Zum morgigen Gedenktag des heiligen Bernhard von Clairvaux [IV]
Der letzte Teil meiner kleinen Arbeit.
Hier geht es zu Teil I mit der Einleitung.
2.3 Die dritte Stufe: Ekstase
Durch das ständige Fortschreiten in der Nachfolge Christi, durch anhaltende Lektüre der Hl. Schrift, Gebet und Askese wird die Fähigkeit des Christen wachsen, sich selbst zu überwinden, bei Leclerq heißt es zur „Öffnung auf den ganzen Kosmos“ hin (11).
Kommt zu dieser Selbstüberschreitung noch die göttliche Gnade hinzu, so befindet sich der Glaubende auf der dritten und höchsten Stufe der Gotteserfahrung, die man, wegen des Erlebnisses des Aus-sich-Hinaustretens auch Ekstase nennt .(12)
Der Hl. Bernhard beschreibt die „Ekstase“ als Eingehen des menschlichen Liebens und Wollens in das Lieben und Wollen Gottes „wie ein kleiner Wassertropfen, der in eine Menge Wein fällt“, „wie die Luft, durch die ein Sonnenstrahl fährt“ oder „wie ein glühendes ... Eisen, ganz wie Feuer wird“.(13)
3. Zusammenfassung unter dem Blickwinkel zisterziensischer Spiritualität
Die Hl. Schrift, das Wort Gottes, welches für den Hl. Bernhard eine solch große Rolle spielt, ist für die Zisterzienser auch heute noch das „täglich Brot“ (14), wobei der Umgang mit dem Wort eher mystisch-spirituell als intellektuell sein soll. Durch die geistliche Lesung und in der contemplatio wird Gottes Liebe erfahren, in der inneren Begegnung mit dem Menschen Jesus Christus (Jesusmystik) und die äußere Ausrichtung an seinem Lebensweg in Armut als pauperes Christi antworten die Zisterzienser auf die Liebe Gottes, im Blick auf sein Kreuz, auf Folter und Wunden sollten sie nach Bernhard die Tugend des Gehorsams verinnerlichen (15) , da Jesus Christus sich in den Willen des Vaters ergab. Durch Arbeit, Gebet und Lektüre der Hl. Schrift, Pflege der inneren Gottesbegegnung – und besonders auch der Hingabe an das Kreuz sollte die Überwindung des alten Selbst ermöglicht werden und die Auferstehung eines neuen Menschen, der mit Jesus Christus zum Vater heimgekehrt ist.
(11) Leclerq, S. 175
(12) Diese Bezeichnung halte ich wegen ihrer mittlerweile im alltäglichen Sprachgebrauch fast völlig sexualisierten Bedeutung für mindestens unglücklich; weshalb ich die Bezeichnung unio mystica oder Schauung Gottes vorziehen würde. Auch die semantische Nähe zu Drogenkonsum und –missbrauch (Ecstasy!) schwingt bei diesem Wort mittlerweile mit – und damit kann Ekstase eben auch ohne göttliche Gnade zustande kommen, diese ist doch aber im Bernhardschen Kontext grundlegend.
(13) „O heilige und lautere Liebe! O köstliches und süßes Liebesverlangen! O reine und geläuterte Strebung des Willens! Sie ist gewiss umso lauterer und reiner, je weniger in sie noch etwas Eigenes gemischt ist; sie ist umso süßer und köstlicher, je eindeutiger das, was da erfahren wird, ganz göttlich ist. Derart gepackt zu werden, heißt, vergöttlicht zu werden. Wie ein kleiner Wassertropfen, der in eine Menge Wein fällt, sich scheinbar ganz auflöst, indem er den Geschmack und die Farbe des Weines annimmt; und wie ein glühendes und leuchtendes Eisen ganz wie Feuer wird und seine frühere eigene Form ablegt; und wie die Luft, durch die ein Sonnenstrahl fährt, in die gleiche lichtvolle Klarheit verwandelt wird, so dass sie nicht nur erleuchtet, sondern selbst Licht zu werden scheint: so muss in den Heiligen alle menschliche Liebeskraft auf eine unaussprechliche Weise sich selbst ganz verflüssigen und sich ganz und gar in das Wollen Gottes ergießen. Denn wie anders würde Gott alles in allem sein, wenn im Menschen noch etwas vom Menschen übrigbliebe?“ aus Über die Gottesliebe in: Bernhard von Clairvaux: Rückkehr zu Gott, S. 202+203
14 http://www.kloster-thyrnau.de/Zisterzienserspiritualitaet.shtml
15 ebda.
4. Literatur
Zander, Hans Conrad: Von der frommen Kunst beleidigt zu sein. Eine christliche Handreichung an den Islam. Zürich: Lit-Verlag, 2006.
Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie Band II. Mittelalter. 12. Auflage. Köln: Komet Verlag, o. J.
Leclerq, Jean: Bernhard von Clairvaux. Ein Mönch prägt seine Zeit. München: Verlag Neue Stadt, 2005.
Schellenberger, Bernardin (Hg.): Bernhard von Clairvaux: Rückkehr zu Gott. Die mystischen Schriften. Düsseldorf: Patmos-Verlag, 2006.
Internetseiten des Zisterzienserklosters Thyrnau: www.kloster-thyrnau.de, speziell Unterseite: http://www.kloster-thyrnau.de/Zisterzienserspiritualitaet.shtml, abgerufen am 15.10.2008.
Leclerq, Jean, Art. Bernhard von Clairvaux, in: LThK3 (1994), 268-270.
Köpf, Ulrich, Art. Bernhard von Clairvaux, in: RGG4 (1989), 1328-1331.
Hier geht es zu Teil I mit der Einleitung.
2.3 Die dritte Stufe: Ekstase
Durch das ständige Fortschreiten in der Nachfolge Christi, durch anhaltende Lektüre der Hl. Schrift, Gebet und Askese wird die Fähigkeit des Christen wachsen, sich selbst zu überwinden, bei Leclerq heißt es zur „Öffnung auf den ganzen Kosmos“ hin (11).
Kommt zu dieser Selbstüberschreitung noch die göttliche Gnade hinzu, so befindet sich der Glaubende auf der dritten und höchsten Stufe der Gotteserfahrung, die man, wegen des Erlebnisses des Aus-sich-Hinaustretens auch Ekstase nennt .(12)
Der Hl. Bernhard beschreibt die „Ekstase“ als Eingehen des menschlichen Liebens und Wollens in das Lieben und Wollen Gottes „wie ein kleiner Wassertropfen, der in eine Menge Wein fällt“, „wie die Luft, durch die ein Sonnenstrahl fährt“ oder „wie ein glühendes ... Eisen, ganz wie Feuer wird“.(13)
3. Zusammenfassung unter dem Blickwinkel zisterziensischer Spiritualität
Die Hl. Schrift, das Wort Gottes, welches für den Hl. Bernhard eine solch große Rolle spielt, ist für die Zisterzienser auch heute noch das „täglich Brot“ (14), wobei der Umgang mit dem Wort eher mystisch-spirituell als intellektuell sein soll. Durch die geistliche Lesung und in der contemplatio wird Gottes Liebe erfahren, in der inneren Begegnung mit dem Menschen Jesus Christus (Jesusmystik) und die äußere Ausrichtung an seinem Lebensweg in Armut als pauperes Christi antworten die Zisterzienser auf die Liebe Gottes, im Blick auf sein Kreuz, auf Folter und Wunden sollten sie nach Bernhard die Tugend des Gehorsams verinnerlichen (15) , da Jesus Christus sich in den Willen des Vaters ergab. Durch Arbeit, Gebet und Lektüre der Hl. Schrift, Pflege der inneren Gottesbegegnung – und besonders auch der Hingabe an das Kreuz sollte die Überwindung des alten Selbst ermöglicht werden und die Auferstehung eines neuen Menschen, der mit Jesus Christus zum Vater heimgekehrt ist.
(11) Leclerq, S. 175
(12) Diese Bezeichnung halte ich wegen ihrer mittlerweile im alltäglichen Sprachgebrauch fast völlig sexualisierten Bedeutung für mindestens unglücklich; weshalb ich die Bezeichnung unio mystica oder Schauung Gottes vorziehen würde. Auch die semantische Nähe zu Drogenkonsum und –missbrauch (Ecstasy!) schwingt bei diesem Wort mittlerweile mit – und damit kann Ekstase eben auch ohne göttliche Gnade zustande kommen, diese ist doch aber im Bernhardschen Kontext grundlegend.
(13) „O heilige und lautere Liebe! O köstliches und süßes Liebesverlangen! O reine und geläuterte Strebung des Willens! Sie ist gewiss umso lauterer und reiner, je weniger in sie noch etwas Eigenes gemischt ist; sie ist umso süßer und köstlicher, je eindeutiger das, was da erfahren wird, ganz göttlich ist. Derart gepackt zu werden, heißt, vergöttlicht zu werden. Wie ein kleiner Wassertropfen, der in eine Menge Wein fällt, sich scheinbar ganz auflöst, indem er den Geschmack und die Farbe des Weines annimmt; und wie ein glühendes und leuchtendes Eisen ganz wie Feuer wird und seine frühere eigene Form ablegt; und wie die Luft, durch die ein Sonnenstrahl fährt, in die gleiche lichtvolle Klarheit verwandelt wird, so dass sie nicht nur erleuchtet, sondern selbst Licht zu werden scheint: so muss in den Heiligen alle menschliche Liebeskraft auf eine unaussprechliche Weise sich selbst ganz verflüssigen und sich ganz und gar in das Wollen Gottes ergießen. Denn wie anders würde Gott alles in allem sein, wenn im Menschen noch etwas vom Menschen übrigbliebe?“ aus Über die Gottesliebe in: Bernhard von Clairvaux: Rückkehr zu Gott, S. 202+203
14 http://www.kloster-thyrnau.de/Zisterzienserspiritualitaet.shtml
15 ebda.
4. Literatur
Zander, Hans Conrad: Von der frommen Kunst beleidigt zu sein. Eine christliche Handreichung an den Islam. Zürich: Lit-Verlag, 2006.
Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie Band II. Mittelalter. 12. Auflage. Köln: Komet Verlag, o. J.
Leclerq, Jean: Bernhard von Clairvaux. Ein Mönch prägt seine Zeit. München: Verlag Neue Stadt, 2005.
Schellenberger, Bernardin (Hg.): Bernhard von Clairvaux: Rückkehr zu Gott. Die mystischen Schriften. Düsseldorf: Patmos-Verlag, 2006.
Internetseiten des Zisterzienserklosters Thyrnau: www.kloster-thyrnau.de, speziell Unterseite: http://www.kloster-thyrnau.de/Zisterzienserspiritualitaet.shtml, abgerufen am 15.10.2008.
Leclerq, Jean, Art. Bernhard von Clairvaux, in: LThK3 (1994), 268-270.
Köpf, Ulrich, Art. Bernhard von Clairvaux, in: RGG4 (1989), 1328-1331.
ElsaLaska - 19. Aug, 21:43
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