Panorama hat exklusiv mit dem Mann gesprochen,
der an entstellender Neurofibromatose leidet und der kürzlich während der Generalaudienz vom Papst geküsst und gesegnet wurde - ich hatte dazu einen Eintrag mit Link auf die Fotostrecke beim Vatican Insider.
Dieser Mann hat auch einen Namen, er heißt Vinicio. und er erzählt der Journalistin Costanza Rizzacasa D'Orsogna von dem Moment, in dem der Heilige Vater auf ihn zuging. Es folgt eine Übersetzung des Artikels von mir, die nicht vollständig wortwörtlich ist, sondern in Teilen auch gestrafft wiedergegeben wurde. Zunächst der Link zum italienischen Original.
Hier die Übersetzung:
"Der Heilige Vater hatte keine Angst vor mir und er hat mich umarmt. Während er mich umarmte, habe ich nichts als die Liebe gespürt.
Zuerst habe ich ihm die Hand geküsst, während er mich mit der anderen am Kopf und meinen Narben streichelte. Dann hat er mich an sich gezogen, mich fest umarmt und mein Gesicht geküsst. Ich barg den Kopf an seiner Brust, während er mich in seine Arme schloss. Und er hielt mich so fest an sich geschmiegt, als ob er mich nicht mehr loslassen wollte. Ich suchte nach Worten, um ihm etwas zu sagen, aber es gelang mir nicht - das Gefühl überwältigte mich einfach. Es dauerte vielleicht ein wenig mehr als eine Minute, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor.
Danach haben sie mich zu meiner Tante zurückgefahren und ich sagte zu ihr: Qua ghe aso le pene, Qui ci lascio le penne. [Das ist ein Sprichwort, noch dazu in Mundart, das ich nicht übersetzen kann. Vielleicht heißt es ungefähr: Dort wo die Qualen sind, da lässt man uns auch Flügel oder da haben wir unsere Flügel.]
Er ist schüchtern und er spricht mit Vicentiner Dialekt, seine Stimme ist nicht mehr viel mehr als ein Flüstern seit einer Halsoperation. Doch die Emotion, mit der er von der Begegnung mit dem Papst auf dem Petersplatz spricht, sie schallt wie der Glockenturm der Kirche von Isola, dem Dorf in der Provinz Vicenza, in der er zusammen mit seiner kleinen Schwester in einem Heim lebt, das der Kommune gehört - hell und in gutem Zustand.
53 Jahre ist Vinicio alt und betroffen von "Morbus Recklinghausen", einer sehr seltenen Krankheit, eine Neurofibromatose vom Typ 1, die zu schmerzhaften Wucherungen am ganzen Körper führt - er nennt sie "Gnocchi". Auch seine Schwester, 46 Jahre alt, leidet an dieser Krankheit, allerdings in einer wesentliche leichteren Form.
Die Wucherungen bedecken den ganzen Kopf und das Gesicht und seinen ganzen Körper, davon ausgenommen ist nur seine linke Wange, die jedoch so entstellt ist, als sei sie verbrannt. Seine Haut hat ihre Elastizität verloren und faltet sich über das Gesicht, bedeckt ein Auge und hängt über das Kinn. Die Beine sind deformiert und verwüstet von den Tumoren und Wunden. Die Wucherungen jucken furchtbar, vor allem am Rücken. Es ist unmöglich, sich nicht aufzukratzen. Jeden Morgen wacht Vinicio mit einer blutbefleckten Decke auf. "Die ersten Anzeichen hatte ich schon mit 15, man sagte, ich würde keine 30 Jahre alt werden. Stattdessen bin ich immer noch hier."
Es sind einfache Leute, die Familie R. Leute, wie die von früher, die ein kleines Fest für dich ausrichten, wenn du kommst, um sie zu besuchen. Morena hat mit der Hilfe von Tante Caterina Tagliatelle mit Entenragout gemacht, außerdem gibt es Focacciabrot. Vinicio isst zwei Scheiben davon, er hat einen guten Appetit, und gesteht ein, dass er eine Leidenschaft für die Harmony-Liebesromanzen [scheinbar eine Heftchenserie] hat, Morena zeigt ihre DVD-Sammlung mit Heidi-Filmen. [Italiener haben wohl das Genre Homestory regelrecht erfunden - niemand kann bessere Homestories schreiben als italienische Journalisten. - Anm. Elsa]
Nach dem Mittagessen zeigen sie Fotos von der Erstkommunion. "Sehen Sie, was für ein schönes Kind er gewesen ist", sagt die Tante. Er dagegen erinnert sich: "Die Hände des Heiligen Vaters sind so weich. So weich und schön. Und sein Lächeln ist rein und klar. Aber was mich am meisten erschüttert hat, war, dass er nicht stehen geblieben ist, um darüber nachzudenken, mich jetzt zu umarmen oder nicht. Ich bin nicht ansteckend, aber er hat das ja nicht gewusst. Dennoch hat er es gemacht: Er hat mir über das ganze Gesicht gestreichelt und während er das tat, habe ich nichts anderes als die Liebe gespürt.
Unnötig zu erwähnen, dass die Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, sehr große soziale Ausgrenzung erfahren. Vinicio hat Glück, seine Tante, 68 Jahre alt, liebt ihn sehr und nimmt ihn immer wieder in den Arm. Das hat sie schon gemacht, seit er ein Kind war und er mit den ersten Anzeichen ins Krankenhaus musste, wo die Leute in der Ambulanz sich vor ihm fürchteten und von ihm abrückten. Da setzte sie sich ganz bewusst neben ihn und hielt ihn ganz fest in ihrem Arm - als Zeichen für ihn, und als Zeichen für die anderen. Sie ist von einer überraschend positiven Einstellung, auf dem Petersplatz habe sie Leute in weitaus schlimmerer Verfassung als ihn gesehen.
Trotzdem kommt es immer wieder zu unschönen Begegnungen. Einmal habe man Vinicio vom Sitz vorne beim Fahrer vertrieben, weil man ihm sagte, er solle verschwinden und sich nach hinten setzen, man könne seinen Anblick nicht ertragen, habe Angst vor ihm. Einige Passagiere hatten Partei nicht für ihn, sondern für den Mann ergriffen, der ihn verjagt habe. Das habe ihm sehr weh getan, sagt Vinicio.
Es gibt sogar Ärzte, die sich vor ihm erschrecken, das sei einmal mit einem Doktor, der aus Afrika stammte, passiert. Der habe sich danach aber mit einer Erklärung und sehr betroffen beim ihm entschuldigt. Das habe ihm gut getan.
Es ist klar, dass eine solche Krankheit immer wieder teure Behandlungen mit sich bringt, dazu kommen auch Kosten für Cremes und Salben.Die Tante ist optimistisch, wir schaffen das schon irgendwie, bisher haben wir es immer geschafft. Wir haben so viele Menschen, die uns helfen und uns gern haben, gell, Vinicio!
Nur das Verhältnis zu seinem Vater ist distanziert. Er umarme ihn niemals. Er frage immer nur höflich, ob er einen Kaffee wolle, wenn er ihn treffe. Vinicio, der ein gutes Herz hat, sagt, dass sein Vater ihn eben auf seine Weise gern habe. [Es tut gut, zu lesen], dass man ihn in seinem Heimatort sehr gerne mag, dass er einen Freundeskreis hat, der mit ihm Pizza essen oder zum Fußballspiel geht. Und er ist zu allen Schwestern sehr galant, die sich in dem Heim um ihn kümmern, schenkt ihnen jeden Monat Blumen. Eine, Antonella heißt sie, liegt ihm ganz besonders am Herzen.
[Es war klar, dass dieser Artikel unbedingt noch mit einer zarten Andeutung schließen musste. Ich hoffe, er macht euch so viel Freude wie mir. Ich musste ihn einfach übersetzen, als ich ihn via ASchwibach auf Twitter verlinkt sah.]
Dieser Mann hat auch einen Namen, er heißt Vinicio. und er erzählt der Journalistin Costanza Rizzacasa D'Orsogna von dem Moment, in dem der Heilige Vater auf ihn zuging. Es folgt eine Übersetzung des Artikels von mir, die nicht vollständig wortwörtlich ist, sondern in Teilen auch gestrafft wiedergegeben wurde. Zunächst der Link zum italienischen Original.
Hier die Übersetzung:
"Der Heilige Vater hatte keine Angst vor mir und er hat mich umarmt. Während er mich umarmte, habe ich nichts als die Liebe gespürt.
Zuerst habe ich ihm die Hand geküsst, während er mich mit der anderen am Kopf und meinen Narben streichelte. Dann hat er mich an sich gezogen, mich fest umarmt und mein Gesicht geküsst. Ich barg den Kopf an seiner Brust, während er mich in seine Arme schloss. Und er hielt mich so fest an sich geschmiegt, als ob er mich nicht mehr loslassen wollte. Ich suchte nach Worten, um ihm etwas zu sagen, aber es gelang mir nicht - das Gefühl überwältigte mich einfach. Es dauerte vielleicht ein wenig mehr als eine Minute, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor.
Danach haben sie mich zu meiner Tante zurückgefahren und ich sagte zu ihr: Qua ghe aso le pene, Qui ci lascio le penne. [Das ist ein Sprichwort, noch dazu in Mundart, das ich nicht übersetzen kann. Vielleicht heißt es ungefähr: Dort wo die Qualen sind, da lässt man uns auch Flügel oder da haben wir unsere Flügel.]
Er ist schüchtern und er spricht mit Vicentiner Dialekt, seine Stimme ist nicht mehr viel mehr als ein Flüstern seit einer Halsoperation. Doch die Emotion, mit der er von der Begegnung mit dem Papst auf dem Petersplatz spricht, sie schallt wie der Glockenturm der Kirche von Isola, dem Dorf in der Provinz Vicenza, in der er zusammen mit seiner kleinen Schwester in einem Heim lebt, das der Kommune gehört - hell und in gutem Zustand.
53 Jahre ist Vinicio alt und betroffen von "Morbus Recklinghausen", einer sehr seltenen Krankheit, eine Neurofibromatose vom Typ 1, die zu schmerzhaften Wucherungen am ganzen Körper führt - er nennt sie "Gnocchi". Auch seine Schwester, 46 Jahre alt, leidet an dieser Krankheit, allerdings in einer wesentliche leichteren Form.
Die Wucherungen bedecken den ganzen Kopf und das Gesicht und seinen ganzen Körper, davon ausgenommen ist nur seine linke Wange, die jedoch so entstellt ist, als sei sie verbrannt. Seine Haut hat ihre Elastizität verloren und faltet sich über das Gesicht, bedeckt ein Auge und hängt über das Kinn. Die Beine sind deformiert und verwüstet von den Tumoren und Wunden. Die Wucherungen jucken furchtbar, vor allem am Rücken. Es ist unmöglich, sich nicht aufzukratzen. Jeden Morgen wacht Vinicio mit einer blutbefleckten Decke auf. "Die ersten Anzeichen hatte ich schon mit 15, man sagte, ich würde keine 30 Jahre alt werden. Stattdessen bin ich immer noch hier."
Es sind einfache Leute, die Familie R. Leute, wie die von früher, die ein kleines Fest für dich ausrichten, wenn du kommst, um sie zu besuchen. Morena hat mit der Hilfe von Tante Caterina Tagliatelle mit Entenragout gemacht, außerdem gibt es Focacciabrot. Vinicio isst zwei Scheiben davon, er hat einen guten Appetit, und gesteht ein, dass er eine Leidenschaft für die Harmony-Liebesromanzen [scheinbar eine Heftchenserie] hat, Morena zeigt ihre DVD-Sammlung mit Heidi-Filmen. [Italiener haben wohl das Genre Homestory regelrecht erfunden - niemand kann bessere Homestories schreiben als italienische Journalisten. - Anm. Elsa]
Nach dem Mittagessen zeigen sie Fotos von der Erstkommunion. "Sehen Sie, was für ein schönes Kind er gewesen ist", sagt die Tante. Er dagegen erinnert sich: "Die Hände des Heiligen Vaters sind so weich. So weich und schön. Und sein Lächeln ist rein und klar. Aber was mich am meisten erschüttert hat, war, dass er nicht stehen geblieben ist, um darüber nachzudenken, mich jetzt zu umarmen oder nicht. Ich bin nicht ansteckend, aber er hat das ja nicht gewusst. Dennoch hat er es gemacht: Er hat mir über das ganze Gesicht gestreichelt und während er das tat, habe ich nichts anderes als die Liebe gespürt.
Unnötig zu erwähnen, dass die Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, sehr große soziale Ausgrenzung erfahren. Vinicio hat Glück, seine Tante, 68 Jahre alt, liebt ihn sehr und nimmt ihn immer wieder in den Arm. Das hat sie schon gemacht, seit er ein Kind war und er mit den ersten Anzeichen ins Krankenhaus musste, wo die Leute in der Ambulanz sich vor ihm fürchteten und von ihm abrückten. Da setzte sie sich ganz bewusst neben ihn und hielt ihn ganz fest in ihrem Arm - als Zeichen für ihn, und als Zeichen für die anderen. Sie ist von einer überraschend positiven Einstellung, auf dem Petersplatz habe sie Leute in weitaus schlimmerer Verfassung als ihn gesehen.
Trotzdem kommt es immer wieder zu unschönen Begegnungen. Einmal habe man Vinicio vom Sitz vorne beim Fahrer vertrieben, weil man ihm sagte, er solle verschwinden und sich nach hinten setzen, man könne seinen Anblick nicht ertragen, habe Angst vor ihm. Einige Passagiere hatten Partei nicht für ihn, sondern für den Mann ergriffen, der ihn verjagt habe. Das habe ihm sehr weh getan, sagt Vinicio.
Es gibt sogar Ärzte, die sich vor ihm erschrecken, das sei einmal mit einem Doktor, der aus Afrika stammte, passiert. Der habe sich danach aber mit einer Erklärung und sehr betroffen beim ihm entschuldigt. Das habe ihm gut getan.
Es ist klar, dass eine solche Krankheit immer wieder teure Behandlungen mit sich bringt, dazu kommen auch Kosten für Cremes und Salben.Die Tante ist optimistisch, wir schaffen das schon irgendwie, bisher haben wir es immer geschafft. Wir haben so viele Menschen, die uns helfen und uns gern haben, gell, Vinicio!
Nur das Verhältnis zu seinem Vater ist distanziert. Er umarme ihn niemals. Er frage immer nur höflich, ob er einen Kaffee wolle, wenn er ihn treffe. Vinicio, der ein gutes Herz hat, sagt, dass sein Vater ihn eben auf seine Weise gern habe. [Es tut gut, zu lesen], dass man ihn in seinem Heimatort sehr gerne mag, dass er einen Freundeskreis hat, der mit ihm Pizza essen oder zum Fußballspiel geht. Und er ist zu allen Schwestern sehr galant, die sich in dem Heim um ihn kümmern, schenkt ihnen jeden Monat Blumen. Eine, Antonella heißt sie, liegt ihm ganz besonders am Herzen.
[Es war klar, dass dieser Artikel unbedingt noch mit einer zarten Andeutung schließen musste. Ich hoffe, er macht euch so viel Freude wie mir. Ich musste ihn einfach übersetzen, als ich ihn via ASchwibach auf Twitter verlinkt sah.]
ElsaLaska - 16. Nov, 17:12
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