Das Farnese-Komplott (142)
Bianca verschränkte entspannt die Arme im Nacken und streifte mich mit einem Blick aus halb gesenkten Lidern.
Ladislav war aufgestanden und an die Brüstung der Terrasse getreten. Wir schwiegen, während die Grillen zögernd wieder einsetzten. Ich zündete mir eine Zigarette an und inhalierte, bis meine Lungenspitzen schmerzten.
„Die Liebe siegt wohl immer in diesen alten Märchen“, hörte ich mich sagen, während ich nachdrücklich mit der Zigarette in den Aschenbecher schnickte und gleich wieder einen tiefen Zug nahm. Ladislavs Gesicht war im Schatten. Bianca erwiderte nichts. Der Champagner ging eine ungute Allianz mit dem georgischen Cognac ein, weniger in meinem Magen, als in meinem Hirn. „Nur, dass ich nicht Tara Emahar bin und auch nicht im Besitz der Worte!“, ergänzte ich in einem Anflug von Streitlust.
„Nein, natürlich nicht!“, sagte Ladislav und kam mit langen Schritten auf mich zu. Er stützte sich auf die Armlehne meines Sessels und beugte sich zu mir herunter.
„Sie sind Alejandro, dem niemand helfen kann bis nicht sein eigener Sarg herein getragen wird. Sie ziehen es vor, taub zu werden, anstatt ihr Herz zu öffnen für das Wunder, das sich vor ihren Augen abspielt. Sie gehen heim und drehen das Gesicht zur Wand, anstatt aufzustehen und zu leben. Nein, Sie sind nicht Tara Emahar, aber ich dachte schon, dass Sie zumindest über die Fähigkeiten verfügen, die nötig sind, diese Geschichte auch wirklich zu verstehen!“ Er richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und mir wurde noch elender zumute.
„Ich weiß jetzt“, fuhr er unerbittlich fort, „warum Sophia so leichtes Spiel mit Ihnen hat. Sie fürchten sich vor ihr, vor dem Teil Ihres Wesens, der Sophia heißt – und darum würden Sie nie Ihr Herz, Ihren Mut und Ihren Stolz preisgeben, um der Liebe eines anderen willen. Deshalb sind Sie hier.“ Bianca machte eine scharfe Handbewegung und Ladislav verstummte. Die beiden verstanden sich ganz und gar ohne Worte, und offenbar hatten sie sich gegen mich verschworen.
„Die Dinge lägen anders, das können Sie mir glauben, wenn Lorenzo nicht der wäre, der er ist“, gab ich nach außen hin ungerührt zur Antwort.
Bianca packte mich an beiden Schultern und drehte mich zu sich. „Wenn Lorenzo nicht der wäre, der er ist“, wiederholte sie langsam, als spräche sie mit einer Imbezilen, „dann wäre das alles nicht passiert, carissima. Verstehst du? Du musst nichts tun, nichts lassen, nichts forcieren, keine Gelübde brechen, keine neuen aufstellen.“
„Aber ich stelle doch keine neuen-“
„Tust du nicht? Deshalb hast du auch dein Handy in den Tiber geworfen, nicht wahr?“ Bianca nippte an ihrem Glas und schaute mich über den Rand hinweg unverwandt an.
„Ich gebe zu, das war impulsiv und eigentlich-“
„Es war in diesem Moment völlig in Ordnung für Sie“, schaltete sich Ladislav wieder ein. „Aber jetzt ist ein anderer Moment, und Sie fühlen sich nicht mehr wohl mit Ihrer Entscheidung.“ Er hob Biancas schnurloses Telefon aus der Schale und checkte die eingegangenen Rufe. „Lorenzo hat in den letzten 8 Stunden fünf Mal angerufen. Na schön. Ich betätige jetzt die Rückruftaste und gebe Ihnen den Hörer. Bianca und ich werden uns zurück ziehen. Es ist noch ein Rest Cognac in der Flasche, ich bin Ihnen nicht böse, wenn Sie ihm den Garaus machen. Sie sind dran.“ Er schenkte mir ein jungenhaftes Lächeln, drückte mir das Telefon in die Hand und verließ lachend, mit Tante Bianca huckepack auf seinen Schultern, die Dachterrasse in Richtung Schlafzimmer.
Bevor ich überlegen konnte, ob ich nicht schleunigst wieder auflegen sollte, meldete sich schon die wohlvertraute, langvermisste dunkle Stimme von Lorenzo.
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Ladislav war aufgestanden und an die Brüstung der Terrasse getreten. Wir schwiegen, während die Grillen zögernd wieder einsetzten. Ich zündete mir eine Zigarette an und inhalierte, bis meine Lungenspitzen schmerzten.
„Die Liebe siegt wohl immer in diesen alten Märchen“, hörte ich mich sagen, während ich nachdrücklich mit der Zigarette in den Aschenbecher schnickte und gleich wieder einen tiefen Zug nahm. Ladislavs Gesicht war im Schatten. Bianca erwiderte nichts. Der Champagner ging eine ungute Allianz mit dem georgischen Cognac ein, weniger in meinem Magen, als in meinem Hirn. „Nur, dass ich nicht Tara Emahar bin und auch nicht im Besitz der Worte!“, ergänzte ich in einem Anflug von Streitlust.
„Nein, natürlich nicht!“, sagte Ladislav und kam mit langen Schritten auf mich zu. Er stützte sich auf die Armlehne meines Sessels und beugte sich zu mir herunter.
„Sie sind Alejandro, dem niemand helfen kann bis nicht sein eigener Sarg herein getragen wird. Sie ziehen es vor, taub zu werden, anstatt ihr Herz zu öffnen für das Wunder, das sich vor ihren Augen abspielt. Sie gehen heim und drehen das Gesicht zur Wand, anstatt aufzustehen und zu leben. Nein, Sie sind nicht Tara Emahar, aber ich dachte schon, dass Sie zumindest über die Fähigkeiten verfügen, die nötig sind, diese Geschichte auch wirklich zu verstehen!“ Er richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und mir wurde noch elender zumute.
„Ich weiß jetzt“, fuhr er unerbittlich fort, „warum Sophia so leichtes Spiel mit Ihnen hat. Sie fürchten sich vor ihr, vor dem Teil Ihres Wesens, der Sophia heißt – und darum würden Sie nie Ihr Herz, Ihren Mut und Ihren Stolz preisgeben, um der Liebe eines anderen willen. Deshalb sind Sie hier.“ Bianca machte eine scharfe Handbewegung und Ladislav verstummte. Die beiden verstanden sich ganz und gar ohne Worte, und offenbar hatten sie sich gegen mich verschworen.
„Die Dinge lägen anders, das können Sie mir glauben, wenn Lorenzo nicht der wäre, der er ist“, gab ich nach außen hin ungerührt zur Antwort.
Bianca packte mich an beiden Schultern und drehte mich zu sich. „Wenn Lorenzo nicht der wäre, der er ist“, wiederholte sie langsam, als spräche sie mit einer Imbezilen, „dann wäre das alles nicht passiert, carissima. Verstehst du? Du musst nichts tun, nichts lassen, nichts forcieren, keine Gelübde brechen, keine neuen aufstellen.“
„Aber ich stelle doch keine neuen-“
„Tust du nicht? Deshalb hast du auch dein Handy in den Tiber geworfen, nicht wahr?“ Bianca nippte an ihrem Glas und schaute mich über den Rand hinweg unverwandt an.
„Ich gebe zu, das war impulsiv und eigentlich-“
„Es war in diesem Moment völlig in Ordnung für Sie“, schaltete sich Ladislav wieder ein. „Aber jetzt ist ein anderer Moment, und Sie fühlen sich nicht mehr wohl mit Ihrer Entscheidung.“ Er hob Biancas schnurloses Telefon aus der Schale und checkte die eingegangenen Rufe. „Lorenzo hat in den letzten 8 Stunden fünf Mal angerufen. Na schön. Ich betätige jetzt die Rückruftaste und gebe Ihnen den Hörer. Bianca und ich werden uns zurück ziehen. Es ist noch ein Rest Cognac in der Flasche, ich bin Ihnen nicht böse, wenn Sie ihm den Garaus machen. Sie sind dran.“ Er schenkte mir ein jungenhaftes Lächeln, drückte mir das Telefon in die Hand und verließ lachend, mit Tante Bianca huckepack auf seinen Schultern, die Dachterrasse in Richtung Schlafzimmer.
Bevor ich überlegen konnte, ob ich nicht schleunigst wieder auflegen sollte, meldete sich schon die wohlvertraute, langvermisste dunkle Stimme von Lorenzo.
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ElsaLaska - 5. Aug, 01:45