Ein italienischer Friedhof
Die Friedhöfe hier haben hohe Ziegelmauern und immer wachsen uralte, dickstämmige Zypressen drum herum. Viele Familien haben eigene Häuschen, richtig gemauert, aus mattone, mit Ziegeldach und Glas- und Gittertüren. In den Fenstern ist oft eine weißlich durchscheinende Madonna eingraviert. Innen alles Naturstein. Marmor oder Granit. Eine kleine Andachtsecke: ein Tischchen mit Kruzifix und sempre elektrische ewige Leuchten. Die Särge werden hier eingemauert, so dass man vor einer polierten Marmor- oder Granitplatte mit Namen und Daten steht, die die Einlassung für den Sarg verkleidet. Auf dem Boden stehen Vasen mit möglichst hochstängeligen Blumen. In vielen Häusern liegen auch nur ein altes Ehepaar oder zwei, der Rest der Wand besteht aus leeren, herausnehmbaren Platten und warten auf die Nachkommenden. Ist doch irgendwie gut zu wissen, wo man einmal seinen Platz haben wird. Eine besondere Eigenart sind die vielen Fotos. Fast jede Namenstafel hat ein Foto. Das ist sehr anrührend, wenn man vor dem Grab eines italienischen Opas steht und sieht, wie er einen - ein Bild aus guten Tagen - voller Lebensfreude anlächelt. Vor einigen Bildern bleibt man stehen und kann aus dem Ausdruck und dem sympathischen Blick ein ganzes Leben zusammenfantasieren. Vor anderen schweigt man grimmig - ein zweijähriges Kind, sogar die Fotografie einer Totgeburt ist zu sehen. Man begegnet hier dem Tod genauso wie dem Leben, ja der Mensch und was er war, steht viel mehr noch im Mittelpunkt als auf deutschen Erdgräbern, wo häufig doch nur die "anständige" Beplanzung im Blickpunkt steht, statt des Gedenkens.
Was ich etwas ungewohnt finde, ist die Vorstellung, nicht in Erde ruhen zu dürfen, sondern in solch einem Betonsarkophag.
Schmunzeln musste ich bei den Gemeinschaftshäusern mit den wohl preiswerteren Gräbern, da ziehen sich ähnlich wie bei unseren Urnenwänden die Namensplatten hin. Jede hat ein ewiges Licht anmontiert, und die Leitungsverlegung ist typisch italienisch NICHT in jedem Fall unter Putz, sondern auch mal so drauflosverlegt und tollkühn irgendwo abgezweigt, wo es gerade passte.
Eine Leuchte war aus. Es war das Grab zweier Schwestern, beide Ende der Sechziger gestorben, geschmückt mit zwei Fotomedaillons in Schwarz-Weiß, Aufnahmen wohl aus den Dreißiger Jahren. Eine alte Grabplatte, die vernachlässig aussah. Beide waren ungeheuer unterschiedlich, die eine fast witzig grimassierend, ein bisschen wie eine Vogelscheuche, die andere, dunkel, vornehm, scharf geschnittene Züge. Sie waren mir auf Anhieb sympathisch.
Also untersuchte ich ihre ewige Leuchte, die als einzige in der ganzen Halle nicht funktionierte, und siehe da, es war nur ein Wackelkontakt, den ich mit ein wenig unauffälligem Rütteln und Schütteln beheben konnte. Ich denke, ich werde sie nun öfter besuchen und nach dem Rechten schauen dort.
Was ich etwas ungewohnt finde, ist die Vorstellung, nicht in Erde ruhen zu dürfen, sondern in solch einem Betonsarkophag.
Schmunzeln musste ich bei den Gemeinschaftshäusern mit den wohl preiswerteren Gräbern, da ziehen sich ähnlich wie bei unseren Urnenwänden die Namensplatten hin. Jede hat ein ewiges Licht anmontiert, und die Leitungsverlegung ist typisch italienisch NICHT in jedem Fall unter Putz, sondern auch mal so drauflosverlegt und tollkühn irgendwo abgezweigt, wo es gerade passte.
Eine Leuchte war aus. Es war das Grab zweier Schwestern, beide Ende der Sechziger gestorben, geschmückt mit zwei Fotomedaillons in Schwarz-Weiß, Aufnahmen wohl aus den Dreißiger Jahren. Eine alte Grabplatte, die vernachlässig aussah. Beide waren ungeheuer unterschiedlich, die eine fast witzig grimassierend, ein bisschen wie eine Vogelscheuche, die andere, dunkel, vornehm, scharf geschnittene Züge. Sie waren mir auf Anhieb sympathisch.
Also untersuchte ich ihre ewige Leuchte, die als einzige in der ganzen Halle nicht funktionierte, und siehe da, es war nur ein Wackelkontakt, den ich mit ein wenig unauffälligem Rütteln und Schütteln beheben konnte. Ich denke, ich werde sie nun öfter besuchen und nach dem Rechten schauen dort.
ElsaLaska - 15. Mai, 20:04
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