Neuerlicher Besuch bei der Nachbarin.
Ich muss mich immer zurüsten, wenn ich hinüber gehe, denn Gesprächsthema ist immer die Verkommenheit der Welt und der Menschen - am Anfang kam ich nicht so damit klar, denn ihr verstorbener Ehemann war ja genau das Gegenteil - einer, der die Schönheit des Lebens immer pries, immer besang und so unendlich positiv war, dass er selbst mich Deutsche kurieren konnte. Und zwar so kurieren, dass ich oftmals keine Lust hatte, seine einsame Witwe überm Berg zu besuchen, um mir neuerliches Gräuel der Menschheit anzuhören.
Aber ich habe mich arrangiert. Wenn jetzt wieder Neuigkeiten und Klagen der Nonna kommen über den Inzest-Vater Friedl (ne Fritzl, Gott man kommt auch so leicht durcheinander, von Friedl weiß sie glücklicherweise ja selig nichts), also über Fritzl, über Mord, Totschlag und Vergewaltigung, hilft eine einzige Beschwichtigungsformel, und die kann ich auswändig: Das sind alles Menschen ohne Gott.
Darauf steigt sie dann immer total ein, das seien Menschen, schlimmer als Tiere und wenn wir an dem Punkt sind, kann ich immer ablenken auf die Qualitäten der Tiere, meines Hundes insbesondere, die Liebe, die Treue meines Hundes, aber heute war querschießen angesagt, denn es gibt eine inneritalienische Debatte, seit ein wildes oder verwildertes Hundrudel eine deutsche Touristin in Bari, glaube ich, am Strand angefallen und fast oder ganz totgebissen hat, und dann sage ich immer: Ein guter Hund ist integriert in der Familie, er bekommt Liebe und communicazione, man muss mit ihm sprechen und ihn gut behandeln, dann ist er auch gut, beschützt die Kinder und soweiter.
Amore ist auch immer ein gute Stichwort in solcherart Debatten.
Sie steht auf und sagt zu mir: Ich zeige dir mal meine corona. Corona? Hm? Und bringt mir einen mordsmäßigen Rosenkranz, direkt aus Loreto, mit supergroßen Perlen, die ganz rosefarben und bunt glitzern.
Ah, rosario, sage ich, also Rosenkranz, und betest du den auch eigentlich? Jeden Abend betet sie ihn, beteuert meine Nachbarin. Und sie macht eine Wallfahrt zu San Giuseppe, ganz in der Nähe.
Wie es läuft in der Landwirtschaft so?, frage ich weiter, ihr Sohn sät grad auf angepachteten Feldern noch Arzneipflanzen für die pharmazeutische Industrie aus, während ich am Haus gottseidank nur Oliven und Wein habe - ach, Arbeit für nichts, zu teuer ist alles geworden.
Du gehst gerne für einen Ausflug ins Land und schaust dir was an, oder? meint sie, weil ich erzähle, wie sehr mir dieses Kloster oder jene Kirche gefällt - da sage ich, ja, klar.
Und sie: Aber gibt es das bei euch auch? Freilich sage ich, nicht so sehr campagna wie hier, okay, aber wir haben ganz viele herrliche alte Burgen, wir haben auch Klöster, wir haben alte Städtchen, naklar, als Kind bin ich da mit meinem Vater immer hingefahren. Und - ergänze ich - wir haben auch jede Menge alte Kirchen, nicht so wie bei euch, nicht so in campagna, aber wir haben sie, wunderschön.
Und das war der Moment, wo ich merkte, das gefällt ihr. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Dass wir auch so schöne alte Kirchen haben. Da wurde sie ganz ruhig. Bene, bene, sagte sie und freute sich. Und der Inzest-Vater von Amstetten und die mordenden Hunderudel waren auf einmal ganz vergessen.
Aber ich habe mich arrangiert. Wenn jetzt wieder Neuigkeiten und Klagen der Nonna kommen über den Inzest-Vater Friedl (ne Fritzl, Gott man kommt auch so leicht durcheinander, von Friedl weiß sie glücklicherweise ja selig nichts), also über Fritzl, über Mord, Totschlag und Vergewaltigung, hilft eine einzige Beschwichtigungsformel, und die kann ich auswändig: Das sind alles Menschen ohne Gott.
Darauf steigt sie dann immer total ein, das seien Menschen, schlimmer als Tiere und wenn wir an dem Punkt sind, kann ich immer ablenken auf die Qualitäten der Tiere, meines Hundes insbesondere, die Liebe, die Treue meines Hundes, aber heute war querschießen angesagt, denn es gibt eine inneritalienische Debatte, seit ein wildes oder verwildertes Hundrudel eine deutsche Touristin in Bari, glaube ich, am Strand angefallen und fast oder ganz totgebissen hat, und dann sage ich immer: Ein guter Hund ist integriert in der Familie, er bekommt Liebe und communicazione, man muss mit ihm sprechen und ihn gut behandeln, dann ist er auch gut, beschützt die Kinder und soweiter.
Amore ist auch immer ein gute Stichwort in solcherart Debatten.
Sie steht auf und sagt zu mir: Ich zeige dir mal meine corona. Corona? Hm? Und bringt mir einen mordsmäßigen Rosenkranz, direkt aus Loreto, mit supergroßen Perlen, die ganz rosefarben und bunt glitzern.
Ah, rosario, sage ich, also Rosenkranz, und betest du den auch eigentlich? Jeden Abend betet sie ihn, beteuert meine Nachbarin. Und sie macht eine Wallfahrt zu San Giuseppe, ganz in der Nähe.
Wie es läuft in der Landwirtschaft so?, frage ich weiter, ihr Sohn sät grad auf angepachteten Feldern noch Arzneipflanzen für die pharmazeutische Industrie aus, während ich am Haus gottseidank nur Oliven und Wein habe - ach, Arbeit für nichts, zu teuer ist alles geworden.
Du gehst gerne für einen Ausflug ins Land und schaust dir was an, oder? meint sie, weil ich erzähle, wie sehr mir dieses Kloster oder jene Kirche gefällt - da sage ich, ja, klar.
Und sie: Aber gibt es das bei euch auch? Freilich sage ich, nicht so sehr campagna wie hier, okay, aber wir haben ganz viele herrliche alte Burgen, wir haben auch Klöster, wir haben alte Städtchen, naklar, als Kind bin ich da mit meinem Vater immer hingefahren. Und - ergänze ich - wir haben auch jede Menge alte Kirchen, nicht so wie bei euch, nicht so in campagna, aber wir haben sie, wunderschön.
Und das war der Moment, wo ich merkte, das gefällt ihr. Das konnte sie sich nicht vorstellen. Dass wir auch so schöne alte Kirchen haben. Da wurde sie ganz ruhig. Bene, bene, sagte sie und freute sich. Und der Inzest-Vater von Amstetten und die mordenden Hunderudel waren auf einmal ganz vergessen.
ElsaLaska - 24. Mär, 21:20