in der Blogoszese, und wir haben ja auch unsere Gewährsleute, Spaemann und Berger (und bevor man mir mit Küng kommt verweise ich gerne wie immer an der Stelle auf Mahatma Gandhi), und der Artikel ist wie immer gut. Weil mir dieses Gescheiße in der Presse zur Karfreitagsfürbitte schwer auf den Nerv geht. Sorry für die explizite Sprache.
>>
Dass es absurd ist, Papst Benedikt XVI. dieses Gebet vorzuwerfen, schrieb bereits vor einem Jahr der hochangesehene New Yorker Rabbiner Jacob Neusner, der darauf hinwies, dass doch die Juden selbst in ihrer Liturgie täglich für die Bekehrung aller Nichtjuden beten.>>
Genau, und dieses Gebet ist im Wortlaut enorm unhübsch und niemand regt sich darüber auf. Ich mich am allerwenigsten. Weil ich die Religion und die Gebete anderer RESPEKTIERE. Und deshalb wird die Karfreitagsfürbitte auch nicht geändert. Nichtmal, wenn der Spiegel eine kritische Titelstory über die jüdische Liturgie und den Wortlaut dazu macht. Was zu meinen Lebzeiten vermutlich sowieso NIE eintreffen wird.
ElsaLaska - 23. Apr, 23:29
Ich spreche nicht gerne über die Auferstehung. Ich spreche ungefähr so ungerne über die Auferstehung, wie über mein Sexualleben. Die wichtige Gemeinsamkeit ist: Beides findet tatsächlich statt. Der wichtige Unterschied: Über eines von beiden Themen sollte ich besser auch öfter in der Öffentlichkeit reden. Auch wenn mein Sexualleben vielleicht interessanter erscheint - in Wirklichkeit ist natürlich die Auferstehung das Thema, das alle angehen sollte.
Von Vorteil wäre natürlich, ich wäre dabei Vollblutmystikerin und hätte nie irgendwelche Untersuchungen und Analysen dazu gelesen. Habe ich aber. Ich habe überlegt, warum sie ausgerechnet Jesus nicht die Unterschenkel gebrochen haben, denn dann wäre er garantiert tot gewesen (hätte aber nicht die Prophezeiungen des AT erfüllt), warum aus der Seitenwunde noch Wasser und Blut kam, wo er doch tot sein sollte, ich habe ein Buch gelesen, wonach er natürlich nur bewusstlos war und nicht wirklich tot, also die Kreuzigung überlebte und danach nach Kashmir ging. Ich habe darüber nachgedacht, wie denn jemand innerhalb kürzester Zeit am Kreuz wirklich sterben kann, wo die Leute doch üblicherweise tagelang dranhingen, bevor sie endlich erlöst wurden. Die Tendenz ging immer so in Richtung: Naja, wahrscheinlich war er nicht wirklich tot, als sie ihn begruben, sondern er hat sich einfach nur wieder erholt. So wie ja auch alle, die er von den Toten erweckte, nicht wirklich tot waren, sondern nur so aussahen und wirkten. Sagt man oft. Wobei, allerdings Lazarus, nun ja, da steht ja recht unverblümt, ich glaube im Johannes-Evangelium: Herr, er riecht schon!
Dann wiederum las ich Gutachten von Rechtsmedizinern, die zweifelsfrei bestätigen konnten, dass jemand, der so von der Folter geschwächt war, durchaus so schnell hat sterben können. Wiederum leuchtete mir auch das ein. Aber es ist eben wirklich so: Je mehr wir versuchen, intellektuell hinter etwas zu dringen, desto mehr entzieht es sich uns. Die Hypothesen, die man uns vorträgt, sind fremde Hypothesen. Und, es sind Thesen von Menschen, die nicht glauben können. Die sich einen Reim auf alles machen müssen und mehr zu wissen glauben (!), als alle anderen.
Die Wahrheit ist natürlich, dass er auferstanden ist. Er ist auferstanden, weil er der Sohn Gottes war und der Tod keine Macht über ihn hatte.
Das klingt einfältig? Natürlich tut es das. Die Wahrheit kann man daran erkennen, dass sie fürchterlich einfältig, geradezu kindisch daherkommt. Es ist ihr Gütesiegel. Die Wahrheit ist immer fürchterlich einfach und einfach fürchterlich. Und es gibt einfach nichts Fürchterlicheres als der Gedanke, dass der Sohn Gottes vom Tode aufersteht. Wer auch das nicht glauben mag, der soll sich mal anschauen, wie sich selbst unsere und die evangelischen Theologen, die Priester, Pfarrer und Bischöfe winden, drehen und krümmen, um nur diese schlichte, einfache Botschaft nicht mehr aussprechen zu müssen. Es tut mir umso mehr Leid, als sie nicht imstande sind, als eigentlich Nachfolger Christi und der Apostel, eine einfache, schlichte und wahrhaftige Botschaft zu transportieren. Die jedem beliebigen Hindu sogar noch einleuchten würde - denn die Hindus haben viele heilige Männer, die Gott sehr nahe stehen und die ebenfalls Wunder vollbringen können. Nun sind wir ja nicht mehr wie die Kinder oder wie die wundergläubigen Hindus, wir denken rational und subjektivistisch, wir können relativieren und hinterfragen und wir hatten mal die besten Ingenieure und die beste Währung der Welt.
Aber andere Völker sind schon fünfmal so alt wie unseres, ganz ohne Ingenieure und stabile Währung (schön wars ...), und sie existieren immer noch heutzutage, denn sie hatten Wunder, Kinder, und sie hatten Gott. Was in einem jetzt nicht modernistisch gemeinten Sinn manchmal auch ein und dasselbe sein kann.
Deshalb frage ich mich, wieso überhaupt jemand die Auferstehung leugnen kann. Und das Beste ist, und das Ironischste dabei, ich stelle sie manchmal selbst in Frage. Und das, obwohl ich mindestens schon zweimal hautnah dabei war. Und sie mit eigenen Augen gesehen habe. Aber um das wirklich voll und ganz bejahen zu können, müsste ich meinen ganzen "Jesus ging nach Kashmir"-Bücher rausschmeißen und Mystikerin werden. Und die Intellektuelle, zweifelnd Fragende in mir endlich auch rausschmeißen. Rahner hat das ja mal so und anders gesagt: Wir müssen Mystiker werden, oder wir werden keine Christen mehr sein. Aber warum musste ich erst Christin werden, um der Mystikerin in mir Raum geben zu können? Das hat er mir nicht erklärt.
Vielleicht, weil man den edlen, mächtigen Shiva eben doch nicht wirklich lieben kann.
ElsaLaska - 23. Apr, 21:13
Zwei Videos, auf die ich noch hinweisen möchte:
Das erste findet sich auf Gedankensplitter, dem Blog des Klosterbibliothekars von St. Ottilien, Pater Siegfried. Die Mönche von St. Ottilien hatten nämlich Anfang April einen jungen Hörfunkjournalisten vom Bayerischen Rundfunk zu Gast, der Kloster auf Zeit gelebt hat und das mit seiner kleinen Videocam auch dokumentiert hat. Ich verlinke auf
den Beitrag von Pater Siegfried, wo die Videos eingestellt sind.
Das zweite findet sich auf Beppe Grillos Blog und der Eintrag ist auf Englisch, so dass wieder viele mitlesen können, die kein Italienisch können. Beppe Grillo hat sich auf seine Blogfahne geschrieben, dass er auch noch über das Erdbeben in den Abruzzen weiterbloggen wird, wenn sich schon lange keiner mehr dafür interessiert. Und er hat noch mehr gemacht, er hat einen Spendenfond eröffnet für Onna, das Dorf, das es am schlimmsten getroffen hatte. Eine englische Transkription des Videos findet sich direkt darunter
in diesem Eintrag.
ElsaLaska - 23. Apr, 20:06
Bereits nach fünf Tagen in Deutschland - und nachdem ich gestern vehement sämtliche Beilagen in Nudelform oder in Form von Polenta (es gab keine Pommes!) abgelehnt habe, war es heute Abend dann doch wieder so weit: Ich brauchte eine Pizza. Und zwar dringend. Und weil mich das alles so heimelig angemutet hatte beim Italiener meiner Wahl und alle meine Sprache gesprochen haben, dachte ich, bestelle ich mir beim Warten auf die Pizza ein Gläschen Prosecco als aperitivo. Jo. Dabei hatte ich allerdings die in Deutschland gültigen unmenschlichen Getränkepreise vergessen. In Italien kostet der Espresso in der Bar 80 Cent, in der Toskana meinetwegen 1 Euro. Einen aperitivo in Form eines Prosecco, eines Martini, eines Glases Wein oder Bieres bekommt man für zwischen 2 Euro und 2 Euro fuffzich.
Ich habe für meinen Prosecco heute Abend beim "deutschen" Italiener 4,50 Euro bezahlt. Und ich fürchte, das ist ein ganz normaler Preis für deutsche Verhältnisse. An die ich mich jetzt erst wieder gewöhnen muss - aber gottseidank nicht für allzu lange.
ElsaLaska - 23. Apr, 19:55
Gestern Abend entspann sich eine kleine Diskussion im Freundeskreis. Auf einer Mittelalter-Festivität mit Gauklern, Handwerkern, Spielleuten etc. gab es auch den Stand eines Schmiedes, der Nägel für die Kreuzigung plus Essigschwamm ausstellte. Der Essigschwamm gehört m. W. in der Ikonografie zu den Folterwerkzeugen Christi.
Ich habe es als Kind auch so gelernt, dass auf den verzweifelten Ruf: Mich dürstet! die erbarmungslosen Henker Jesus kein Wasser, sondern Essig reichten, um ihn noch weiter zu quälen.
Andererseits war mit Essig vermischtes Wasser ein beliebtes Erfrischungsgetränk, habe ich irgendwo mal aufgeschnappt. Das leuchtet mir ein, denn Zitronenwasser, welches ja auch sauer ist, löscht den Durst viel besser als normales Wasser.
Ich musste leider erklären, was es mit dem Essigschwamm auf sich hat, da die Geschichte der Kreuzigung und der letzten Worte Jesu nicht jedem Anwesenden geläufig waren. [Richtig, ich bin wieder in Deutschland, in Italien wäre das vermutlich nicht passiert.]
Aber zurück zu meiner Fragestellung: War das Reichen des Essigschwamms nun tatsächlich eine weitere Qual, oder vielleicht doch eher eine barmherzige Geste?
Gibt es dazu neue Erkenntnisse? Was denkt ihr darüber?
ElsaLaska - 23. Apr, 15:49