Der Name G'ttes
- Scipio verweist in einem Eintrag auf den Brief Kardinal Arinzes, in dem er die Anweisung gibt, dass die Aussprache, also die vokalisierte Aussprache des hebräischen Tetragramms JHWH innerhalb der Liturgie nicht mehr zulässig ist. Innerhalb des Briefes finden wir auch eine Herführung und Begründung aus der jüdischen liturgischen und auch literarischen Tradition, wonach das Tetragramm immer sowohl in Sprache als auch Schrift durch Adonai, kyrios oder eben Herr ersetzt worden ist und dies so bleiben soll.
- Der beigelegten Einführung zum eigentlichen Brief entnehme ich eine für mich als Sprach- und Literaturwissenschaftlerin a. D. sehr wichtige Anmerkung: This instruction from the Congregation provides also an opportunity to offer catechesis for the faithful as an encouragement to show reverence for the Name of God in daily life, emphasizing the power of language as an act of devotion and worship.
- Wer sich mit alten heiligen Sprachen (Sanskrit und Sanskrit-Mantras, Altkirchenslawisch, selbstverständlich auch Latein - etwa im gregorianischen Gesang) beschäftigt hat und dem Wesen von Sprache überhaupt, der wird selbst als Agnostiker vielleicht einräumen können, dass die Rede von der "power of language" ihre Berechtigung hat.
- Auf Blogs, die von Angehörigen jüdischen Glaubens geführt werden, finde ich immer wieder, um die Nennung des Höchsten zu vermeiden, diese Schreibweise: G'tt. Wenn ich auch weiß, welcher Absicht dies entspringt, so verstehe ich es immer noch nicht ganz, da ja das deutsche Wort nicht für den einen G'tt Israels steht, sondern auch Apollo, Zeus oder Shiva bezeichnen könnte.
- Bei Scipio findet sich denn auch ein interessanter Kommentar zur Problematik, ich kann ihn nur nicht direkt verlinken und zitiere also: " noch heute erinnere ich mich mit Betroffenheit an die Tränen im Gesicht einer jungen jüdischen Konvertitin, die es kaum ertragen konnte, dass in der Vorlesung AT auf einer deutschsprachigen UNI der Gottesname ständig ausgesprochen wurde"
- Auf einer wohl eher evangelikalen Plattform las ich einen Kommentar in der groben Richtung: Haben die keine anderen Sorgen, Hauptsache, man betet zu G...
- Das entspricht in etwa der Mainstream Kritik an meiner Kritik der Kommunionsausteilung. Nein, wir haben keine anderen Sorgen. Unser Haus brennt ab, man kündigt uns den Kredit, wir müssen Insolvenz anmelden, alle Lieben die wir haben sterben an Krebs, unsere Väter sind elend krepiert, unsere alten Mütter gehen zugrunde und wir müssen zusehen, wir haben ein Problem damit, dass Familienväter durch unsinnige Unfälle aus dem Leben gerissen werden und eine Legion von Hasskappen unberührt weiterlebt. Ich habe geschwollene Fußknöchel von der Hitze, bin mit chronischen Krankheiten konfrontiert, ertrage es nicht mehr, die Tagesschau anzuschalten. Aber ich versuche zumindest, in dieser auseinanderfallenden Welt mein Augenmerk auf Gott zu behalten. Das ist eben keine Marginalie.
- Es IST eine wichtige Katechese, sich klar zu machen, wie man selbst mit dem Namen des Herrn umgeht. Der Brief von Kardinal Arinze ist dazu ein Anstoß, sich zu überprüfen. Dies ist ein Prozess, der aus einer normativen Forderung her kommen kann.
- Und jetzt flippt der Muslim der Familie vorm Haus aus und ich geh ihn beruhigen, bevor er die Nachbarshunde abschlachten kann ...
ElsaLaska - 14. Aug, 23:47