Zum Festtag der heiligen Rita von Cascia - Update I

Zwei kleine Auszüge aus meinem Buch "Poetische Pilgerorte - Reisen ins mystische Mittelitalien"
>>Zusammen mit ihren männlichen Kollegen Padre Pio und Antonius von Padua bildet Rita von Cascia die Troika der beliebtesten und volkstümlichsten Heiligen Italiens. In vielen Dorfkirchen werden am 22. Mai, ihrem Gedenktag, die „Rita-Rosen“ geweiht, in der Erinnerung an ihr berühmtes Rosenwunder, ein typisches Jahreszeitenwunder, wie wir es zum Beispiel auch von der heiligen Sperandia kennen, die mitten im Winter eine Schüssel frische Kirschen organisieren konnte. Bei Rita waren es die Rosen, die zur Unzeit erblühten, weil sie sich kurz vor ihrem Tod einen frischen Rosenstrauß gewünscht hatte. Ungezählte Wunder werden ihr zugeschrieben, hauptsächlich wird sie in aussichtslosen Fällen angerufen, und wie es scheint hat sie in dieser speziellen Rubrik schon Spektakuläres ausrichten können.
[Im Buch folgt dann die Biografie der Heiligen ]
[...]
Als man 150 Jahre nach ihrem Tod, 1627, im Zuge ihres Seligsprechungsprozesses ihren hölzernen Sarkophag öffnete, fand man ihren Körper unversehrt, und das, obwohl ungünstige Bedingungen geherrscht hatten und das Holz weitaus mehr Luft und Feuchtigkeit einlässt als ein gemauerter Sarkophag. Nach der Umbettung in einen Glasschrein ging allerdings erst richtig die Post ab: Die heilige Rita soll ihre Augen geöffnet haben, sie soll ihre Position mehrfach verändert haben, ja, sie soll sogar abgehoben sein in ihrem Schneewittchensarg und bis zum Deckel empor geschwebt sein. Die Aufzeichnungen von Zeugenaussagen dazu finden sich in den Archiven des Erzbistums Spoleto.
Ein Besuch bei der heiligen Rita in Cascia lässt sich wunderbar in eine kleine Rundtour durch Umbrien einbauen, einen besonders spirituell geprägter Landstrich. Leider ist nur Assisi relativ bekannt, die herrliche kleine Stadt des demütigen poverello. Doch auch Spoleto und Foligno lohnen einen Abstecher.
Das Heiligtum in Cascia umfasst nun das alte Kloster der heiligen Rita aus dem 13. Jahrhundert, dort ist auch noch ihre Zelle zu besichtigen und dort bewahrt man auch noch ihre persönlichen Gegenstände wie den Ehering und die Rosenkranzkette auf. Dabei handelt es sich nicht um ein Museum. Ungefähr 50 Augustinerinnen leben, arbeiten und beten auch heute noch hier. Deshalb können Besichtigungen leider nur für Gruppen durchgeführt werden und nach vorheriger Absprache.
An einer der Klostermauern wächst ein jahrhundertealter Weinstock, der weiße Trauben trägt. Man erzählt sich, dass er aus Ritas Gehorsam gegen die Oberin erwuchs. Denn diese befahl ihr einmal, eine dürren Stock, den sie in die Erde gesteckt hat, regelmäßig zu gießen. Eine völlig sinnlose Anweisung also, die sie jedoch gewissenhaft ausführte. Und eines Tages begann der Stock auszuschlagen und frisch zu ergrünen. Außerdem nisten in den Klostermauern aus bisher unerklärlichen Gründen besonders viele Bienen in einer besonders großen Artenvielfalt. Die Wallfahrtskirche beim Kloster ist ein Neubau aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts und wurde von Papst Pius XII. zur Basilika erhoben. In dieser Kirche wird nicht nur der unverwesliche Körper der heiligen Rita aufbewahrt, sondern auch ein eucharistisches Wunder aus dem Jahre 1330, das sich in Siena zugetragen hat. Dort wollte einmal ein Priester die Krankenkommunion austeilen, aber weil er es eilig hatte und vielleicht ein bisschen nachlässig war, schob er die konsekrierte Hostie einfach zwischen die Seiten seines Brevierbüchleins. Als er es im Hause des Kranken angelangt, wieder öffnete, waren die Seiten wie auch die Hostie voller Blut.
Der Priester erschrak und ging zu seinem Beichtvater ins dortige Augustinerkloster, dem seligen Simone Fidati, um ihm das Wunder vorzuweisen. Der selige Simone, etwa 1285 in Cascia geboren, war ein gelehrter Mann und ein beliebter Seelsorger, er nahm dem Mann die Beichte ab, erteilte die Absolution und bat darum, die Papierseiten mit der Hostie behalten zu dürfen. Papst Bonifaz IX. erklärte das Wunder im Jahre 1389 für echt. In Cascia ist eine der beiden Seiten mit der Hostie zu sehen. Die Reliquien des Seligen liegen in einem Sarkophag daneben. <<
Barbara Wenz: Poetische Pilgerorte - Reisen ins mystische Mittelitalien.
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ElsaLaska - 22. Mai, 13:32
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