Danke, Schwestern und Brüder,
während mir regelrecht die Worte im Halse stecken blieben, bzw. sich der Tastatur verweigerten, sind ein paar Kollegen eingesprungen, auch welche, die ich hier nicht ausdrücklich verlinke, bei denen ich aber zustimmend nickend diese Tage mitgelesen habe.
Alipius resümiert
und
Breviarum Pauli macht Mut und spornt an
Alipius resümiert
und
Breviarum Pauli macht Mut und spornt an
ElsaLaska - 12. Mai, 15:13
Ich erlaube mir einfach mal hier eine allgemeine Frage zu stellen.
Kann man eigentlich als katholischer Laie den Kleurs kritisieren, ohne selbst aus dem katholischen Rahmen zu fallen? Oder ist der Klerus nach ursprünglicher kahtolischer Lehre über jede Kritik und Zweifel der Laien erhaben oder kann man als Kahtolik auch eine eigene Meinung vertreten, wenn diese teilweise sehr stark von der Meinung der Bischöfe abweicht? Inwiefern kann man als Katholik den allgemeinen "Kurs" der Kirche kritisieren, .z.b. wenn einem die Kirche zu liberal ist?
Die Piusbruderschaft kritisiert ja einzelne Bischöfe sehr scharf, wie auch den allgemeinen Kurs der kirche in den letzten Jahrzehnten. Auch der Papst wird verinzelt kritisiert, z.b. wenn er eine Synagoge besucht. Ist solche Kritik sozuagen "unkatholisch" oder ist das erlaubt?
Würde mich wirklich mal interessieren. In der evangelischen Kirche hat die Kirchenleitung ja nicht den vergleichbaren Stellenwert wie der Klerus in der katholischen Kirche. Insofern steht es da jedem Gläubigen frei jeden Standpunkt und jede Entscheidung der Kirchenleistung zu kritisieren und abzulehnen.
Also wie steht es mit dem Verhältnis von Gehorsam und Kritik gegenüber dem Klerus in der kath. kirche?
Also...
Wenn man mal nur auf die Phänomene schaut, dann ist es ja schon so, daß katholische Laien den Klerus nicht nur kritisieren können sondern auch - abhängig davon, welches Kirchenbild sie vertreten und welches Selbstbild sie haben - sich zur Kritik am Klerus geradezu gezwungen fühlen und sich dennoch als Kirche bezeichnen, selbst wenn die Kritik das gebotene Maß übersteigt und mit Forderungen einhergeht, die nicht der katholischen Lehre entsprechen.
Hier sieht man auch die Krux: Kritik am Klerus als solche ist nicht a priori verboten oder gar Grund für Ausschluß aus der katholischen Gemeinschaft. Wenn aber der Klerus, nachdem die MSM-Souffleure die Reiz- und Stichworte geliefert haben, wie auf Knopfdruck quasi maschinell und häufig auch unreflektiert kritisiert wird und diese Kritik dann eigentlich auch nur das Vehikel ist, mit welchem man seine eigenen Vorstellungen von "Kirche" bis ans Tabernakel heranrollen will, dann ist höchste Vorsicht geboten. Und dann handelt das Magisterium auch richtig, wenn es mal wem auf die Finger kloppt.
Grundsätzlich ist der Gehorsam der Kritik vorzuziehen, wobei ich hier aber vom Gehorsam eines gläubigen Katholiken mit informiertem Gewissen spreche. Wenn die Lehre der Kirche mal irgendwo zu Problemen mit dem eigenen Gewissen führt, dann ist als erstes ein Blick in den Katechismus und ein Gespräch mit dem ortsansässigen Priester angesagt und kein Sturm auf die Redaktionshäuser.
Auch gilt es zu unterscheiden, ob die Kritik am Klerus dem echten Bedürfnis entspricht, die Einheit der Kirche zu stärken, oder ob sie lediglich ein Ablenken von der eigenen Sündhaftigkeit derjenigen ist, die ohnehin schon lange nichts mehr mit der Kirche (geschweige denn mit ihrer Einheit) zu tun haben.
Oder wenn ein Bischof eine Predigt zur Stellung der Kirche in der Gesellschaft hält, man selber aber eine völlig andere Meinung dazu hat als der Bischof, darf man sich dann anmaßen das zu sagen oder muss man sich der Predigt des Bischofs unterordnen?
Und wie steht es mit politischen Themen? Wenn ein Bischof sich zu irgendeinem politischen Thema äussert, darf man dann als Laie diese Äusserung kritisieren und eine andere Meinung vertreten.
Ja im Prinzip geht es immer um die Frage, ob man eher seinem eignen Gewissen verpflichtet ist oder dem Gehorsam gegenüber dem Klerus.
So, also ich dann mal.
- Das kommt auf den Bischof an und ob er im Einklang mit der katholischen Lehre predigt. Eine Predigt soll aber generell das Evangelium auslegen, und nicht irgendwelche Befehle erteilen, denen man sich zu unterwerfen hat.
- Politisch sind wir natürlich ungebunden. Wenn der Bischof CDU wählt und du SPD, hat er dazu dir gar nix vorzuschreiben, das wird ja eben auch gar nicht von der kath. Lehre berührt. Wüsste aber auch nicht, was es dann zu kritisieren gäbe, ist ja seine private Sache ebenso wie deine.
- Dein eigenes Gewissen sollte der kirchlichen Lehre bzw. der christlichen Lehre verpflichtet sein, bei Zweifeln dazu empfiehlt sich immer ein Blick auf das, was der Hl. Vater so denkt und sagt, also für Katholiken natürlich. Dann sollte man natürlich niemals lieblos werden in seiner Kritik, weil das auch nicht besonders christlich wäre.
Es braucht also immer ziemlich viel Rückbindung und ein ausgeprägtes Gefühl für Angemessenheit. Ein Brief, der die Bischöfe zum Abfall von Rom aufruft, fällt etwa nicht für mich darunter, also unter liebevolle oder angemessene Kritik.
- Gehorsam und Demut sind Tugenden, die leider unterschätzt werden. Letztlich muss ich auch vor Gott gehorsam und demütig sein, ganz am Ende, da ist es nicht schlecht, wenn ich das schon mal ein bisschen einübe auf Erden. Die Frage ist halt immer: Ist das, was mein Gewissen sagt, im Einklang mit dem, was Gott von mir will, oder ist es nur Ergebnis eines übersteigerten Egos und wurzelt in der Tatsache, dass ich eigentlich nur das machen möchte, was mir persönlich gefällt und wonach es mir gerade gelüstet, anstatt mich zum Beispiel an die Gebote - auch an das Liebesgebot - zu halten.
Es ist also nicht ganz einfach zu beantworten, diese Frage und das Thema überhaupt insgesamt.
Wenn ich irgendwas nicht richtig dargestellt habe, bitte ich um correctio fraterna.
Ich vielleicht auch kurz?
Die Sache scheint zu sein: Was man liebt und zu verstehen sucht, das kann man kräftig kritisieren. In der Liebe bekommt die Kritik ihre rechte Form, selbst wenn sie weh tut.
Auch recht verstandener Gehorsam ist eine Form der Liebe, des Respektes und der Hochachtung.
"Jede Vererhung, die nicht aus Liebe geschieht, ist Kriecherei", von Bernhard von Clairvaux, wenn ich mich recht erinner
Lieben Gruß hier!
Ich bin auf diese Frage gekommen, weil ich in der Vergangenheit öfters mitbekommen habe, dass man die Piusbrüder als Häretiker darstellt, die nicht katholisch wären und sich dem Papst nicht unterordnen würden. Da habe ich mich dann gefragt, ob man als Katholik in einzelnen Fragen keine andere Meinung vertreten darf als der Papst oder als Kardinale und Bischöfe. Denn die Piusbrüder stimmen ja eigentlich auch zu 99% mit dem Papst überein, nur in einzelnen inhaltlichen Fragen haben sie eine andere Meinung.
Wenn ich mir die Katholiche Kirche so ansehe, scheint es da ja sowieso ganz verschiedene "Flügel" zu geben. Auf der einen Seite die erzkonservativen Piusbrüder und andere Gruppen, auf der anderen seite sehr liberale Gruppen wie "Wir sind Kirche", die ja schon fast protestantische Positionen vertreten.
Die einen sind für Okumene, die anderen dagegen. Die einen sind für den Zölibat, die anderen dagegen. Die einen sind für Dialog mit dem Islam, die anderen dagegen. Die einen sind für ein Recht auf Abteibung, die anderen dagegen. Die einen sind für Kondome, die anderen dagegen. Die einen sind für die neue Messe, die anderen sind für die alte Messe. Die einen sind für die Segnung von homosexuellen Partnerschaften, die anderen dagegen. Die einen sind für eine Abendmahlsgemeinschaft mit den Protestanten, die anderen sind dagegen.
Ich meine daran sieht man ja schon wie weit die Flügel in der Kirche inhaltlich auseinander sind. Es gibt ja praktisch schon eine grosse Meinungsvielfalt in dfer Kirche.
Moment...
Die Piusbrüder wurden aber exkommuniziert, weil sie ohne die Erlaubnis des Papstes Bischofsweihen vorgenommen hatten - im Prinzip machten sie damit nichts anderes als diejenigen, die unerlaubt Frauen zu "Priestern" weihen. Unerlaubte Weihe geht einfach gar nicht, das ist keine Frage der Meinung oder etwa eine Ansichtssache.
Momentan gibt es ja theologische Gespräche mit FSSPX, wobei es um das 2. Vatikanische Konzil geht. Diese sind aber auch nicht einfach "Meinungen" oder "Ansichten", sondern wirklich theologische Diskurse, die auch nicht ganz einfach zu führen sind.
Ein gänzlich andere Frage ist die zum Zölibat. Wenn die Kirche einmal entscheidet, dass der Zölibat fällt, so tastet sie damit nicht ihr Lehramt oder ein Dogma an, sondern einen "Usus". Tatsächlich gibt es bereits Priester, die nicht zölibatär leben, da sie zum Beispiel verheiratete protestantische oder anglikanische Pastoren waren und dann mit der Familie konvertiert sind.
Die Frage der Frauenweihe wiederum ist keine Frage des "Usus", sondern der Vollmacht. Die katholische Kirche hat nicht die Vollmacht, Frauen zu Priestern zu weihen, dies wurde wiederholt festgestellt. Wer eine andere Meinung dazu hat, steht nicht mehr im Einklang mit dem Lehramt der Päpste und der katholischen Kirche.
Abtreibung und gelebte Homosexualität werden vom Lehramt nicht gut geheißen, weil das Lehramt sich natürlich den biblischen Aussagen dazu streng verpflichtet sieht. Zu den Aussagen der Bibel fällt es mir schwer, eine andere Meinung zu haben, ich nehme sie an, insbesondere das Neue Testament natürlich, das in erster Linie, sonst bin ich als Christ wohl wenig glaubwürdig. Ich spreche jetzt rein von mir persönlich. Tatsächlich ist die Bibel ja das Fundament, auf dem sich Lehramt und Tradition gründen.
Wo Wir sind Kirche stehen, überlasse ich nach diesen Erläuterungen deinem eigenen qualifizierten Urteil. :-)