... bei diesen "Friedenseinsätzen" macht habe ich noch nie verstanden - ich dachte immer, die sei eine reine Verteidigungsarmee für den Fall, daß uns die Russen angreifen...

Ob man in die Schweiz auswandern sollte *grübel*? Die scheinen mir momentan die Einzigen zu sein, die weitgehend alles richtig machen.

Die Diskussion hat ja nun auch nichts wirklich neues offenbart. Daß es dort ziemlich gefährlich ist, das war mir auch vorher klar...

Auffallend ist doch, dass es nicht nur bei Afghanistan schnell Strategien gibt, wie und dass man reingeht, in der Regel aber keine, wie man wieder rauskommt. Dass Kriegführen gern bemäntelt wird, hat Christa Wolf schon bemerkt ("Wann Krieg beginnt, das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg . .." "Kassandra"). Vielleicht wären weniger und nicht mehr Soldaten mal ein Anfang - gepaart mit einer Strategie, wie man gewaltlos Frieden schaffen kann (auch wenn jetzt Leute zetern, dass man das nicht darf).

Einfach die Truppen abziehen, mehr nicht. Eventuell gegen Geld die Tornados an die anderen Mächte vermieten.

Michel Friedman war in der Runde sozusagen die Quotenfrau.
Ach nee, das wäre ja eigentlich Frau Maischberger, also nicht Quotenfrau, sondern Quotenexot.
Ach nee, das wäre ja nun eigentlich Herr Scholl-Latour, also nicht Quotenexot, sondern ... hat der Herr Friedman eigentlich "gedient"?
Ach nee, den Platz besetzt ja schon Herr Struck, also besetzt Herr Friedman den Platz des "Haben wir schon lange nichts mehr von gehört, er ist gerade in der Nähe und kostet auch nicht die Welt an Gage, eben weil wir schon lange nichts mehr von gehört haben"-Vertreters.

Was das "Fallen" von Soldaten betrifft: Das finde ich stilistisch schon sauber von Herrn Struck.
Die Soldaten, die ihr Leben in Afghanistan lassen, sind Soldaten und nicht irgendwelche Uniformierte, die wie aus Versehen auf der falschen Straße unterwegs waren.

Ein Einsatz zur Friedensherstellung ist etwas anderes als ein Kampfeinsatz oder gar Krieg? Nicht auf dem Friedhof.

Schwierige Frage für jemanden, der in seiner Jugend "Schwerter zu Pflugscharen" auf dem Parker trug.

Trotzdem: Rausgehen heißt, den Taliban das Land zu überlassen, auch als Ausbildungslager gegen den Westen.

Aber es bleibt schwierig, anderen Kulturen eine europäische Ordnung aufzudrücken. Was in europäischen Krisenregionen funtioniert, muss in der arabischen, asiatischen oder afrikanischen Welt noch lange nicht funktionieren.

Wirklich ärgerlich ist dabei allerdings, dass Amerika die Taliban ausgerüstet hat. Damals in den 80-er im Kampf gegen die Russen...

Ich stimme Peter Scholl-Latour auf ganzer Linie zu. Natürlich ist ein Selbstmordanschlag eine wahnsinnige Tat, aber Mut braucht es dazu allemal mehr, als aus 5000 Meter Höhe in einem sicheren Flugzeug sitzend, Bomben in afghanische Städte und Dörfer zu werfen.

Für die armen Afghanen hat sich vor dem 11. September auch kein Politiker in Deutschland interessiert, dieses Motiv wird jetzt nur vorgeschoben, um den Krieg humantär zu begründen.

Hier ist ein guter, aktueller Artikel von Scholl-Latour zum aktuellen Zustand in Afghanistan:

http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.144+M54fc2fdb8e8.0.html

Knie auf die Brust. Hab fast 20 Jahre lang Flüchtlinge aus Afghanistan vertreten, Erst die Muslime, die vor den Russen und den Kommunisten flüchteten, dann Kommunisten, die vor den Muslimen flüchteten, dann den Rest, der vor den Taliban flüchtete. Meine Aktenschränke sind voll mit traurigen Tatsachenberichte über einen mörderisch-nihilistischen Terrorismus, der wie die spanischen Faschisten, wie die deutschen Nazis nur das Nichts anbetet, den Terror und den Tod. Das ist kein Friedenseinsatz, das ist Krieg, und im Krieg sterben Soldaten. Unsere Soldaten. Sie stehen auf der richtigen Seite, und sie haben es verdient, daß wir ihnen ein ehrendes Angedenken bewahren und daß wir für sie beten.

ein Mörder ist nicht deshalb nicht feige, weil er den eigenen Tod nicht fürchtet, sondern weil er die Wehrlosen umbringt. Scholl-Latour ist ein bräsiger, alterstarrsinniger Dummschwätzer

Das Gerede vom "Friedenseinsatz" kommt auch nur daher, weil in Deutschland Politik und Militärführung in streng juristischen Vokabeln denken und ein Krieg gemäß Völkerrecht dann eben gegen einen Gegner geführt wird, dem man das Recht zubilligt, ein souveräner Staat oder immerhin ein De-facto-Regime zu sein - was man den Taliban zu Recht nicht zugesteht. Das sollte man dann mbMn als deutsches Medium auch akzeptieren und nicht immer reißerisch nachfragen, ob nicht wegen der "einfachen Soldaten" doch endlich, endlich das Wort "Krieg" von einem Politiker in den Mund genommen werde.

Was oft vergessen wird: daß, wie Du gesagt hast, unsere Soldaten auf der richtigen Seite stehen.

Wenn die zuständigen Offiziere beim Verteidigungsminister melden würden: wir hätten den Krieg verloren, der afghanische Staat existiere de facto nicht mehr, nix wie raus, die Schmach in Kauf nehmen, schauen, sich der Terroristen anderweitig zu erwehren etc., dann müßte man genau das tun.

Solange die militärische Führung meint: wir können den Afghanen beim Aufbau eines vernünftigen Staates tatsächlich helfen (den sie schon gemäß ihrer eigenen Kultur gestalten sollten, in dem sie den Christen aber unbedingt Missionsfreiheit zu gewähren haben, nur mal so nebenbei), es gibt momentan wenig Fortschritte und es gibt Opfer, aber steter Tropfen höhlt den Stein etc., dann müssen wir drinbleiben.

Wenn ein Politiker (der Linkspartei z. B.) einen sofortigen Abzug fordert, kann ich nur sagen: Der Mensch hat bestimmt keine Generalstabsausbildung. Der Mensch hat bestimmt nicht mehr Informationen als ich, nämlich die paar Informatiönchen, die in die Medien durchsickern. Der Mensch will doch nur Stimmen fangen.

Gegen die Taliban zu verlieren um Stimmen zu fangen, und obwohl die Niederlage militärisch nicht feststeht? Nein danke. - Ich unterstelle dabei, daß die Niederlage tatsächlich nicht feststeht. Ich gehe davon aus, daß die zuständigen Offiziere das sonst schon melden würden und daß dann der Verteidigungsminister als verantwortungsvoller Mann auch den Rückzug befehlen würde.

PS: @Johannes: Deine Gleichsetzung der spanischen Rechtsputschisten mit den deutschen Nazis scheint mir etwas zweifelhaft, gerade in bezug auf die dahinterstehenden geistigen Haltungen. Deren Verbrechen will ich damit nicht abstreiten.