Aus dem Zyklus
"Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam, der Freund aber des Bräutigams stehet und höret ihm zu und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme" Joh 3, 29
Ein Jüngling, steck ich an die Kerzen,
Bewahr des Weihrauchs Feuerglut.
Am andern Ufer klingt ihr Scherzen
Gedankenlos und frohgemut.
Ich lieb die Andacht bei der Kirche
Am Flusse, bricht der Abend ein,
Das späte Dorf im letzten Lichte,
Den bläulich-trüben Dämmerschein.
Mich bannt das Auge voller Güte,
Ich staun der Schönheit Rätsel an
Und werfe meine weißen Blüten
Am weißen Kirchlein himmelan.
Es fällt der nebeldichte Schleier
Der Bräutigam vom Altar geht,
Und von den Zickzackhöhn der Wälder
Das hochzeitliche Frührot weht.
7. Juli 1902
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