Mediokrität.
Aus "Der verwüstete Weinberg" von Dietrich von Hildebrand:
"Vom 2. Vatikanischen Konzil erhofften sich auch viele, daß mit der Entkonventionalisierung des religiösen Lebens eine Überwinderung der Mediokrität Hand in Hand gehen werde. Waren nicht viele Bischöfe medioker und vor allem viele Pfarrer und Seelsorger. Man glaubte, das liege an der Enge der Seminarien, an der Abgeschlossenheit von der Welt - mit einem Wort an der Tatsache, daß die Kirche sich in ein Ghetto zurückgezogen habe.
Was aber ist der Erfolg dieses Sprengens der sogenannten Enge? Was uns heute [das Buch stammt aus dem Jahre 1972 - Anm. v. mir] in theologischen Büchern, Aufsätzen, Predigten anweht, ist nicht nur ein Geist der Ehrfurchtslosigkeit, des Abfalls vom Glauben, sondern auch eine tief bedrückende Mediokrität. Mediokrität ist bekanntlich am allerfatalsten, je mehr sich der Mediokre für intelligent, interessant, neu hält, je mehr er "revolutionär" und "mittelmäßig" für radikale Gegensätze ansieht. Gewiß, es hat immer mediokre Bischöfe, Priester, Theologen in der Geschichte der Kirche gegeben. Sie waren keine "homines religiosi", sie strahlten in ihrer Persönlichkeit nicht die Atmosphäre der hl. Kirche aus, oder sie waren geistig unbedeutend und wenn sie Bücher schrieben, Predigten hielten, so war ihre Art, die erhabene Lehre der hl. Kirche auszudrücken, medioker, wenn auch gut gemeint.
Aber ihre Predigten, Hirtenbriefe, Bücher enthielten keine Häresien - und wenn sie solche enthielten, wurden sie sofort von höherer Stelle desavouiert. Darum blieben diese mediokren Gestalten in der Kirche doch ein Sprachrohr der Kirche und ihrer wahren Lehre.
Aber die Mediokrität, die den Weinberg des Herrn heute verwüstet, bezieht sich nicht nur auf die Persönlichkeit, sondern auf den Inhalt dessen, was sie verbreiten. Da sie objektiv nicht mehr als Sprachrohr der Lehre der hl. Kirche fungieren, obgleich sie sich dafür ausgeben, sondern ihre eigenen Geistesfrüchte an Stelle des "depositum catholicae fidei" verkünden, ist es auch der Inhalt, der von Mediokrität erfüllt ist. Die Tatsache, daß sie das ungestört tun dürfen, bedeutet einen Triumph der Mediokrität innerhalb der Kirche, der früher nicht existierte.<<
Dietrich von Hildebrand: Der verwüstete Weinberg. Kapitel 7b. Imprimatur 1972. Erschienen 1973.
"Vom 2. Vatikanischen Konzil erhofften sich auch viele, daß mit der Entkonventionalisierung des religiösen Lebens eine Überwinderung der Mediokrität Hand in Hand gehen werde. Waren nicht viele Bischöfe medioker und vor allem viele Pfarrer und Seelsorger. Man glaubte, das liege an der Enge der Seminarien, an der Abgeschlossenheit von der Welt - mit einem Wort an der Tatsache, daß die Kirche sich in ein Ghetto zurückgezogen habe.
Was aber ist der Erfolg dieses Sprengens der sogenannten Enge? Was uns heute [das Buch stammt aus dem Jahre 1972 - Anm. v. mir] in theologischen Büchern, Aufsätzen, Predigten anweht, ist nicht nur ein Geist der Ehrfurchtslosigkeit, des Abfalls vom Glauben, sondern auch eine tief bedrückende Mediokrität. Mediokrität ist bekanntlich am allerfatalsten, je mehr sich der Mediokre für intelligent, interessant, neu hält, je mehr er "revolutionär" und "mittelmäßig" für radikale Gegensätze ansieht. Gewiß, es hat immer mediokre Bischöfe, Priester, Theologen in der Geschichte der Kirche gegeben. Sie waren keine "homines religiosi", sie strahlten in ihrer Persönlichkeit nicht die Atmosphäre der hl. Kirche aus, oder sie waren geistig unbedeutend und wenn sie Bücher schrieben, Predigten hielten, so war ihre Art, die erhabene Lehre der hl. Kirche auszudrücken, medioker, wenn auch gut gemeint.
Aber ihre Predigten, Hirtenbriefe, Bücher enthielten keine Häresien - und wenn sie solche enthielten, wurden sie sofort von höherer Stelle desavouiert. Darum blieben diese mediokren Gestalten in der Kirche doch ein Sprachrohr der Kirche und ihrer wahren Lehre.
Aber die Mediokrität, die den Weinberg des Herrn heute verwüstet, bezieht sich nicht nur auf die Persönlichkeit, sondern auf den Inhalt dessen, was sie verbreiten. Da sie objektiv nicht mehr als Sprachrohr der Lehre der hl. Kirche fungieren, obgleich sie sich dafür ausgeben, sondern ihre eigenen Geistesfrüchte an Stelle des "depositum catholicae fidei" verkünden, ist es auch der Inhalt, der von Mediokrität erfüllt ist. Die Tatsache, daß sie das ungestört tun dürfen, bedeutet einen Triumph der Mediokrität innerhalb der Kirche, der früher nicht existierte.<<
Dietrich von Hildebrand: Der verwüstete Weinberg. Kapitel 7b. Imprimatur 1972. Erschienen 1973.
ElsaLaska - 23. Jul, 22:23
"Die mit Tränen säen"
Dietrich von Hildebrand soll nach den Worten seiner Nachlassverwalterin in den letzten Lebensjahren um die Kirche geweint haben "wie ein Kind am Bett seiner sterbenden Mutter".
Ich glaube, dass diese Tränen nicht umsonst geweint wurden. Auch wenn andere Generationen "mit Jubel ernten", eine geistlich erneuerte Kirche erleben werden. (Ps 126,5: Die mit Tränen säen, werden mt Jubel ernten). Aber wahrscheinlich geschieht geistliche Erneuerung schon jetzt, mitten im Chaos. Warum weigere ich mich, geistlich zu trauern, und verfalle immer wieder in Zorn oder Resignation? Obwohl doch die Trauernden seliggepriesen werden (Mt 5, V. 4).