Der Tod trägt Cappa Magna. [I]
Vor dem Eingang zum Kloster St. Magdalena, Speyer
Kriminaloberkommissar Ladislav Kopecnik klopfte energisch an die Klosterpforte von St. Magdalena, Speyer. Oder jedenfalls an das, was er für die Klosterpforte hielt. Als sich die schwere Holztüre lautlos öffnete, war er einen Moment lang verwirrt.
Er hatte ein Knarren erwartet.
Überhaupt fühlte er sich nicht besonders wohl, daran konnte auch das gütige Lächeln im Gesicht der alten Dominikanerin nichts ändern, die ihn mit einem salbungsvoll gesprochenen "Gelobt sei Jesus Christus!" erwartungsvoll ansah.
Kopecnik entschied, mit "Grüß Gott!" zu antworten und seinen Polizeiausweis stecken zu lassen. "Könnten Sie bitte Frau Findeißen benachrichtigen, dass ich hier in einer dringenden Sache auf sie warte?"
Das anhaltende Lächeln der alten Dominikanerin wurde um einen Hauch verbindlicher. "Frau Findeißen befindet sich in Schweigeexerzitien."
Kopecnik nickte.
"Ich weiß. Und es ist mir auch sehr unangenehm. Aber ... Es wäre wirklich dringend!"
Die zarte Greisin im schwarz-weißen Habit faltete ihre Hände vor der Brust.
"Sind Sie mit Frau Findeißen verwandt?"
Kopecnik schüttelte den Kopf.
"Dann tut es mir leid."
Sie trat einen Schritt zurück und machte anstalten, die Türe zu schließen.
"Halt!" rief Kopecnik ohne nachzudenken, und - "Kriminalpolizei!"
Die Dominikanerin stemmte die Arme in die Hüften.
"Tatsächlich? Dann haben Sie sicher einen Ausweis, junger Mann!"
Er fummelte ihn aus der Brusttasche.
Sie hob interessiert eine Augenbraue: "So! Sie sind also der Herr Kopecnik, der ungläubige Kollege von Frau Findeißen?"
"Das wissen Sie schon?"Er steckte seinen Ausweis wieder ein. "Unter Schweigeexerzitien hatte ich mir allerdings etwas anderes vorgestellt!", brummelte er vor sich hin.
Das Lächeln, das sich nun auf dem Gesicht der Schwester Pförtnerin ausbreitete, war eher verschmitzt als fromm zu nennen.
"Also ein Notfall?", fragte sie, und Kopecnik musste eine Sekunde darüber nachdenken, ob nicht vielleicht er gemeint war.
"Nein. Ich meine, ja! Ein Notfall. Ein ziemlich scheußlicher sogar."
Fünf Minuten später stand eine genervte Imogen Findeißen vor ihm. "Kopecnik, was zum ....! Was denken Sie, was ich hier tue?"
"Das wollen Sie gar nicht wissen!", gab der Kollege prompt zurück. "Aber was auch immer es ist, Sie müssen damit aufhören und mit mir zurück nach Heidelberg fahren."
"Kommt überhaupt nicht in Frage! Ich habe die Exerzitien schon seit Monaten angemeldet. Ich habe Urlaub. Schon vergessen?" Sie pustete sich eine Haarsträhne aus den Augen.
"Der ist gestrichen. Im Best Western in der Südstadt liegt eine Leiche auf einem Hotelbett." Er griff nach seinem iPhone in der Jackentasche.
"Na und? Die Kollegen sind doch auch noch da?" Imogen starrte auf das iPhone in seiner Hand wie auf ein ekliges Insekt, während sich die Schwester Pförtnerin interessiert vorbeugte.
"Sie sind aber die einzige, die mit dieser Schweiner-" Er brach ab, um neu anzusetzen. "Mit dieser Sache etwas anfangen kann!"
Imogen nahm widerwillig das iPhone entgegen und scrollte mit spitzen Fingern durch die Fotoauswahl.
"JesusMaria'n'Josef!" rief die Pförtnerin hinter ihr und bekreuzigte sich.
"Thorben Kretschmar ...", murmelte Imogen. Ob erstaunt, angeekelt oder fasziniert, konnte Kopecnik nicht einschätzen. "Genau der!", bestätigte er eilig. "Kretschmar ist zu einer Podiumsdiskussion an der katholischen Fakultät angereist. Die sollte heute Abend sein. Statt dessen liegt er nun eingewickelt in knallrote Seidenbettwäsche auf seinem Zimmer. Ebenso nackig, wie mausetot."
Imogen blickte vom iPhone hoch. "Das ist keine Bettwäsche, Kopecnik."
"Sondern?"
"Sieht eher aus wie eine ...."
"Cappa magna!", fiel ihr die Schwester Pförtnerin ins Wort."Ich hole Ihre Sachen, Frau Findeißen!"Sie wieselte hinein.
"Eine w a s?!" Kopecnik runzelte die Stirn.
"Das erklär ich Ihnen auf der Fahrt! Wo steht das Auto?"
"Hinterm Dom! Aber - Ihre Sachen?"
"Hole ich ein ander Mal! Andiamo!" Damit lief sie davon.
Kopecnik folgte ihr mit langen Schritten. Und verbiss sich das Grinsen dabei.
[work-in-progress - Fortsetzung folgt. Das Ermittlerteam Findeißen-Kopecnik war bereits bei einem anderen hochkatholischen Fall erfolgreich. Nachzulesen in dem Band "Tödliche Wasser" anlässlich der Heidelberger Krimi-Tage 2009.]
Kriminaloberkommissar Ladislav Kopecnik klopfte energisch an die Klosterpforte von St. Magdalena, Speyer. Oder jedenfalls an das, was er für die Klosterpforte hielt. Als sich die schwere Holztüre lautlos öffnete, war er einen Moment lang verwirrt.
Er hatte ein Knarren erwartet.
Überhaupt fühlte er sich nicht besonders wohl, daran konnte auch das gütige Lächeln im Gesicht der alten Dominikanerin nichts ändern, die ihn mit einem salbungsvoll gesprochenen "Gelobt sei Jesus Christus!" erwartungsvoll ansah.
Kopecnik entschied, mit "Grüß Gott!" zu antworten und seinen Polizeiausweis stecken zu lassen. "Könnten Sie bitte Frau Findeißen benachrichtigen, dass ich hier in einer dringenden Sache auf sie warte?"
Das anhaltende Lächeln der alten Dominikanerin wurde um einen Hauch verbindlicher. "Frau Findeißen befindet sich in Schweigeexerzitien."
Kopecnik nickte.
"Ich weiß. Und es ist mir auch sehr unangenehm. Aber ... Es wäre wirklich dringend!"
Die zarte Greisin im schwarz-weißen Habit faltete ihre Hände vor der Brust.
"Sind Sie mit Frau Findeißen verwandt?"
Kopecnik schüttelte den Kopf.
"Dann tut es mir leid."
Sie trat einen Schritt zurück und machte anstalten, die Türe zu schließen.
"Halt!" rief Kopecnik ohne nachzudenken, und - "Kriminalpolizei!"
Die Dominikanerin stemmte die Arme in die Hüften.
"Tatsächlich? Dann haben Sie sicher einen Ausweis, junger Mann!"
Er fummelte ihn aus der Brusttasche.
Sie hob interessiert eine Augenbraue: "So! Sie sind also der Herr Kopecnik, der ungläubige Kollege von Frau Findeißen?"
"Das wissen Sie schon?"Er steckte seinen Ausweis wieder ein. "Unter Schweigeexerzitien hatte ich mir allerdings etwas anderes vorgestellt!", brummelte er vor sich hin.
Das Lächeln, das sich nun auf dem Gesicht der Schwester Pförtnerin ausbreitete, war eher verschmitzt als fromm zu nennen.
"Also ein Notfall?", fragte sie, und Kopecnik musste eine Sekunde darüber nachdenken, ob nicht vielleicht er gemeint war.
"Nein. Ich meine, ja! Ein Notfall. Ein ziemlich scheußlicher sogar."
Fünf Minuten später stand eine genervte Imogen Findeißen vor ihm. "Kopecnik, was zum ....! Was denken Sie, was ich hier tue?"
"Das wollen Sie gar nicht wissen!", gab der Kollege prompt zurück. "Aber was auch immer es ist, Sie müssen damit aufhören und mit mir zurück nach Heidelberg fahren."
"Kommt überhaupt nicht in Frage! Ich habe die Exerzitien schon seit Monaten angemeldet. Ich habe Urlaub. Schon vergessen?" Sie pustete sich eine Haarsträhne aus den Augen.
"Der ist gestrichen. Im Best Western in der Südstadt liegt eine Leiche auf einem Hotelbett." Er griff nach seinem iPhone in der Jackentasche.
"Na und? Die Kollegen sind doch auch noch da?" Imogen starrte auf das iPhone in seiner Hand wie auf ein ekliges Insekt, während sich die Schwester Pförtnerin interessiert vorbeugte.
"Sie sind aber die einzige, die mit dieser Schweiner-" Er brach ab, um neu anzusetzen. "Mit dieser Sache etwas anfangen kann!"
Imogen nahm widerwillig das iPhone entgegen und scrollte mit spitzen Fingern durch die Fotoauswahl.
"JesusMaria'n'Josef!" rief die Pförtnerin hinter ihr und bekreuzigte sich.
"Thorben Kretschmar ...", murmelte Imogen. Ob erstaunt, angeekelt oder fasziniert, konnte Kopecnik nicht einschätzen. "Genau der!", bestätigte er eilig. "Kretschmar ist zu einer Podiumsdiskussion an der katholischen Fakultät angereist. Die sollte heute Abend sein. Statt dessen liegt er nun eingewickelt in knallrote Seidenbettwäsche auf seinem Zimmer. Ebenso nackig, wie mausetot."
Imogen blickte vom iPhone hoch. "Das ist keine Bettwäsche, Kopecnik."
"Sondern?"
"Sieht eher aus wie eine ...."
"Cappa magna!", fiel ihr die Schwester Pförtnerin ins Wort."Ich hole Ihre Sachen, Frau Findeißen!"Sie wieselte hinein.
"Eine w a s?!" Kopecnik runzelte die Stirn.
"Das erklär ich Ihnen auf der Fahrt! Wo steht das Auto?"
"Hinterm Dom! Aber - Ihre Sachen?"
"Hole ich ein ander Mal! Andiamo!" Damit lief sie davon.
Kopecnik folgte ihr mit langen Schritten. Und verbiss sich das Grinsen dabei.
[work-in-progress - Fortsetzung folgt. Das Ermittlerteam Findeißen-Kopecnik war bereits bei einem anderen hochkatholischen Fall erfolgreich. Nachzulesen in dem Band "Tödliche Wasser" anlässlich der Heidelberger Krimi-Tage 2009.]
ElsaLaska - 16. Jul, 20:38
Was für'n Titel!
Lieb von Dir,
Ey, jetzt nicht rumschwächeln!
Übrigens: Muß ich jetzt Kardinal Burke anrufen und ihm sagen, daß er seine Cappa besser immer gut wegschließt, von wegen potentielle Mordwaffe und so...?
LOL ....
Jedenfalls haben wir Katholiken wirklich viele feine Teile, die sich hervorragend in Krimis einbauen lassen ;-)
Keep hanging on II
Durchaus, und dennoch ersparst Du uns immerhin Titel wie "Tatort Mannheim - Tödliche Stuhlkreise" oder "Irische Beichte - Scotland Yard hört mit" aber auch: "The killa' wore a Mantilla!"..:))
Danke schon mal dafür!
"Tödliche Stuhlkreise"
:-)
@Elsa: ich will wissen wie's weitergeht. Also mach hinne!