Konzilien sollen einen. Aber das Zweite Vaticanum hat gespalten.
So lautete der Titel des letzten Weblogeintrags vom 25. Juni von Guido - vermutlich trinkt er sich, wie angekündigt, seit einer Woche schon Mut an, um über gewisse vatikanische Seilschaften zu schreiben. [Wie auch immer: Reminder@Guido: Weiterbloggen, die Gemeinde wartet sehnsüchtig auf neue Beiträge!]
Also in jenem vom 25. Juni fragte er S. Em. Kardinal Kurt Koch danach, warum die katholische Kirche nach dem Konzil in zwei Lager zerfallen ist. Eine Anmerkung von S. Em. sei hier wiedergegeben: "Dass sich Konservative wie Progressive heute gleichmaßen auf die Konzilstexte beziehungsweise einen "Geist des Konzils" berufen, liegt Kadinal Koch zufolge daran, dass es sich bei den Konzilstexten oft um Kompromissformulierungen handelt, auf die man sich einigen musste, weil unter den Konzilsvätern keine Einheit mehr herrschte. So kann sich heute jeder Halbsätze, Abschnitte oder einzelne Kapitel aus dem schriftlichen Nachlass des Zweiten Vatikanums herauspicken und an die eigene Fahne heften - was dann allerdings zur Folge hat, das Konzil nicht mehr im Licht der Tradition der Kirche, sondern durch die Brille der jeweils eigenen Ideologie zu lesen."
Erschwerend komme für Deutschland auch hinzu, so GH in seinem Eintrag, der starke Hang zur Protestantisierung, dem sich die Kirche dort ausgesetzt sieht. Dazu muss man nicht lange blättern, dazu steht auch ein Eintrag bei mir hier direkt untendrunter. [Auch wenn man in Magdeburg die Schuld den Atheisten geben will :-)]
Eine eigene Konzilsideologie und Hang zur Protestantisierung lautet also die - nicht besonders neue Diagnose - und es gibt ja auch schon lange das passende Propagandaorgan dazu. Aktuell ist man bei Trist in der Gegenwart allerdings etwas verunsichert. "Mehr Mut!", möchte man Johannes Röser doch spontan zurufen - vor allem mehr Mut zu einem schicken Brillengestell und einem neuen Bartstyling all'italiana zum Beispiel ....
"Kirche wohin?" lautet seine aktuelle Fragestellung stattdessen - es ist gut, wenn man Prioritäten hat. DIE Kirche läuft aber trotzdem seit zwei Jahrtausenden der Wiederkunft des Herrn entgegen, und viele ihrer Angehörigen finden daneben noch Zeit, zum Optiker oder zum Barbier zu gehen - und wenn sie das mal nicht können, dann werden sie auch nicht gleich protestantisch.
Der Artikel beginnt mit einer düsteren Prognose. Nicht nur in Deutschland, nein allerüberall in der Weltkirche sei die Kirchenspaltung schon da. Die Getauften gehen nicht mehr zur Hl. Eucharistie [dieser Ausdruck fällt natürlich nicht]. Darum auch die Strukturdebatte. Aus brennender Sorge um den christlichen Glauben. [Also wenn 90 Prozent getaufte Katholiken nicht mehr den sonntäglichen Gottesdienst besuchen, dann muss man über Strukturen debattieren? Wieso? Warum fängt man nicht einfach an, im privaten Umfeld zum Beispiel, die Menschen wieder zum Kirchenbesuch zu ermuntern oder einzuladen?]
Wir erfahren, dass die Reformbewegung mitnichten weg von Rom will, sondern im Gegenteil HIN zu Rom. Flehentlich sogar! Das ist eine interessante Neuigkeit, zunächst. In Rom nämlich solle endlich "ergebnisoffen beraten" und "auf Entscheidungen hingearbeitet werden, in Dingen, die alle in der Weltkirche mehr oder weniger betreffen."
[Ich weiß ja nicht, was man sich bei Trist in der Gegenwart so vorstellt, was die in Rom eigentlich den ganzen Tag lang so tun. Aber scheinbar geht es darum auch nicht. Scheinbar geht es darum, WIE sie es tun. Nämlich nicht so, wie man sich das in der deutschen Redaktion von TiG und überhaupt linke Kirchenjournalisten halt so vorstellen]. Jetzt Originalzitat:
>>Die einladende, einfühlende dialogische Sprache vieler Konzilsdokumente geht den neueren lehramtlichen Texten mit vielen apodiktisch schneidenden Formulierungen völlig ab. Sprachlich und denkerisch tun sich zum Beispiel zwischen dem Ökumenismusdekret und der für das katholisch-evangelische Verhältnis verhängnisvollen Erklärung „Dominus Jesus" von 2000 geradezu Abgründe auf. [Grusel! Sprachlich und denkerisch tut sich allerdings ein Abgrund auf, der die Intention und die Rezeption von DI in völlig unzulässiger Weise verengt! Ratzinger lesen!] Persönlichkeiten moderater Haltung, Priester wie Laien, werden plötzlich als „Altliberale", „Altkluge", „Achtundsechziger" und „Aussterbende" beleidigt und lächerlich gemacht ["Achtundsechziger" ein Schimpfwort seit Neuestem? Es fehlt in meinen Augen aber ein herabsetzendes Adjektiv, so wie "arrogante" oder "schnöselige" Achtundsechziger zum Beispiel, damit eine halbwegs gescheite Beleidigung draus wird]. Geistliche, die zum Teil jahrzehntelang um die religiöse Erneuerung ihrer Gemeinden - oft leider mit mäßiger Resonanz [tja! wie kömmt's?] - gerungen und gekämpft haben, werden auf einmal von arroganten „Feuilleton-Katholiken" ["arrogante Feuilleton-Katholiken"- genau so wirds gemacht, Herr Röser hat es begriffen] und jüngeren Leuten, die mancher früher schlichtweg als „Schnösel" [ "Achtundsechziger" geht ja nicht, sie sind ja jünger und haben wahrscheinlich auch die schickeren Brillen] bezeichnet hätte, an den Pranger von Häresie und Irrlehre gestellt. [Nun, wer öffentlich Häresie betreibt und Irrlehren verbreitet - der tut das eben öffentlich. Damit erledigt sich die Polemik mit dem Pranger praktisch auch von selbst.] <<
Jetzt kommt wieder das Scheinproblem mit dem "Denunziantentum". Da wünscht man sich dann in diesem Artikel so ganz einfühlsam dialogisch eine "barsche und energische Zurückverweisung an den Ortsbischof." Ich sag mal so, wenn der Ortsbischof das "denunzierte" Problem, das von den Gläubigen erkannt worden ist, schon bearbeitet hätte, wäre man vermutlich nicht erst nach Rom gegangen, aber das ist natürlich nur eine Theorie.
>>Inzwischen aber scheint die konzilsbewegte Mehrheit nicht länger schweigen [Ich hatte nicht den Eindruck, dass die "konzilsbewegte Mehrheit" in Deutschland bislang geschwiegen hätte] und das Feld den Wortlaut aufdringlichen [Ja, die fangen an zu nerven, gell?] restaurativen Minderheiten überlassen zu wollen, die für sich die Meinungshoheit über das beanspruchen, was katholische Rechtgläubigkeit sei. Allerdings ist nicht ausgemacht, wohin diese Reise geht.<< [In Richtung katholische Rechtgläubigkeit, steht ja wohl zu hoffen, denn eine weiterere protestantische Denomination braucht kein Mensch, wir haben schon genügende davon. Und vor allem in Richtung einer Hermeneutik der Kontinuität, die es erlaubt, die Konzilstexte im Lichte der Tradition zu lesen, und nicht eine sektiererische Ideologie daraus zu machen. Ich gehe ja auch nicht her und halte Lateran IV hoch!]
Es kommt der Verweis auf ein Buch von John L. Allen, in dem dieser das Etikett "evangelikale Katholiken" vorschlägt, denn die Konzilsbewegten seien schließlich allesamt gut konservative Leute - das ist orginell, so kann man es auch sehen. Fast fünfzig Jahre konservative Erstarrung. Wieso diejenigen, die einfach nur katholisch sein möchten, nun aber als "evangelikal katholisch" bezeichnet werden sollen - also das scheint mir langsam in Zwiesprech auszuarten, was hier betrieben wird.Überhaupt beeindruckt Allen hauptsächlich durch eine Sichtweise, die irgendwie etwas iwwerzwerch erscheint, um mal diesen pfälzischen Ausdruck zu benutzen. Aber es gibt ein wenig Hoffnung:
>>Das heißt allerdings nicht zwingend, dass die reformerische Geisteskraft erlischt. Es bedeutet nur - auch dafür gibt es Anzeichen -, dass sie sich in eine andere Richtung wendet, weg von der Kirche innen nach draußen. Viele Reformkatholiken sind inzwischen in der Bewegung für eine gerechtere Globalisierung tätig, gegen Armut, Krieg, Todesstrafe, Umweltvergiftung, Klimazerstörung und so weiter. Ihre Energien möchten diese recht wertkonservativ Glaubenden lieber dort einsetzen, wo ihre kreativen Ideen und Anstrengungen nicht vergeudet werden wie in der Kirche. In Deutschland ist ein Beleg für diese Tendenz, dass sich etliche der einst innerkirchlich engagierten jüngeren Leute mittlerweile in der Grünen-Bewegung beheimatet fühlen, wo sie ihre Innovationsleistungen besser gewürdigt sehen.<<
Ja, Herr Röser - das wäre doch auch eine Alternative für Sie selbst? Die Kirche der gerechteren Globalisierung, der kreativen Ideen gegen Klimazerstörung und der Agenda der Grünen wird es nämlich nie geben. Aus dem einfachen Grunde, weil sie von Anfang an nicht so konzipiert worden ist. Außerdem haben die Grünen bereits einen angegliederten Esoterikdienstleister.
Worum geht es denn EIGENTLICH? Das wird dann in der nächsten Passage auch dem unaufmerksamsten und mittlerweile fast eingeschlafenen Leser klar - es ist ein wörtliches Zitat aus dem Allen-Buch:
>>„Falls Liberale mit größerer Wahrscheinlichkeit in säkularen oder ökumenischen Kontexten arbeiten, mit den Denk- und Redeweisen der Modernität vertraut sind und es lernen, wie man die Hebel sozialer Macht außerhalb der katholischen Kirche betätigen kann, dürften sie wahrscheinlich in einer besseren Position dafür sein, Einfluss ausüben zu können. Der Auszug der Professionellen aus der Kirche könnte die Fähigkeit der katholischen Linken steigern, Koalitionen zu bilden und überzeugend mit denen zu diskutieren, die nicht von der katholischen Tradition geprägt wurden. So könnte paradoxerweise der evangelikale Katholizismus am Ende dem sozialen Kapital des katholischen Liberalismus eine starke Aufwertung erschweren."<<
Danke, meine Herrschaften, auch wenn es geschickt rhetorisch verbrämt ist: Ihr wollt einfach nur MACHT. Ich schließe an dieser Stelle mit einem Röser-Zitat vom Ende seines Artikel, denn es passt grade wunderbar: "Alles muss radikal, das heißt substanziell von der Wurzel her, auf den Tisch - und nicht nur auf den Tisch. Wahrhaftigkeit!" [Gesundheit!]
[Die Karikatur dazu habe ich mit freundlicher Genehmigung von Echo Romeo erhalten.]
Also in jenem vom 25. Juni fragte er S. Em. Kardinal Kurt Koch danach, warum die katholische Kirche nach dem Konzil in zwei Lager zerfallen ist. Eine Anmerkung von S. Em. sei hier wiedergegeben: "Dass sich Konservative wie Progressive heute gleichmaßen auf die Konzilstexte beziehungsweise einen "Geist des Konzils" berufen, liegt Kadinal Koch zufolge daran, dass es sich bei den Konzilstexten oft um Kompromissformulierungen handelt, auf die man sich einigen musste, weil unter den Konzilsvätern keine Einheit mehr herrschte. So kann sich heute jeder Halbsätze, Abschnitte oder einzelne Kapitel aus dem schriftlichen Nachlass des Zweiten Vatikanums herauspicken und an die eigene Fahne heften - was dann allerdings zur Folge hat, das Konzil nicht mehr im Licht der Tradition der Kirche, sondern durch die Brille der jeweils eigenen Ideologie zu lesen."
Erschwerend komme für Deutschland auch hinzu, so GH in seinem Eintrag, der starke Hang zur Protestantisierung, dem sich die Kirche dort ausgesetzt sieht. Dazu muss man nicht lange blättern, dazu steht auch ein Eintrag bei mir hier direkt untendrunter. [Auch wenn man in Magdeburg die Schuld den Atheisten geben will :-)]
Eine eigene Konzilsideologie und Hang zur Protestantisierung lautet also die - nicht besonders neue Diagnose - und es gibt ja auch schon lange das passende Propagandaorgan dazu. Aktuell ist man bei Trist in der Gegenwart allerdings etwas verunsichert. "Mehr Mut!", möchte man Johannes Röser doch spontan zurufen - vor allem mehr Mut zu einem schicken Brillengestell und einem neuen Bartstyling all'italiana zum Beispiel ....
"Kirche wohin?" lautet seine aktuelle Fragestellung stattdessen - es ist gut, wenn man Prioritäten hat. DIE Kirche läuft aber trotzdem seit zwei Jahrtausenden der Wiederkunft des Herrn entgegen, und viele ihrer Angehörigen finden daneben noch Zeit, zum Optiker oder zum Barbier zu gehen - und wenn sie das mal nicht können, dann werden sie auch nicht gleich protestantisch.
Der Artikel beginnt mit einer düsteren Prognose. Nicht nur in Deutschland, nein allerüberall in der Weltkirche sei die Kirchenspaltung schon da. Die Getauften gehen nicht mehr zur Hl. Eucharistie [dieser Ausdruck fällt natürlich nicht]. Darum auch die Strukturdebatte. Aus brennender Sorge um den christlichen Glauben. [Also wenn 90 Prozent getaufte Katholiken nicht mehr den sonntäglichen Gottesdienst besuchen, dann muss man über Strukturen debattieren? Wieso? Warum fängt man nicht einfach an, im privaten Umfeld zum Beispiel, die Menschen wieder zum Kirchenbesuch zu ermuntern oder einzuladen?]
Wir erfahren, dass die Reformbewegung mitnichten weg von Rom will, sondern im Gegenteil HIN zu Rom. Flehentlich sogar! Das ist eine interessante Neuigkeit, zunächst. In Rom nämlich solle endlich "ergebnisoffen beraten" und "auf Entscheidungen hingearbeitet werden, in Dingen, die alle in der Weltkirche mehr oder weniger betreffen."
[Ich weiß ja nicht, was man sich bei Trist in der Gegenwart so vorstellt, was die in Rom eigentlich den ganzen Tag lang so tun. Aber scheinbar geht es darum auch nicht. Scheinbar geht es darum, WIE sie es tun. Nämlich nicht so, wie man sich das in der deutschen Redaktion von TiG und überhaupt linke Kirchenjournalisten halt so vorstellen]. Jetzt Originalzitat:
>>Die einladende, einfühlende dialogische Sprache vieler Konzilsdokumente geht den neueren lehramtlichen Texten mit vielen apodiktisch schneidenden Formulierungen völlig ab. Sprachlich und denkerisch tun sich zum Beispiel zwischen dem Ökumenismusdekret und der für das katholisch-evangelische Verhältnis verhängnisvollen Erklärung „Dominus Jesus" von 2000 geradezu Abgründe auf. [Grusel! Sprachlich und denkerisch tut sich allerdings ein Abgrund auf, der die Intention und die Rezeption von DI in völlig unzulässiger Weise verengt! Ratzinger lesen!] Persönlichkeiten moderater Haltung, Priester wie Laien, werden plötzlich als „Altliberale", „Altkluge", „Achtundsechziger" und „Aussterbende" beleidigt und lächerlich gemacht ["Achtundsechziger" ein Schimpfwort seit Neuestem? Es fehlt in meinen Augen aber ein herabsetzendes Adjektiv, so wie "arrogante" oder "schnöselige" Achtundsechziger zum Beispiel, damit eine halbwegs gescheite Beleidigung draus wird]. Geistliche, die zum Teil jahrzehntelang um die religiöse Erneuerung ihrer Gemeinden - oft leider mit mäßiger Resonanz [tja! wie kömmt's?] - gerungen und gekämpft haben, werden auf einmal von arroganten „Feuilleton-Katholiken" ["arrogante Feuilleton-Katholiken"- genau so wirds gemacht, Herr Röser hat es begriffen] und jüngeren Leuten, die mancher früher schlichtweg als „Schnösel" [ "Achtundsechziger" geht ja nicht, sie sind ja jünger und haben wahrscheinlich auch die schickeren Brillen] bezeichnet hätte, an den Pranger von Häresie und Irrlehre gestellt. [Nun, wer öffentlich Häresie betreibt und Irrlehren verbreitet - der tut das eben öffentlich. Damit erledigt sich die Polemik mit dem Pranger praktisch auch von selbst.] <<
Jetzt kommt wieder das Scheinproblem mit dem "Denunziantentum". Da wünscht man sich dann in diesem Artikel so ganz einfühlsam dialogisch eine "barsche und energische Zurückverweisung an den Ortsbischof." Ich sag mal so, wenn der Ortsbischof das "denunzierte" Problem, das von den Gläubigen erkannt worden ist, schon bearbeitet hätte, wäre man vermutlich nicht erst nach Rom gegangen, aber das ist natürlich nur eine Theorie.
>>Inzwischen aber scheint die konzilsbewegte Mehrheit nicht länger schweigen [Ich hatte nicht den Eindruck, dass die "konzilsbewegte Mehrheit" in Deutschland bislang geschwiegen hätte] und das Feld den Wortlaut aufdringlichen [Ja, die fangen an zu nerven, gell?] restaurativen Minderheiten überlassen zu wollen, die für sich die Meinungshoheit über das beanspruchen, was katholische Rechtgläubigkeit sei. Allerdings ist nicht ausgemacht, wohin diese Reise geht.<< [In Richtung katholische Rechtgläubigkeit, steht ja wohl zu hoffen, denn eine weiterere protestantische Denomination braucht kein Mensch, wir haben schon genügende davon. Und vor allem in Richtung einer Hermeneutik der Kontinuität, die es erlaubt, die Konzilstexte im Lichte der Tradition zu lesen, und nicht eine sektiererische Ideologie daraus zu machen. Ich gehe ja auch nicht her und halte Lateran IV hoch!]
Es kommt der Verweis auf ein Buch von John L. Allen, in dem dieser das Etikett "evangelikale Katholiken" vorschlägt, denn die Konzilsbewegten seien schließlich allesamt gut konservative Leute - das ist orginell, so kann man es auch sehen. Fast fünfzig Jahre konservative Erstarrung. Wieso diejenigen, die einfach nur katholisch sein möchten, nun aber als "evangelikal katholisch" bezeichnet werden sollen - also das scheint mir langsam in Zwiesprech auszuarten, was hier betrieben wird.Überhaupt beeindruckt Allen hauptsächlich durch eine Sichtweise, die irgendwie etwas iwwerzwerch erscheint, um mal diesen pfälzischen Ausdruck zu benutzen. Aber es gibt ein wenig Hoffnung:
>>Das heißt allerdings nicht zwingend, dass die reformerische Geisteskraft erlischt. Es bedeutet nur - auch dafür gibt es Anzeichen -, dass sie sich in eine andere Richtung wendet, weg von der Kirche innen nach draußen. Viele Reformkatholiken sind inzwischen in der Bewegung für eine gerechtere Globalisierung tätig, gegen Armut, Krieg, Todesstrafe, Umweltvergiftung, Klimazerstörung und so weiter. Ihre Energien möchten diese recht wertkonservativ Glaubenden lieber dort einsetzen, wo ihre kreativen Ideen und Anstrengungen nicht vergeudet werden wie in der Kirche. In Deutschland ist ein Beleg für diese Tendenz, dass sich etliche der einst innerkirchlich engagierten jüngeren Leute mittlerweile in der Grünen-Bewegung beheimatet fühlen, wo sie ihre Innovationsleistungen besser gewürdigt sehen.<<
Ja, Herr Röser - das wäre doch auch eine Alternative für Sie selbst? Die Kirche der gerechteren Globalisierung, der kreativen Ideen gegen Klimazerstörung und der Agenda der Grünen wird es nämlich nie geben. Aus dem einfachen Grunde, weil sie von Anfang an nicht so konzipiert worden ist. Außerdem haben die Grünen bereits einen angegliederten Esoterikdienstleister.
Worum geht es denn EIGENTLICH? Das wird dann in der nächsten Passage auch dem unaufmerksamsten und mittlerweile fast eingeschlafenen Leser klar - es ist ein wörtliches Zitat aus dem Allen-Buch:
>>„Falls Liberale mit größerer Wahrscheinlichkeit in säkularen oder ökumenischen Kontexten arbeiten, mit den Denk- und Redeweisen der Modernität vertraut sind und es lernen, wie man die Hebel sozialer Macht außerhalb der katholischen Kirche betätigen kann, dürften sie wahrscheinlich in einer besseren Position dafür sein, Einfluss ausüben zu können. Der Auszug der Professionellen aus der Kirche könnte die Fähigkeit der katholischen Linken steigern, Koalitionen zu bilden und überzeugend mit denen zu diskutieren, die nicht von der katholischen Tradition geprägt wurden. So könnte paradoxerweise der evangelikale Katholizismus am Ende dem sozialen Kapital des katholischen Liberalismus eine starke Aufwertung erschweren."<<
Danke, meine Herrschaften, auch wenn es geschickt rhetorisch verbrämt ist: Ihr wollt einfach nur MACHT. Ich schließe an dieser Stelle mit einem Röser-Zitat vom Ende seines Artikel, denn es passt grade wunderbar: "Alles muss radikal, das heißt substanziell von der Wurzel her, auf den Tisch - und nicht nur auf den Tisch. Wahrhaftigkeit!" [Gesundheit!]
[Die Karikatur dazu habe ich mit freundlicher Genehmigung von Echo Romeo erhalten.]
ElsaLaska - 2. Jul, 16:40
danke für diese analyse
@jolie
Auflage CiG
Nur sehe ich aber mittlerweile auch, daß offenbar bei nicht wenigen "Schwimmenden" durchaus Bojen zur Orientierung durchaus willkommen und sogar notwendig sind, zumal bei Jüngeren, wenn man an 's heutige Bildungsvernichtungs - System denkt, der 68er - Hangover truthahnelt ja v.a. im Öffentlichen Dienst und in der veröffentlichten Meinung. Es hat ja nicht nur die HRKK erwischt, also könnten doch durchaus selbst lustprinziplich - fensterputzherauschiebende Aktivitäten schon manchem helfen, etwas klarer zu sehen (?)