Ich habe sein Buch gerade auf der Leseliste und darüberhinaus noch zwei interessante Radio-Sendungen (als Podcast verfügbar) angehört:

http://medien.wdr.de/radio/philosophischesradio/wdr5_das_philosophische_radio_20080425.mp3

http://www.podcast.de/episode/471048/Manfred_L%C3%BCtz,_Psychotherapeut_und_Bestseller-Autor

Ist auf jeden Fall höhrenswert und ich bin begeistert von Dr. Lütz charmanter Art, auf die Fragen (und manchmal auch Vorurteile) von Menschen einzugehen, die eben nicht glauben. Dr. Lütz, Sie haben einen Fan - wenn man das so ausdrücken mag ;)

"Die Menschen suchen authentische Antworten und überzeugende Antworten. Bisweilen gewinnt man den Eindruck, nur manche Katholiken hätten noch nicht gemerkt, dass die Belagerung vorbei ist!"

Solche Worte wie 'Belagerung' sind wirklich sehr nett, wenn du sie einer Institution schenkst, die sich peinlichen Fragen (wo nicht der Strafverfolgung) über die Handlungen einiger ihrer Bediensteten aus jüngster wie ferner Vergangenheit ausgesetzt sieht.

Und es geht wunderschön weiter: "Wenn man nur einmal probeweise aus den üblichen innerkirchlichen Debatten über Zölibat, Frauenpriestertum, Sexualmoral und die päpstliche Unfehlbarkeit aussteigen würde und auf die wirklich existenziellen Fragen, die die Menschen haben, antworten würde, dann könnte man die Gunst der Stunde nutzen."

Ach wie schön! Ginge es nach Herrn Lütz - geht es ja nicht, ich weiß, und wird es auch nie gehen, aber er klingt doch so positiv und herrlich frisch, das ist ja gerade die Funktion solcher immer wieder auftretenden Herren und Damen - darf dann die Kirche gefragt werden, wen sie in den nächsten Jahrzehnten mit ins nordatlantische Rettungsboot holen wird. Und wer draußen bleiben muß. Und was sie tun wird, wenn es keine Häfen mehr gibt, die das Boot anlaufen könnte und die Wasserrationen allmählich ausgehen.

Vermutlich hat Herr Lütz dazu durchaus ehrenwerte Ideen. Ich schätze die persönliche Integrität vieler Mitglieder auch der Kirchen viel höher ein als die der Bande, die sie gemeinhin umgibt. Oder meint er etwa doch mit 'wirklich existenziellen' Fragen solche wie 'Gibt es Gott' und 'Warum leben/sterben/leiden wir' und 'Was ist Liebe' und anderes aus dem Kanon des Konfirmandenunterrichts? Das wäre natürlich peinlich, dafür sind doch längst Web, Talkshows und Spiegel-Bestseller-Listen-Anführer zuständig. Kirchen braucht nur noch, wer sich für (geistige oder Macht-)Elite hält und solche Themen ob ihrer Komplexität nur von Experten bearbeiten läßt.

Das mit den Glühwürmchen, zugegeben, denke ich auch oft so. Ich würd's zwar nicht Gottesbeweis nennen, aber irgend etwas beweist es. Etwas, das im Dunklen glüht und gut tut. Wie immer wir es auch benennen wollen.