Im Supermarkt-Discounter.
An der Kasse. Vor mir eine hochbetagte, sehr kleine, sehr grazile Dame. Laufen kann sie kaum noch, aber sie trippelt unermüdlich von ihrem Einkaufswagen am Anfang des Bandes mit lediglich zwei Waren wieder vor zur Kasse, um sie direkt vor der Kassiererin abzulegen. Es dauert endlos. Hin und her.
Noch greife ich nicht ein, weil ich nicht den Eindruck erwecken möchte, einfach nur eine ungeduldige Deutsche zu sein. Zwei Flaschen Asti Spumante kommen auch aufs Band. Ich schätze die alte Dame auf mindestens achtzig Jahre. Libellensonnenbrillen machen jedenfalls jünger.
Natürlich kann ich meine eigenen Waren nicht schnell genug einräumen, weil die Signora eben ihre Zeit braucht und mir im Wege steht. Ich schiebe meinen Einkaufswagen schon raus, da ist sie immer noch am Suchen, Machen, Trippeln. Sie möchte hinter mir her, da gleitet die Ausgangsschiebetüre wieder zu und öffnet sich erstmal nicht mehr. Hilflos steht das winzige weißhaarige Geschöpf da und weiß nicht weiter. Endlich kommt hinter ihr jemand Neues nach, erwischt den Punkt, wo der Automatismus greift, die Türe geht auf. Langsam schiebt sie den schweren Einkaufswagen nach draußen. Sie hat noch eine Riesenentfernung zu bewerkstelligen. Der Teer ist furchtbar uneben, die Wägen sind schwergängig, und ihrer ist sowieso ziemlich beladen. Ich greife mir locker das andere Ende ihres Einkaufswagens, nicke ihr zu und sage: Ich helfe Ihnen! Sie schiebt, ich ziehe. Ihr Auto steht auf der Straße, nicht auf dem Parkplatz. Alleine wäre das sogar für mich eine Quälerei. Für sie ist es kaum zu bewältigen. Ich lasse mir ihr Auto zeigen und wir rollern gemeinsam über Schlaglöcher, Schwellen, Buckel, darauf zu.
"Gott", sagt sie zu mir, "schaut uns von oben zu. Er sieht alles, wissen Sie? Dass Sie so freundlich sind, mir zu helfen. Er wird Sie dafür segnen!"
Ich schaue sie von der Seite an und sage: "Speriamo, eh?" - Das wollen wir hoffen.
Sie sagt: "Natürlich wird er das! Ich bin 89 Jahre alt, und ich habe niemanden, der mir hilft. Neulich bin ich gefallen, und ich hatte das Glück. dass ich noch eine Freundin anrufen konnte, die dann gleich gekommen ist. Aber sonst - ist niemand mehr da. Gott hat Sie mir geschickt. Er wird Sie segnen."
Ich schweige. Es ist mir peinlich. Schließlich ist das keine große Sache.
Umständlich schließt sie ihren Micra auf. Ich solle ihr die Sachen einzeln auf den Rücksitz reichen.
"Nein", sage ich, "wir machen es so. Ich nehme den ganzen Karton auf einmal und dann haben Sie schön alles im Karton auf dem Rücksitz."
Sie trippelt. Steht im Weg. Ich muss sie mir erst ein bisschen zur Seite bugsieren, dann wuchte ich den Karton in den Fond. Eine kleine, alte, mir fremde, Frau schaut zu mir hoch - ich bin kaum 1,60 m groß - legt die Arme um meinen Hals und küßt mich ab. "Tausend Dank, Sie sind so unendlich liebenswürdig."
Das macht mich jetzt wiederum verlegen und so gerührt, dass ich ihr ebenfalls um den Hals falle.
Sie duftet nach Lavendel.
"Bringen Sie den Wagen zurück und nehmen Sie die Pfandmünze, als Lohn!"
"Nein", sage ich, "gerne bringe ich den Wagen zurück, aber Sie warten hier, und ich bringe die Münze."
"Gott segne Sie! Wo wohnen Sie?"
Ich erkläre es ihr.
"Und heute Abend bete ich für Sie den Rosenkranz!", versichert mir die Greisin. Neuerliche Umarmungen und Küsse. Dann steigt sie in ihren Micra und braust - erstaunlich zügig und sicher - davon.
Ich winke ihr hinterher. Natürlich kamen mir dabei die Tränen.
Immer, wenn man sich gerade fragt, wo Gott einen denn wirklich haben will - schickt er einem einen winzigen alten weißhaarigen Engel.
Noch greife ich nicht ein, weil ich nicht den Eindruck erwecken möchte, einfach nur eine ungeduldige Deutsche zu sein. Zwei Flaschen Asti Spumante kommen auch aufs Band. Ich schätze die alte Dame auf mindestens achtzig Jahre. Libellensonnenbrillen machen jedenfalls jünger.
Natürlich kann ich meine eigenen Waren nicht schnell genug einräumen, weil die Signora eben ihre Zeit braucht und mir im Wege steht. Ich schiebe meinen Einkaufswagen schon raus, da ist sie immer noch am Suchen, Machen, Trippeln. Sie möchte hinter mir her, da gleitet die Ausgangsschiebetüre wieder zu und öffnet sich erstmal nicht mehr. Hilflos steht das winzige weißhaarige Geschöpf da und weiß nicht weiter. Endlich kommt hinter ihr jemand Neues nach, erwischt den Punkt, wo der Automatismus greift, die Türe geht auf. Langsam schiebt sie den schweren Einkaufswagen nach draußen. Sie hat noch eine Riesenentfernung zu bewerkstelligen. Der Teer ist furchtbar uneben, die Wägen sind schwergängig, und ihrer ist sowieso ziemlich beladen. Ich greife mir locker das andere Ende ihres Einkaufswagens, nicke ihr zu und sage: Ich helfe Ihnen! Sie schiebt, ich ziehe. Ihr Auto steht auf der Straße, nicht auf dem Parkplatz. Alleine wäre das sogar für mich eine Quälerei. Für sie ist es kaum zu bewältigen. Ich lasse mir ihr Auto zeigen und wir rollern gemeinsam über Schlaglöcher, Schwellen, Buckel, darauf zu.
"Gott", sagt sie zu mir, "schaut uns von oben zu. Er sieht alles, wissen Sie? Dass Sie so freundlich sind, mir zu helfen. Er wird Sie dafür segnen!"
Ich schaue sie von der Seite an und sage: "Speriamo, eh?" - Das wollen wir hoffen.
Sie sagt: "Natürlich wird er das! Ich bin 89 Jahre alt, und ich habe niemanden, der mir hilft. Neulich bin ich gefallen, und ich hatte das Glück. dass ich noch eine Freundin anrufen konnte, die dann gleich gekommen ist. Aber sonst - ist niemand mehr da. Gott hat Sie mir geschickt. Er wird Sie segnen."
Ich schweige. Es ist mir peinlich. Schließlich ist das keine große Sache.
Umständlich schließt sie ihren Micra auf. Ich solle ihr die Sachen einzeln auf den Rücksitz reichen.
"Nein", sage ich, "wir machen es so. Ich nehme den ganzen Karton auf einmal und dann haben Sie schön alles im Karton auf dem Rücksitz."
Sie trippelt. Steht im Weg. Ich muss sie mir erst ein bisschen zur Seite bugsieren, dann wuchte ich den Karton in den Fond. Eine kleine, alte, mir fremde, Frau schaut zu mir hoch - ich bin kaum 1,60 m groß - legt die Arme um meinen Hals und küßt mich ab. "Tausend Dank, Sie sind so unendlich liebenswürdig."
Das macht mich jetzt wiederum verlegen und so gerührt, dass ich ihr ebenfalls um den Hals falle.
Sie duftet nach Lavendel.
"Bringen Sie den Wagen zurück und nehmen Sie die Pfandmünze, als Lohn!"
"Nein", sage ich, "gerne bringe ich den Wagen zurück, aber Sie warten hier, und ich bringe die Münze."
"Gott segne Sie! Wo wohnen Sie?"
Ich erkläre es ihr.
"Und heute Abend bete ich für Sie den Rosenkranz!", versichert mir die Greisin. Neuerliche Umarmungen und Küsse. Dann steigt sie in ihren Micra und braust - erstaunlich zügig und sicher - davon.
Ich winke ihr hinterher. Natürlich kamen mir dabei die Tränen.
Immer, wenn man sich gerade fragt, wo Gott einen denn wirklich haben will - schickt er einem einen winzigen alten weißhaarigen Engel.
ElsaLaska - 26. Okt, 23:13