dass man, wenn man Angst hat vor Erdbeben, ständig welche zu spüren scheint. Man sitzt oder liegt da und traut sich selbst nicht, plötzlich scheint eben alles viel wackeliger als sonst, man ist sensibler, es kann passieren, dass man denkt, es sei ein Beben, wo einem am Ende dann doch nur der eigene Pulsschlag narrt. Ja, so weit kann es kommen.
Vorhin war es wieder so eine Situation. Ich sitze auf meinem Küchenstuhl und der Stuhl wackelt, das Mineralwasser in der Flasche auf dem Tisch ist in Bewegung. Sonst passiert nicht viel. Schlimm ist dann wirklich, dass du dich fragst, ob deine eigene Wahrnehmung dich betrügt. Selbst wenn eben nichts passiert, gottseidank ja auch, nur diese ständige Frage: Spürst du letztlich nur deinen Puls, deinen Blutschlag oder ist es wirklich schon wieder ein Beben. Du traust dir selbst nicht mehr. Horchst immerzu in dich hinein. Befragst deine Wahrnehmungen.
Eben konnte ich verifizieren: Kein Grund, an meinem Geisteszustand zu zweifeln. Heute Abend wieder 4,1 in L'Aquila, sowas spüre ich dann eben auch hier. Einerseits eine Beruhigung - ich bin offenbar noch nicht psychisch gestört und kann meinen Wahrnehmungen durchaus trauen - andererseits natürlich wieder ein Schrecken mehr für die traumatisierten Menschen dort.