Kommt erst noch. Heute Abend - und ich schau es ja nicht mehr, seit der Sache mit Eva Herman.
Wen meinst du eigentlich? Kerner oder Pater Gaudron?

Würdest du mir bitte berichten? Das wär lieb!

Nagut, dann fasse ich mal zusammen:

Johannes B. konfrontierte Pater Gaudron zu Beginn des Gesprächs zunächst mit den Aussagen von Bischof Williamson. Gaudron stellte klar, daß sowohl die Piusbruderschaft, als auch er selbst sich ausdrücklich davon distanziert hat und bezeichnete die Aussagen von Williamson als dumm und töricht. Kerner ritt noch eine Weile auf dem Thema rum, Weihbischof Jaschke schlug direkt in dieselbe Kerbe und ließ seiner Empörung über Williamson freien Lauf.

Kerner fragte ganz offen, warum die Piusbruderschaft Williamson nicht einfach rauswirft. Laut Gaudron hat man Williamson ein Ultimatum gestellt. Sollte er sich nicht von seinen Aussagen distanzieren, werde man sich wohl von ihm trennen. Der Pater fügte hinzu, daß die Öffentlichkeit sich sonst ständig darüber mokiert, wenn Personen aus der Kirche ausgeschlossen werden, bei Williamson könnte es niemandem schnell genug gehen, dies sei heuchlerisch.

Danach wartete Kerner mit einer Reihe von aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten aus Schriften der Piusbruderschaft auf. Pater Gaudron stellte zunächst klar, daß hier aus den unzähligen Schriften der Piusbruderschaft jede Seite mit der Lupe nach Zitaten abgesucht werde. Diese würden aus dem Zusammenhang gerissen um damit hetze zu betreiben (Er hat das nicht so offen gesagt, eher durch die Blume).

Es ging da zum Beispiel um das Zitat von Schmidtberger, die Schändung des Kreuzes sei ein schlimmes Vergehen als die Terroranschläge vom 11. September. Damit sei laut Pater Gaudron gemeint, eine Sünde gegen Gott sei schlimmer als jede Sünde gegen Menschen.

Nach einigen Empörungsanfällen von Weihbischof Jaschke über ein weitere Zitate (z.B. "HIV ist manchmal eine Strafe Gottes") und den wie üblich sinnfreien Provokationen von Henryk M. Border ging es dann mit der Diskussion über das 2. Vatikanuum weiter.

Laut Weihbischof Jaschke soll der Papst gesagt haben, wer das 2. Vatikanuum nicht anerkenne, könne kein Katholik sein. Darauf entgegnete Pater Gaudron, daß die Piusbruderschaft erstens alle Dogmen und unfehlbaren Lehrentscheidungen der Katholischen Kirche ausnahmslos anerkenne. Sie lehne auch nicht das 2. Vatikanuum grundsätzlich ab. Gaudron wunderte sich jedoch sehr stark darüber, wieso jemand kein Katholik sein könne, nur weil er zu einigen Schriften des Konzils, die keine unfehlbaren Lehrentscheidungen seien, eine andere Meinung habe.

Im Gegensatz zur Piusbruderschaft, die alle Dogmen der Katholischen Kirche ausnahmslos anerkenne, würden viele Katholiken dies nicht tun, z.B. die Jungfrauengeburt Marias oder die Unfelbarkeit des Papstes ablehnen, ohne daß jemand behaupten würde, diese Gläubigen seien deshalb keine Katholiken.

Kerner griff dann den Spiegelartikel auf und ging natürlich direkt darauf ein, es säßen sehr viel "kahlgeschorene Köpfe" in der alten Messe. Pater Gaudron bezeichnete den Spiegel-Artikel als propagandistische Hetze. Alle konservativen Katholiken, welche die Traditionen der Kirche bewahren wollen, würden in eine "rechte Ecke" gestellt. In dem Artikel würde teilweise schon suggeriert, als planten konservative Christen einen Putsch.

Nochmals betonte Gaudron, das zweite Vatikanuum enthalte kein einziges Dogma. Außerdem müsse man alle Lehrentscheidungen der Kirchengeschichte berücksichtigen. Was in der Kirche seit Jahrtausenden richtig war, könne jetzt nicht auf einmal so fürchterlich schlimm sein. Gaudron hält es für völligen Unsinn, daß jetzt wieder behauptet werde, die "alte Messe" sei antisemitisch, nur weil in der sonntäglichen Messe wohl nicht aus dem Alten Testamenbt gelewesen würde (, wenn ich das so richtig verstanden habe). Es würde ansonsten an jedem Tag in der Messe aus dem Alten Testament gelesen, seitenweise.

Pater Gaudron merkte desweiteren an, alles was man sich vom Zweiten Vatikanuum erhofft habe, ein aufblühen der Kirche, habe nicht stattgefunden, eher das Gegenteil sei eingetroffen. Ich nehme an er spielte hier auf die größtenteils verschlechterte Situation der Kirche an(Kirchenaustritte, immer weniger Gottesdienstbesucher, immer weniger Autorität und Einfluß der Kirche etc.)

Zur Ökumene merkte Gaudron an, nachdem Kerner ihm vorwarf keine Ökumene zu wollen, daß Gespräche mit anderen Religionen in Ordnung seien, aber keinesfalls zu einer inhaltlichen Selbstaufgabe führen dürfe.

Die Ausstrahlung des Interviews mit Bischof Williamson so unmittelbar um die Entscheidung des Papstes zur Aufhebung der Exkommunikation der Piusbrüder, hält der Pater nicht für einen Zufall. Er meinte, es gäbe eben Menschen, die gezielt verhindern wollten, daß konservative, traditionalistisch gesinnte Katholiken wieder in den Schoß der Kirche aufgenommen werden.

Kerner behauptete im Verlauf des Gesprächs, es häbe in einigen Bistümern mehr als doppelt so viele Austritte gegeben wie sonst. Darauf Gaudron sinngemäß, wenn jemand aus der Kirche austritt, nur weil der Papst, der sich oft genug gegen jeglichen Antisemitismus und Leugnung des Holokaust ausgesprochen hat, einen Bischof wieder als Gläubigen in die Kirche aufnimmt, dann muß derjenige wohl grundsätzlich schon ein Problem mit der Kirche haben. Weihbischof Jaschke stimmte dem zu.

Alles im Allem lief die ganze Diskussion sehr ähnlich ab, wie im Fall Eva Herman, nur ohne Eklat. Kerner hackte auf den Aussagen von Williamson rum, trug seine aus dem Zusammenhang gerissenen Zitate vor, die seine Redaktion vermutlich durch akribische Arbeit aus den Schriften der Piusbruderschaft gezielt gesucht und herausgerissen hat. und hegte seinen typisch vorwurfsvollen, empörten Ton, selbstverständlich in reinster, politicher Korrektheit. Weihbischof Jaschke war wohl einfach nur da, um seine gekünstelt wirkende Empörung über die gesamte Piusbruderschaft freien Lauf zu lassen und etwas Schärfe in die Diskussion zu tragen, während Herr Broder wie immer als scharfzüngiger Selbstdarsteller seine üblichen, pseudoanalytischen Kommentare unter der Gürtellinie in die Runde werfen durfte.

Pater Gaudron war aus meiner persönlichen Sicht sehr glaubwürdig, hat seine Sicht der Dinge dargestellt, sich nicht vom Kerner-Tribunal beirren lassen und auch sehr pragmatisch diskutiert. Er erhielt auch häufig Applaus vom Publikum, was nach meinem Empfinden der Runde wohl nicht so ganz gefallen hat.

Ich hoffe meine Eindrücke haben die Sendung jetzt möglichst objektiv wiedergegeben. ;)

Gute Nacht

PS Alle Rechtschreib- und Grammatikfehler sind der Uhrzeit geschuldet. :)

Danke für die Zusammenfassung. Denn was die "Welt-Online" daraus gemacht hat, spottet jeder Beschreibung.

Auch ich habe mir die Sendung angeschaut und kann sagen, daß sie mit dem Bericht sehr gut wiedergegeben ist. Danke!

Vielen Dank fidelis! Ich sehe vor meinem geistigen Auge langsam eine durch sämtliche Kanäle tingelnde Bruderschaft, Beckmann, Illner, wie heißt der von Hart aber flair, Plauenberg, während sich die Deutsche Bischofskonferenz verstockt weigert, auch nur einen Satz mit denen auszutauschen. Dann kommen die Talkshows auf dem privaten:
"Ein Piusbruder steigt aus!" oder "Ich bin das heimliche Kind eines Piusbruders" oder was weiß ich noch ... Oder Lehmann: "Die Piusbrüder tun mir leid! Aber für den Papst bete ich!"
Das wird sicher noch interessant.

>>Was ist das für eine Kirche, die befiehlt, an die Unfehlbarkeit des Papstes und die jungfräuliche Geburt zu glauben und verbietet, an den Holocaust zu glauben.>>

Ja, das würde mich tatsächlich mal interessieren, was das für eine Kirche ist.

Fidelis hat das wirklich spitze gemacht und keine Mühen zugunsten meines Blutdrucks gescheut.