Dietrich von Hildebrand: Das Trojanische Pferd in der Stadt Gottes.
>>Über die Ehe.
Die traditionelle Auffassung von der Ehe enthält eine unvollständige Wahrheit. Die übertriebene, ja beinahe ausschließliche Betonung des Aspektes der Prokreation führte zu einer weitgehenden und fast völligen Mißachtung der Rolle, die der gegenseitigen Liebe in der Ehe zukommt.
Jahrhunderte hindurch haben viele katholische Theologen (im Gegensatz z. B. zu einem hl. Franz von Sales) jede Erwähnung der spezifischen Natur der bräutlichen Liebe und ihrer tiefsten Bedeutung für die Ehe vermieden. Es war das große Verdient Papst Pius XII., die beredtesten Worte für die Natur und den Wert dieser besonderen Art von Liebe zu finden.
So richtig es war, den großen und edlen Zweck der Prokreation zu betonen, so kann man der Natur der Ehe doch nur gerecht werden, wenn man ebenfalls ihre Bedeutung und ihren hohen Wert als Liebesgemeinschaft begreift, als letzte Vereinigung zweier Personen. Ferner kann das Mysterium der Prokreation selbst nur adäquat begriffen werden, wenn man es auf dem Hintergrund dieser Liebesgemeinschaft erfaßt, wenn man es als die superabundante Frucht aus dieser Liebeseinheit sieht.
Es ist also klar, daß die Lehre, die ausschließlich die Prokreation betont, eine unvollständige Wahrheit ist; sie bedarf deshalb der Vervollständigung durch eine Lehre, die auch dem Wert der ehelichen Liebe gerecht wird.
Doch in Büchern und Artikeln, die progressistische Katholiken über die Ehe schreiben, begegnen wir nicht dieser Vervollständigung ..., sondern finden dort eher eine bloße Reaktion, die der früheren ausschließlichen Betonung der Prokreation einfach entgegengesetzt ist. Nicht nur wird der moralisch bedeutende Unterschied zwischen künstlicher Empfängnisverhütung und natürlicher Geburtenregelung nicht mehr gesehen, sondern man leugnet selbst die bräutliche Liebe im tiefsten Sinn dieses Wortes trotz all dem Preisen und dem Geschrei, das man um sie erhebt. Man erklärt sie durch das Schlagwort "Selbsterfüllung". Man übersieht das eigentliche Geheimnis des Sexuellen, weil man es bloß als biologischen Instinkt wie Hunger und Durst auffaßt und von hygienischen Gesichtspunkten aus betrachtet. Doch ... kann das Sexuelle nur verstanden werden, wenn man seinen dienenden Charakter der Liebe gegenüber begreift, seine Bestimmung als Ausdruck und Erfüllung bräutlicher Lieber. Die falsche Interpretation des Sexuellen öffnet Tür und Tor allen unseligen Irrtümern über die Ehe, bis zur Leugnung ihrer Unauflöslichkeit.<<
Die traditionelle Auffassung von der Ehe enthält eine unvollständige Wahrheit. Die übertriebene, ja beinahe ausschließliche Betonung des Aspektes der Prokreation führte zu einer weitgehenden und fast völligen Mißachtung der Rolle, die der gegenseitigen Liebe in der Ehe zukommt.
Jahrhunderte hindurch haben viele katholische Theologen (im Gegensatz z. B. zu einem hl. Franz von Sales) jede Erwähnung der spezifischen Natur der bräutlichen Liebe und ihrer tiefsten Bedeutung für die Ehe vermieden. Es war das große Verdient Papst Pius XII., die beredtesten Worte für die Natur und den Wert dieser besonderen Art von Liebe zu finden.
So richtig es war, den großen und edlen Zweck der Prokreation zu betonen, so kann man der Natur der Ehe doch nur gerecht werden, wenn man ebenfalls ihre Bedeutung und ihren hohen Wert als Liebesgemeinschaft begreift, als letzte Vereinigung zweier Personen. Ferner kann das Mysterium der Prokreation selbst nur adäquat begriffen werden, wenn man es auf dem Hintergrund dieser Liebesgemeinschaft erfaßt, wenn man es als die superabundante Frucht aus dieser Liebeseinheit sieht.
Es ist also klar, daß die Lehre, die ausschließlich die Prokreation betont, eine unvollständige Wahrheit ist; sie bedarf deshalb der Vervollständigung durch eine Lehre, die auch dem Wert der ehelichen Liebe gerecht wird.
Doch in Büchern und Artikeln, die progressistische Katholiken über die Ehe schreiben, begegnen wir nicht dieser Vervollständigung ..., sondern finden dort eher eine bloße Reaktion, die der früheren ausschließlichen Betonung der Prokreation einfach entgegengesetzt ist. Nicht nur wird der moralisch bedeutende Unterschied zwischen künstlicher Empfängnisverhütung und natürlicher Geburtenregelung nicht mehr gesehen, sondern man leugnet selbst die bräutliche Liebe im tiefsten Sinn dieses Wortes trotz all dem Preisen und dem Geschrei, das man um sie erhebt. Man erklärt sie durch das Schlagwort "Selbsterfüllung". Man übersieht das eigentliche Geheimnis des Sexuellen, weil man es bloß als biologischen Instinkt wie Hunger und Durst auffaßt und von hygienischen Gesichtspunkten aus betrachtet. Doch ... kann das Sexuelle nur verstanden werden, wenn man seinen dienenden Charakter der Liebe gegenüber begreift, seine Bestimmung als Ausdruck und Erfüllung bräutlicher Lieber. Die falsche Interpretation des Sexuellen öffnet Tür und Tor allen unseligen Irrtümern über die Ehe, bis zur Leugnung ihrer Unauflöslichkeit.<<
ElsaLaska - 1. Sep, 09:52
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