Oha.
Im aktuellen Osservatore Romano - und zwar auch in deutscher Sprache vorliegend - hat sich Msgr. Fernando Ocáriz, Generalvikar des Opus Dei und Mitglied der theologischen Kommission, welche die Gespräche mit der FSSPX geführt hat, in äußerst eindeutiger Weise zur Zustimmung zu Vaticanum II und den Konzilsdokumenten geäußert, "weil – auch in der öffentlichen Meinung – Unsicherheiten über die Kontinuität einiger Konzilslehren gegenüber früheren Aussagen des kirchlichen Lehramts bestehen," wie er ausführt.
Mal ein paar Appetithäppchen daraus:
>>Zunächst sollte in Erinnerung gerufen werden, daß die pastorale Ausrichtung des Konzils nicht bedeutet, daß es nicht doktrinell ist. Denn die pastoralen Aspekte gründen auf der Lehre, wie es anders gar nicht sein könnte. Vor allem aber muß betont werden, daß die Lehre auf das Heil ausgerichtet und seine Verkündigung ein wesentlicher Bestandteil der Pastoral ist. Zudem finden sich in den Konzilsdokumenten zweifellos viele Aussagen streng lehrmäßiger Natur: über die göttliche Offenbarung, über die Kirche, usw.<<
>>Im Zweiten Vatikanischen Konzil gab es einige Neuheiten lehrmäßiger Natur: über die Sakramentalität des Bischofsamts, über die bischöfliche Kollegialität, über die Religionsfreiheit, usw. Obgleich gegenüber Neuheiten in Fragen, die den Glauben oder die Moral betreffen und die nicht in einer definitiven Äußerung verkündet wurden, der religiöse Gehorsam des Willens und des Verstandes geboten ist, gab und gibt es Auseinandersetzungen über die Kontinuität einiger dieser Fragen mit dem früheren Lehramt, also über ihre Vereinbarkeit mit der Überlieferung. Angesichts von Schwierigkeiten, die auftreten können, wenn es darum geht, die Kontinuität einiger Konzilslehren mit der Überlieferung zu verstehen, besteht die katholische Haltung darin, unter Berücksichtigung der Einheit des Lehramts nach einer einheitlichen Auslegung zu suchen, in der die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils und frühere lehramtliche Dokumente einander gegenseitig beleuchten. Nicht nur das Zweite Vatikanum muß im Licht der früheren lehramtlichen Dokumente ausgelegt werden, einige dieser Dokumente werden im Licht des Zweiten Vatikanums auch besser verständlich.<<
>>Abschließend sollte man sich in diesem Zusammenhang vor Augen halten, daß seit dem Abschluß des Zweiten Vatikanischen Konzils beinahe ein halbes Jahrhundert vergangen ist und in diesen Jahrzehnten vier Päpste einander auf dem Stuhl Petri nachgefolgt sind. Wer das Lehramt dieser Päpste und die entsprechende Zustimmung dazu von seiten des Episkopats untersucht, bei dem sollte sich eine eventuell gegebene Schwierigkeit in ruhige und freudige Zustimmung zum Lehramt, dem authentischen Ausleger der Glaubenslehre, verwandeln. Das erscheint auch dann möglich und wünschenswert, wenn weiterhin Aspekte bestehen bleiben, die rational nicht vollkommen erfaßt werden. In jedem Fall bleiben rechtmäßige Räume theologischer Freiheit für ein stets angemesseneres Bemühen um Vertiefung.<<
Ganzer Artikel online hier.
Mal ein paar Appetithäppchen daraus:
>>Zunächst sollte in Erinnerung gerufen werden, daß die pastorale Ausrichtung des Konzils nicht bedeutet, daß es nicht doktrinell ist. Denn die pastoralen Aspekte gründen auf der Lehre, wie es anders gar nicht sein könnte. Vor allem aber muß betont werden, daß die Lehre auf das Heil ausgerichtet und seine Verkündigung ein wesentlicher Bestandteil der Pastoral ist. Zudem finden sich in den Konzilsdokumenten zweifellos viele Aussagen streng lehrmäßiger Natur: über die göttliche Offenbarung, über die Kirche, usw.<<
>>Im Zweiten Vatikanischen Konzil gab es einige Neuheiten lehrmäßiger Natur: über die Sakramentalität des Bischofsamts, über die bischöfliche Kollegialität, über die Religionsfreiheit, usw. Obgleich gegenüber Neuheiten in Fragen, die den Glauben oder die Moral betreffen und die nicht in einer definitiven Äußerung verkündet wurden, der religiöse Gehorsam des Willens und des Verstandes geboten ist, gab und gibt es Auseinandersetzungen über die Kontinuität einiger dieser Fragen mit dem früheren Lehramt, also über ihre Vereinbarkeit mit der Überlieferung. Angesichts von Schwierigkeiten, die auftreten können, wenn es darum geht, die Kontinuität einiger Konzilslehren mit der Überlieferung zu verstehen, besteht die katholische Haltung darin, unter Berücksichtigung der Einheit des Lehramts nach einer einheitlichen Auslegung zu suchen, in der die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils und frühere lehramtliche Dokumente einander gegenseitig beleuchten. Nicht nur das Zweite Vatikanum muß im Licht der früheren lehramtlichen Dokumente ausgelegt werden, einige dieser Dokumente werden im Licht des Zweiten Vatikanums auch besser verständlich.<<
>>Abschließend sollte man sich in diesem Zusammenhang vor Augen halten, daß seit dem Abschluß des Zweiten Vatikanischen Konzils beinahe ein halbes Jahrhundert vergangen ist und in diesen Jahrzehnten vier Päpste einander auf dem Stuhl Petri nachgefolgt sind. Wer das Lehramt dieser Päpste und die entsprechende Zustimmung dazu von seiten des Episkopats untersucht, bei dem sollte sich eine eventuell gegebene Schwierigkeit in ruhige und freudige Zustimmung zum Lehramt, dem authentischen Ausleger der Glaubenslehre, verwandeln. Das erscheint auch dann möglich und wünschenswert, wenn weiterhin Aspekte bestehen bleiben, die rational nicht vollkommen erfaßt werden. In jedem Fall bleiben rechtmäßige Räume theologischer Freiheit für ein stets angemesseneres Bemühen um Vertiefung.<<
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ElsaLaska - 1. Dez, 19:02
Anmerkungen
2. Damit rechnen, dass der Papst das Konzil in Frage stellt, kann kein normal denkender Katholik. Er kann es nicht, und es entspricht nicht seiner Theologie.
3. Das Thema Kontinuität und Bruch dürfte sehr spannend sein.
4. Eine verbindliche, lehramtliche Interpretation des Konzils steht noch aus.a) Ich erlaube mir, einen Großteil der deutschen Theologenzunft als nicht "konzilskonform" zu bezeichnen, dass das deutsche Konzilskompendium eingeleitet und kommentiert wird von Rahner/Vorgrimler zeigt, dass da noch viel zu tun ist. b)Vermutlich berufen sich unsere Dialog-Bischöfe ja auch aufs Konzil. Weil dem Laien mehr Mitsprache eingeräumt ist. c) Und die tätige Teilnahme der Laien in der Liturgie wäre auch mal verbindlich festzulegen. Ob die Konzilsväter an vor dem Altar mit Tüchern wedelnde Frauen gedacht haben, wage ich zu bezweifeln. Das Liturgische Institut Trier findet es aber gut.d) Liturgische Institute sind ausdrücklich vom Konzil gewollt. Zur Beratung der Bischöfe. Diese Institute produzieren Gottesdienst-Modelle am laufenden Band. e)Obwohl niemand die Liturgie verändern darf, dem Priester ist das ausdrücklich verboten.f) Dann sind die Bischöfe für die Liturgie zuständig, aber das letzte Wort hat der Papst. Steht alles in EINER Konstitution, in "Sacrosanctum Concilium". Ich belasse es dabei, allein diese eine Konstitution enthält noch mehr Widersprüche.
Abschließend noch eine Vermutung: Dass Papst Benedikt das Glaubensjahr 2012 so spät beginnen lässt, könnte damit zusammenhängen, dass vorher noch viel zu klären ist...
@Cuppa
ad 4) Die Rolle der Laien in der Liturgie ergibt sich aus den lit. Büchern, nicht aus dem Wohlwollen eines lit. Institutes. Bilden nicht diese vom Apostolischen Stuhl approbierten Texte und auch das ganze nachkonziliare Lehramt der Päpste die lehramtliche Interpretation des Konzils?
Sicher lief in der Zeit nach dem Konzil (und läuft auch heute noch) nicht alles rund. Aber das auf die ach so bösen, widersprüchlichen Konzilstexte zu schieben ist wohl zu einfach. Schließlich haben wir eine Instanz, diese Widersprüche zu lösen und lehramtlich aufzudröseln. Und diese Aufgabe übt der Hl. Vater meiner Meinung nach ganz ausgezeichnet aus...