Dietrich von Hildebrand: Über den Wert menschlicher Liebe
>>Es ist eine Tatsache, daß in die katholischen Gedankenwelt oft Ideen eindrangen, die ihren Ursprung mehr in einer stoischen oder orientalischen Mentalität als in der Lehre Christi haben. Ein Beispiel dafür ist die Vorstellung, jede Liebe zu einer Kreatur, außer der Nächstenliebe, sei mit religiöser Vollkommenheit unverträglich. So wertvoll das Bestreben ist, alles zu vermeiden, was uns von der Liebe Gottes trennen könnte, so falsch ist die Vorstellung, Kindes- und Elternliebe, Freundes- oder bräutliche Liebe sei mit religiöser Vervollkommnung unverträglich. Vorausgesetzt, daß unsere Liebe zu den Kreaturen ein "amare in Deo" ist, daß sie in Christus umgestaltet ist (wodurch sie keineswegs ihren spezifischen Charakter verliert), gibt es nicht die geringste Unverträglichkeit zwischen diesen Liebeskategorien und religiöser Vervollkommnung. Die Liebe des hl. Augustinus zur hl. Monika verminderte sicher nicht seine Gottesliebe, noch verringerte die glühende Liebe des hl. Ludwig von Frankreich zu seiner Gemahlin Marguerite seine Heiligkeit. Wenn diese Liebe zu Geschöpfen in Christus umgestaltet ist, zeugt sie vielmehr in spezifischer Weise von der Heiligkeit der Liebenden.
Doch wieder müssen wir von Seiten progressistischer Katholiken eine falsche Reaktion beobachten: Sie widersetzen sich zwar mit Recht der oben erwähnten falschen Haltung , aber indem sie diese durch einen bloßen Naturalismus ersetzen. Sie leugnen mit Recht die Unverträglichkeit zwischen Gottesliebe und der Liebe zu Geschöpfen, aber sie übersehen die Notwendigkeit des "amare in Deo", die große Aufgabe, jede natürliche Liebe in Christus umzugestalten. Mehr noch , nur eine solche Umgestaltung kann wirklich die Intention erfüllen, die in der Natur der Freundesliebe oder der ehelichen Liebe liegt, die zu erfüllen sie aber von sich aus nicht die Kraft hat. Viele Katholiken sehen die Gefahr nicht mehr, daß unsere Herzen von Gott abgezogen werden. Schlimmer noch ist, daß sie den absoluten Primat der Liebe zu Christus leugnen. Statt der geforderten Korrektur, die darin bestehen würde, die Möglichkeit des amare in Deo zu betonen, leugnen sie alle Gefahren unserer gefallenen Natur, die sich in eine natürliche Liebe einschleichen können, und fallen in einen heidnischen Naturalismus.<<
Aus: Das Trojanische Pferd in der Stadt Gottes.
Doch wieder müssen wir von Seiten progressistischer Katholiken eine falsche Reaktion beobachten: Sie widersetzen sich zwar mit Recht der oben erwähnten falschen Haltung , aber indem sie diese durch einen bloßen Naturalismus ersetzen. Sie leugnen mit Recht die Unverträglichkeit zwischen Gottesliebe und der Liebe zu Geschöpfen, aber sie übersehen die Notwendigkeit des "amare in Deo", die große Aufgabe, jede natürliche Liebe in Christus umzugestalten. Mehr noch , nur eine solche Umgestaltung kann wirklich die Intention erfüllen, die in der Natur der Freundesliebe oder der ehelichen Liebe liegt, die zu erfüllen sie aber von sich aus nicht die Kraft hat. Viele Katholiken sehen die Gefahr nicht mehr, daß unsere Herzen von Gott abgezogen werden. Schlimmer noch ist, daß sie den absoluten Primat der Liebe zu Christus leugnen. Statt der geforderten Korrektur, die darin bestehen würde, die Möglichkeit des amare in Deo zu betonen, leugnen sie alle Gefahren unserer gefallenen Natur, die sich in eine natürliche Liebe einschleichen können, und fallen in einen heidnischen Naturalismus.<<
Aus: Das Trojanische Pferd in der Stadt Gottes.
ElsaLaska - 7. Sep, 19:59
Hoffnung...?
Dietrich von Hildebrand könnte trotzdem aktuell werden. In den "Alt-Ritus-Gemeinden". Die nicht nur die "Alte Messe" feiern, sondern auch die Sakramentenpraxis von 1962 haben. Und dann wird nur zum Sakramentenempfang zugelassen, wer wirklich gläubig ist. D. von Hildebrand kann noch heute den Glauben vertiefen, meine ich jedenfalls. Wenn der Boden bereitet ist.
Die "Freiburger" hoffen auf diese "Alt-Ritus-Gemeinde", der EB hatte bis jetzt ein anderes Konzept. Vielleicht erlebe ich es noch, dass sich dann auch junge Katholiken u.a. mit Dietrich von Hildebrand auseinandersetzen und inspirieren lassen. Vielleicht...
@cuppa
Und überhaupt ...