Alexander Kissler: Papst im Widerspruch

>>»Darf man sich eigentlich so freuen, wenn die Welt so voller Leid ist, wenn es so viel Dunkles und Böses gibt? Ist es dann erlaubt, so übermütig und fröhlich zu sein? Und die Antwort kann nur lauten: Ja! – Denn mit dem Nein zur Freude dienen wir niemandem, machen wir die Welt nur dunkler.« Den Bayern falle diese Freude leicht, denn Gott »hat uns eine so schöne Welt geschenkt, ein so schönes Land, dass es leicht ist, zu erkennen, Gott ist gut, und froh darüber, zu sein.«
Das päpstliche Ich ging ganz auf im bayerischen Wir und der Freude an der Schöpfung – auch und besonders im Hinblick auf den geliebt-gewohnten Heimatboden. Das typisch Deutsche hingegen ist, wie er es über den Wolken andeutete, eher im theologischen Fragen und Denken und abermaligen Fragen zu suchen. Freilich geschah diese deutsche Grübelei auf eine Weise, die ihn oft mit den in Deutschland vorherrschenden geistigen Tendenzen kollidieren ließ. Benedikt war von der deutschen Lust am Zweifel als dem prinzipiellen Weltzugang nicht angekränkelt. Er beharrte darauf, im katholischen Glauben Antworten gefunden zu haben, vernünftige Antworten, auf alle großen Fragen des Daseins.<<
A. Kissler: Papst im Widerspruch. Benedikt XVI. und seine Kirche 2005-2013, Kapitel 2: Am Meisten vermag doch die Geburt. Benedikt und die Deutschen.
Erscheint im Pattloch Verlag.
ElsaLaska - 7. Mär, 23:42
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