsvollen Botschaften des spirituellen Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI. zu sein. Immer wieder fühlen sich einige Menschen persönlich negativ angesprochen, obwohl sie überhaupt nicht explizit erwähnt wurden. Sie sehen sich zurückgesetzt, ausgegrenzt, unverstanden. Dabei geht es dem Heiligen Vater nicht um die Ablehnung der Ansinnen von Wenigen, schon gar nicht um die Zurückweisung von Menschen, sondern um die Bejahung des Bewährten. Und um den Frieden auf der Erde. Dies macht der Papst in seiner Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 2013 überaus deutlich. Seine Worte richten sich an jeden Menschen guten Willen in der ganzen Welt.
»Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden« (Mt 5,9), lautet das Motto der päpstlichen Botschaft. Sie spricht von einem auf Wahrheit, Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit gegründeten Zusammenleben aller Menschen. Also vom Stiften eines dauerhaften Friedens. Ein Auszug:
»Um authentische Friedensstifter zu werden, ist zweierlei grundlegend: die Beachtung der transzendenten Dimension und das ständige Gespräch mit Gott, dem barmherzigen Vater, durch das man die Erlösung erfleht, die sein eingeborener Sohn uns erworben hat. So kann der Mensch jenen Keim der Trübung und der Verneinung des Friedens besiegen, der die Sünde in all ihren Formen ist: Egoismus und Gewalt, Habgier, Machtstreben und Herrschsucht, Intoleranz, Hass und ungerechte Strukturen.«
Und weiter: » Die Verwirklichung des Friedens hängt vor allem davon ab anzuerkennen, dass in Gott alle eine einzige Menschheitsfamilie bilden.« Für mich, dessen eigentliches Thema die weltweite Christenverfolgung ist, sind diese Aussagen von besonderer Bedeutung. Die Botschaft des Heiligen Vaters ist bei mir angekommen. Meine noch wenigen Beiträge haben nämlich etwas bewirkt. Vor allem in mir selbst. Die hundert Millionen verfolgten Christen, für die ich hier anschreibe, sind für mich längst keine bloßen ›juristischen Subjekte‹ mehr, deren Rechte man einfordern muss, irgendwie und irgendwann, nein, sie sind in einer einzigen großen Familie meine Schwestern und Brüder geworden, die Kinder des gleichen Vaters, an deren Schicksal ich teilhabe, mit denen gemeinsam ich Freude und Trauer verspüre - auch wenn ich weit entfernt von ihnen lebe und ihr Leid nur im Gedanken teilen kann. Und so wird in mir die Sehnsucht nach einem gerechten Weltfrieden größer und größer.
Mir ist bewusst geworden: Ein immerwährender Frieden ist nur dann möglich, wenn individuelle Vielfalt zur rechtschaffenen Einheit wird und nicht zur egoistischen Einfalt verkommt. Der Friede der Welt kann kein Etappenziel sein, kein erstrebenswertes Einzelanliegen unter vielen anderen Bedürfnissen, sondern in der Betrachtung der Welt das Höchste, das Vollkommenste, nur erreichbar durch die Wahrnehmung der Verantwortung jedes Einzelnen für Alle.
In der Botschaft des Heiligen Vaters zum Weltfriedenstag bleibt nichts Bedeutsames unerwähnt. Mit schonungsloser Offenheit spricht diese „kleine Enzyklika“ alle weltbewegenden Probleme der Zeit an: Spannungen und Konflikte, drohende Kriege und bestehende bewaffnete Auseinandersetzungen, Terrorismus und Fundamentalismus, Wirtschafts- und Finanzkrisen, das Recht auf Arbeit und die Bedeutung sozialer Belange, aber auch die Pflicht zum Schutz des Lebens - des geborenen wie des ungeborenen - und die Grundsätze der Moral und Sittlichkeit. Und immer wieder ist die Rede von Frieden, Gemeinschaft und Versöhnung. Um diese Botschaft missverstehen zu können, muss man sich sehr bemühen: Man muss es wollen.
Hören wir weiter Papst Benedikt zu: »Gemeinsam mit dem seligen Johannes XXIII. wollen wir unsererseits Gott bitten, er möge die Verantwortlichen der Völker erleuchten, damit sie neben der Sorge für den rechten Wohlstand ihrer Bürger für das wertvolle Geschenk des Friedens bürgen und es verteidigen; er möge den Willen aller entzünden, die trennenden Barrieren zu überwinden, die Bande gegenseitiger Liebe zu festigen, die anderen zu verstehen und denen zu verzeihen, die Kränkung verursacht haben, so dass kraft seines Handelns alle Völker der Erde sich verbrüdern und unter ihnen immer der so sehr ersehnte Friede blühe und herrsche. Mit dieser Bitte verbinde ich den Wunsch, dass alle als wahre Friedensstifter an dessen Aufbau mitwirken, so dass das Gemeinwesen der Menschen in brüderlicher Eintracht, in Wohlstand und in Frieden wachse.«
Ich danke dem Heiligen Vater für diese eindringlichen, von persönlicher Herzlichkeit und inniger Nächstenliebe geprägten Worte und bitte abschließend um das Gebet für diesen wunderbaren, gütigen und bescheidenen guten Hirten, den der Herr uns zur rechten Zeit gegeben hat.
»Der Herr gebe Kraft seinem Volk. Der Herr segne sein Volk mit Frieden.« (Psalm 29)
Die komplette Botschaft des Papstes zum Nachlesen: http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/messages/peace/documents/hf_ben-xvi_mes_20121208_xlvi-world-day-peace_ge.html
ElsaLaska - 19. Dez, 20:23
Botschafter nicht genehm, oder Botschaft nicht genehm?
Das halte ich für eine Fehldeutung. Es ist schon die Botschaft, die hier Zorn hervorruft. Wer Menschen erklärt, dass ihre Liebe Unfrieden stiftet und ungerecht sei, sollte sich vielleicht über harsche Reaktionen nicht allzu sehr wundern.
So eine Botschaft würde bei den gewählten Adressaten, gleichgeschlechtlich Liebenden, wohl bei jedem Absender nicht ganz so gut ankommen. Da spielt die Person des Papstes eine eher untergeordnete Rolle.
Es sagt und meint dort nirgends, daß eine homosexuelle Liebe Unfrieden stifte, sondern daß der natürlichen Ehe keine radikal anderen Formen des Zusammenlebens rechtlich gleichgestellt werden dürfen.
Sie kritisieren, wie so viele, also Dinge, die nicht gesagt und nicht gemeint wurden.
Es läuft doch darauf heraus: man darf nur eine Meinung dazu haben, und jeder, der die Homo - "Ehe" ablehnt, sei ein böser Schwulenhasser etc. blä blä
@L-A-
LESEN SIE ENDLICH DEN TEXT, BEVOR SIE HIER VOLLMUNDIG RUMTÖNEN, LIEBER GAST.
Harsche Reaktionen
Unfriede ist nicht gleichbedeutend mit Krieg, wie kein Krieg nicht gleichbedeutend mit Friede ist. Zum Frieden gehören auch der Landfrieden, der soziale Frieden, der Rechtsfrieden usw. Aufrichtige Liebe sät keinen Unfrieden. Jeder Mensch darf jeden anderen Menschen lieben. Die Nächstenliebe ist für Christen sogar eine besondere Pflicht, die allerdings nicht einschließt, jedwedes Tun und Lassen zu mögen oder zu unterstützen.
Der Papst spricht in seiner Botschaft vom Naturrecht. Seine Worte beziehen sich auf die natürliche Zeugung und Geburt, das natürliche Leben und natürliche Sterben. Und vom Sinn und Zweck der Ehe, die in ihrer langen Geschichte weniger mit Liebe und vielmehr mit Vernunft und Rechtssicherheit zu tun hatte.
Radikal anders als die Ehe ist bspw. auch die Monogamie, aber die Vertreter dieser anderen Form des Zusammenlebens regen sich nicht künstlich auf. Auch nicht die Warlords, die Arbeitskräftefreisetzer, die Waffenhändler, die Finanzhaie ... Nur eine Gruppe, die nicht mal namentlich angesprochen wird, sieht sich immer nur mit der angeblichen Böswilligkeit, Ablehnung und Zurückweisung der römisch-katholischen Kirche konfrontiert. Das ist schon bezeichnend.
katholisches Naturrecht?
Der Papst spricht in seiner Botschaft vom Naturrecht.
Sie meinen dieses Willkürrecht, unter dem jeder etwas anderes versteht und glaubt damit sein je eigenes Süppchen zu kochen? Mit dem über Jahrtausende hinweg die Sklaverei begründet wurde?
Fragen Sie Gläubige aus verschiedenen Religionen nach dem Naturrecht, Sie bekommen von jedem eine andere Antwort. Ein Muslim wird Ihnen -horribile dictu- sogar die Polygamie als Naturrecht verkaufen wollen.
Nein, das ist zur Organisation eines Rechtsstaates denkbar ungeeignet. Schauen Sie nach Ägypten! Dort ist man gerade dabei die Islamversion des Naturrechts zu installieren und das wird noch viel katastrophaler enden, als es sich jetzt schon zeigt.
Und so eine Katastrophe will der Papst in katholischer Version auslösen? Das ist wirklich das allerletzte, was wir brauchen können. Einen katholischen Gottesstaat, zu nichts anderem muss das vom Papst geforderte Naturrecht führen. Und wie das aussieht hat Pater Franz Schmidberger in seinem Artikel über die Grundlagen einer christlichen Gesellschaftsordnung im Heft 1/2007 der Zeitschrift des Civitas-Institutes ab Seite 43 beschrieben.
Kostprobe gefällig?
Verbot von Gewerkschaften (nicht nur wie jetzt für Kirchenangestellte, sondern für alle!), keine freien, gleichen und geheimen Wahlen und damit Verbot der politischen Parteien. Demokratie? Vergesst es! Autoritär regiertes Volk mit einem Monarchen als Regenten.
Religionsfreiheit? Sie können es sich denken und als besonderes Schmankerl hat dieser Lebensschützer natürlich die sofortige Aufhebung von Artikel 102 des Grundgesetzes auf der Agenda, mit einer abenteuerlichen Begründung. Man kann aber verstehen, dass so eine Herrschaft nicht ohne Guillotine auskommen kann.
Und das alles wird natürlich mit der Begründung gefordert, dass das Naturrecht es so will.
So fängt nämlich sein Erguss an:
1. Die christliche Gesellschaftsordnung gründet auf dem Naturrecht, das seinerseits in jedem Menschen hineingelegt und objektiv in den 10 Geboten ausgedrückt ist.
Und der Papst fordert genau das? Das stiftet in Ägypten gerade Unfrieden bis hin zum Bürgerkrieg. Will er das wirklich, das Naturrecht? Wenn Sie das, wie oben, bestätigen, dann ist die harsche Reaktion darauf mehr als verständlich, dann ist sie zwingend!
Das Naturrecht bezieht sich, wie ich nun zum x-ten Mal ausführe, auf die Natürlichkeit des Lebens von der Zeugung bis zum Tod. Die Ehe in ihrem mehrere 1000 Jahre alten und bewährten Verständnis ist dabei nur ein einzelner Teil der Betrachtung.
Ich kann nur wiederholt sagen: Man lese die gesamte Botschaft, verstehe sie in ihrer Gesamtheit und picke nicht ständig immer wieder die eine Rosine heraus.
http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschichte/gastredner/benedict/rede.html
Zitat:
>>Von der Überzeugung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden<<
Was hat das bitte mit der Scharia zu tun (die sich selbst eben nicht auf das Naturrecht bezieht?) Was für eine dämliche, unverschämte Gleichsetzung!
Sie diskutieren hier nur gegen Ihre eigenen irrigen Vorstellungen an.
Und was Schmidbergers Ansichten angeht: die der katholischen Kirche können Sie auf der Vaticanseite oder im Katechismus nachlesen.
Ich steige aus, es hat keinen Sinn mit Leuten zu debattieren, die nur mit wissensfreien Aversionen daherschwadronieren.
ignorant oder was?
In den 10 Geboten sind weder die Sklaverei noch die Polygamie noch ein Gewerkschaftsverbot enthalten. Das Naturrecht im Verständnis des Papstes ist gewiss zu unterscheiden ...
In den zehn Geboten steht tatsächlich nichts zur Sklaverei, wer hätte das gedacht. Das hinderte die katholische Kirche nicht daran, Sklaverei und Leibeigenschaft nicht nur hinzunehmen, sondern selbst zu praktizieren, bis, in vielen Fällen, letztendlich der böse Napoleon sich endgültig drum gekümmert hat.
Und ganz so weit wie Sie es gerne hätten können die Piusbrüder und der Papst nicht auseinander sein, sonst hätte er sie wohl nicht mit offenen Armen wieder aufgenommen, indem er den Ausschluss von den Sakramenten widerrufen hat.
Und noch eine kleine Anmerkung zu den zehn Geboten, in denen nichts über Sklaverei und Gewerkschaften steht. Dort steht auch nichts über Kondome und schon gar nicht über Abtreibung. Das wird dort nur nach Belieben hinein interpretiert. Und anderes dafür verworfen.
Und Sie schreiben, dass sich das Naturrecht, ich vermute Sie meinen das katholische Naturrecht, das der Papst im Deutschen Bundestag angemahnt hat, um das menschliche Leben dreht? Aber die Ehe, wie sie im deutschen Heimatfilm der fünfziger ..., pardon in der katholischen Kirche gefordert wird, soll seit Jahrtausenden nach dem Naturrecht die absolute Einehe sein? Ob Abraham, oder gar König Salomon das wussten? Vor Jahrtausenden? Also Ihre Argumentation ist so was von stringent, alle Achtung!
… und picke nicht ständig immer wieder die eine Rosine heraus.
Ja, das sollte man nicht machen! Da haben Sie wie immer völlig Recht.
Was für eine dämliche, unverschämte Gleichsetzung!
Ja, unverschämt ist völlig richtig. Man muss sich für Widerspruch bei haltlosen Vorwürfen oder unverschämten Forderungen nicht mehr schämen. Diese Unverschämtheiten, die Sie empfinden, die werden Sie/sie nicht mehr los. Das wird so weiter gehen. Und das ist gut so.
@peinlicher Unverschämter
Was die Abtreibung betrifft gilt übrigens: Du sollst nicht morden. (Das ist die korrekte Übersetzung von Gebot Fünf. Töten griffe hier allerdings auch.)
Was Sie, lieber Gast (Gast) - 20. Dez, 15:04, schreibt, ist grotesk. Natürlich gibt es verschiedene Interpretationen des Naturrechts, eine stoische, katholische, aufgeklärte und meinetwegen auch eine islamische (wobei ich mir nicht so sicher bin, ob dabei vorausgesetzt wird, dass jeder Mensch qua Vernunft diese erkennen kann); will sagen: Wenn Sie gegen die katholische Interpretation argumentieren, müssen Sie implizit auch naturrechtlich argumentieren; sofern Sie nicht die Ansicht vertreten, Recht ist, wer die Macht hat, seine "Rechte", also Interessen, durchzusetzen. Und Ihre Argumentation entgleißt völlig, wenn Sie so tun, als würde der Papst mit seiner naturrechtlichen Argumentation Publikationen des "civitas"-Instituts (das, was Sie da zitieren, ist einer der Streitpunkte zwischen Vatikan und Piusbruderschaft) oder die Scharia billigen.
Die Frage ist einfach: Ist die (aktuelle, offizielle) katholische Naturrechtslehre vernünftig oder nicht; und darüber kann man sachlich diskutieren. Und die Frage in Bezug auf die "Homo"-Ehe ist, ob ein Staat homosexuelle Verbindungen genau so wie heterosexuelle behandeln sollte - und der katholische Standpunkt ist: nein, weil beides wesentlich ungleich ist. Und wesentlich Ungleiches gleich zu behandeln, ist ungerecht. Und mehr sagt Papst Benedikt XVI. in diesem Absatz nicht.