Interview mit Prof. Adel Theodor Khoury
Sie sprechen von einer Mehrheit der islamischen Gelehrten, die sich dafür ausspricht, den Koran friedlich auszulegen. Bestimmen diese Gelehrten tatsächlich das gesellschaftliche Klima in der Welt des Islam? Entscheidet nicht letztlich die Macht der Straße und der Scharfmacher darüber, ob es zum Kampf der Kulturen oder zum Dialog der Religionen kommt?
Die Macht der Straße entscheidet nicht über den Dialog der Religionen. Die Straße macht Politik, die betreibt nicht den Dialog der Religionen. Dazu wäre sie auch nicht fähig. Die Straße, das sind meistens Menschen, die keine Qualifikation haben, um einen Dialog über die Lehre und das Denken zu führen. Die Zukunft dieses Dialogs wird nicht auf der Straße entschieden.
Wo dann? Wer sind die Größen in der islamischen Welt, die Sie auf einen konstruktiven Dialog hoffen lassen?
Im sunnitischen Lager würde ich in Ägypten die Azhar-Moschee nennen. Das ist ein Gremium von Gelehrten, das im sunnitischen Islam sehr große Autorität genießt. Auch im Iran gibt es einige Gelehrte, die ich persönlich kenne, und die unter anderen als Gesprächspartner für den schiitischen Islam in Frage kommen. Dann gibt es im schiitischen Islam im Libanon Gruppen und Institute, die mit uns einen sehr intensiven Dialog führen, auch mit mir persönlich. Und es gibt in Syrien Institutionen, die ebenfalls diesen Dialog führen. Wir haben auch Kontakte zu Kollegen in Indien, in Pakistan und in Marokko. Die Kontakte sind sehr weit gestreut. Von daher bin ich sicher: Der Dialog hat eine Chance in der islamischen Welt. Im Übrigen bin ich der festen Überzeugung: Zu diesem Dialog gibt es keine Alternative.
ElsaLaska - 21. Sep, 22:52
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