Nachdem ich also
beinahe vierzig Jahre lang als ausgesprochene Relativistin so schlecht und recht vor mich hin gelebt hatte - und mich von der Aussage Jesu "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!" eher abgestoßen als angezogen gefühlt hatte - wie konnte ein Mensch denn so etwas nur von sich sagen? - geriet ich an einen Punkt, an dem ich bemerkte, dass eben nicht alles gleich gültig, gleich-wertig und somit gleich wertlos sein könne. Ein Weilchen später entdeckte ich, dass die Aussage mit dem Weg, der Wahrheit und dem Leben eben k e i n Mensch ausgesprochen hatte, sondern Gottes Sohn. Damit sah die Sache schnell komplett anders aus. Noch ein Weilchen später wurde ich katholisch.
Angesichts dieses Werdegangs ist es sicher verständlich, dass mich insbesondere ein Zettel auf der "Mannheimer-Dialog"-Pinnwand in allertiefste Verwunderung gestürzt hat. Darauf stand unter anderem zu lesen:
>>Unsere Kirche hat große Ausstrahlungskraft, wenn sie Partizipation ernsthaft lebt durch
- Beteiligung möglichst vieler an Entscheidungen
- kein Exklusivanspruch auf Wahrheit (Denunziantentum!!!)<<
[Abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, worin der Zusammenhang zwischen dem Wahrheitsanspruch der katholischen Lehre und Denunziantentum mit drei Ausrufezeichen besteht ... ] Mal ganz abgesehen davon also, habe ich mich ernsthaft gefragt, wozu man überhaupt noch eine Religion braucht, wenn man von ihr verlangt, sie solle ihren Wahrheitsanspruch aufgeben. Ich stelle mir vor, wie der Dalai Lama postuliert, dass das ganze Ding mit der Wiedergeburt (und damit seiner eigenen Elektion via Re-Inkarnation) eigentlich gar nicht so wild sei und ja genauso gut auch gar nichts dran sein könnte. Bei dieser Vorstellung leuchtet mir dann der Zusammenhang mit dem Denunziantentum auch gleich wieder ein. Er würde seinen eigenen Glauben denunzieren, nämlich. Aber das war in Mannheim bestimmt nicht gemeint ... Allora, das Problem scheint mir wirklich folgendes zu sein:
>>Je schwächer die Vernunft, desto schwächer der Glaube. Je mehr eine Theologie ein Sonderfall unter anderen im Reigen der humanistischen Wissenschaften ist, desto weniger wird sie als Wissenschaft, die die Grundlagen, Inhalte und Konsequenzen des Glaubens interpretiert, ernst genommen. Je weniger eine Theologie mit den philosophischen Lungen der abendländischen Kultur atmet, desto mehr wird sie zu einem Surrogat von Meinungen. Dem folgt in der katholischen Dimension: Wenn die Kirche nicht als mystischer Leib Christi lebt, sondern als sozial organisierte und orientierte Gruppe von Menschen, die nur bestimmte elementare Glaubensbestände teilen, hört sie auf, Haus des Herrn zu sein. Sie wird eine lockere, aus relativen Bedürfnissen heraus organisierte Interessengemeinschaft. Das Hauptanliegen einer solchen Vereinigung ist dann nicht mehr die Wahrheitssuche im Raum der schon offenbaren Wahrheit. Es wird das nur mögliche Wahre konstruiert, das die Wahrheit als wirkliche Gegenwart des Offenbarten ausschließt.<<
[Aus dem Artikel von Armin Schwibach: Der Raum für Neuevangelisierung. Die katholische Aufklärung.]
Und direkt weiter:
>>Das Christentum aber, die christliche Offenbarung ist die Geschichte Gottes mit dem Menschen. Sie ist nicht nur eine erzählte oder leblose Geschichte der Vergangenheit. Die Zentralität des Menschen und die Zentralität des „Gott mit uns“ sind ineinander verschränkt. Der christliche Humanismus ist keine isolierende Betrachtung eines verschlossenen Individuums. Er ist der Weg und Ort der Wahrheit.<<
Okay, danke, dann hatte ich es also doch nicht komplett falsch verstanden. :-)
Ganzen Artikel hier lesen.
Angesichts dieses Werdegangs ist es sicher verständlich, dass mich insbesondere ein Zettel auf der "Mannheimer-Dialog"-Pinnwand in allertiefste Verwunderung gestürzt hat. Darauf stand unter anderem zu lesen:
>>Unsere Kirche hat große Ausstrahlungskraft, wenn sie Partizipation ernsthaft lebt durch
- Beteiligung möglichst vieler an Entscheidungen
- kein Exklusivanspruch auf Wahrheit (Denunziantentum!!!)<<
[Abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, worin der Zusammenhang zwischen dem Wahrheitsanspruch der katholischen Lehre und Denunziantentum mit drei Ausrufezeichen besteht ... ] Mal ganz abgesehen davon also, habe ich mich ernsthaft gefragt, wozu man überhaupt noch eine Religion braucht, wenn man von ihr verlangt, sie solle ihren Wahrheitsanspruch aufgeben. Ich stelle mir vor, wie der Dalai Lama postuliert, dass das ganze Ding mit der Wiedergeburt (und damit seiner eigenen Elektion via Re-Inkarnation) eigentlich gar nicht so wild sei und ja genauso gut auch gar nichts dran sein könnte. Bei dieser Vorstellung leuchtet mir dann der Zusammenhang mit dem Denunziantentum auch gleich wieder ein. Er würde seinen eigenen Glauben denunzieren, nämlich. Aber das war in Mannheim bestimmt nicht gemeint ... Allora, das Problem scheint mir wirklich folgendes zu sein:
>>Je schwächer die Vernunft, desto schwächer der Glaube. Je mehr eine Theologie ein Sonderfall unter anderen im Reigen der humanistischen Wissenschaften ist, desto weniger wird sie als Wissenschaft, die die Grundlagen, Inhalte und Konsequenzen des Glaubens interpretiert, ernst genommen. Je weniger eine Theologie mit den philosophischen Lungen der abendländischen Kultur atmet, desto mehr wird sie zu einem Surrogat von Meinungen. Dem folgt in der katholischen Dimension: Wenn die Kirche nicht als mystischer Leib Christi lebt, sondern als sozial organisierte und orientierte Gruppe von Menschen, die nur bestimmte elementare Glaubensbestände teilen, hört sie auf, Haus des Herrn zu sein. Sie wird eine lockere, aus relativen Bedürfnissen heraus organisierte Interessengemeinschaft. Das Hauptanliegen einer solchen Vereinigung ist dann nicht mehr die Wahrheitssuche im Raum der schon offenbaren Wahrheit. Es wird das nur mögliche Wahre konstruiert, das die Wahrheit als wirkliche Gegenwart des Offenbarten ausschließt.<<
[Aus dem Artikel von Armin Schwibach: Der Raum für Neuevangelisierung. Die katholische Aufklärung.]
Und direkt weiter:
>>Das Christentum aber, die christliche Offenbarung ist die Geschichte Gottes mit dem Menschen. Sie ist nicht nur eine erzählte oder leblose Geschichte der Vergangenheit. Die Zentralität des Menschen und die Zentralität des „Gott mit uns“ sind ineinander verschränkt. Der christliche Humanismus ist keine isolierende Betrachtung eines verschlossenen Individuums. Er ist der Weg und Ort der Wahrheit.<<
Okay, danke, dann hatte ich es also doch nicht komplett falsch verstanden. :-)
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ElsaLaska - 18. Jul, 14:32
Veni, Sancte Spiritus
Wäre mir bloß nicht Mannheim eingefallen im Laufe des Sonntags. Das passt nicht mehr zusammen. Nicht weil wir besser sind, nicht moralisch. Mentalitätsmäßig. Glaubensmäßig. Leugnung des Wahrheitsanspruchs. Die "Frauenfrage als Machtfrage". Ein Unding. Eine Kirche, die nach fünf Jahren - ! - Dialogprozess wieder Ausstrahung haben soll.Unvorstellbar. Und die Mehrzahl der "Mannheimer" würde das levitierte Hochamt als eine aus der Zeit gefallene archaische Veranstaltung bewerten. Doch der Papst hat es so gewollt. Wir sind eine Kirche. Aber ich sehe keine Brücke über dem tiefen Graben. Für die romverbundenen Katholiken einerseits und die Gremium-Katholiken andererseits erkenne ich die auch nicht mehr. Es ist kein Ritenstreit. Nur in der Alten Messe "sticht" das mehr in die Augen durch die ausgeprägte zusätzliche Gebärdensprache. Die von den Memorandisti und der ZdK-Mehrheit verspottet wird. Und von Bischöfen?
Menschen allein sind überfordert. Das kann nur noch der Hl Geist regeln. Wie auch immer.
@Tiberius