Eifrigen oder auch nur sporadisch Mitlesenden
mag es hin und wieder mal ins Auge gestochen sein - dieses Blog hat seinen Schwerpunkt weder auf Pastoral noch auf Ökumene der Stoßrichtung "Gemeinsam in einem hallenartigen Gebäude Brot essen und sich miteinander wohl fühlen".
Das mag daran liegen, dass meine Entscheidung, katholisch zu werden, nicht davon motiviert war, dass ich mich endlich wohler fühlen wollte als vorher. Vor meinem Eintritt habe ich mich vergleichsweise sauwohl gefühlt. Ich musste nicht jedesmal elend überprüfen, ob ich vielleicht zur Kommunion nach vorne gehen sollte oder nicht. Es gab ja nichts zu prüfen, ich ging nämlich überhaupt nicht zur Kommunion und auch nicht mehr zum evangelischen Abendmahl. Und wenn, hätte ich vermutlich den Anspruch erhoben, mich dabei auch rundum wohl zu fühlen.
Ich möchte nun an diesem Punkt kurz das Zitat eines Eintrages von Akatair einschieben:
>>Also, wenn man das konsequent verfolgt, ist die Aussage: Gott findet alles gut, bei dem ihr euch richtig wohlfühlt. Dass das so nicht stimmt, weiß ich inzwischen.
Ach ja. Gelegentlich wurde erwähnt, dass durch die Eucharistiefeier eine Heiligung der Teilnehmenden geschieht. Diese Erwähnung geschah gewöhnlich dann, wenn die Frage auftrat, ob es vielleicht richtig sei, gelegentlich beichten zu gehen. Ich weiß nicht mehr wie oft mir dann auseinandergesetzt wurde, dass, solange ich keinen Mord begehe oder andere bewusst schwer schädige, die Teilnahme an der Kommunion ausreichend sei, um jede Verbindung mit der Sünde für immer auszulöschen, weil ja durch die Eucharistie eine Heiligung geschehe. - Verheerende Aussagen, die so manche heutigen Zustände in unseren Pfarrgemeinden erklären.<<
Ich hake deshalb ein, weil ich heute - ja, das grenzt wohl an geistliche und spirituelle Protzerei vermutlich - bei der Beichte war. Die letzte war vor Weihnachten. Und das ist noch kaum einen Monat her. Und die Bilanz der letzten 30 Tage zeigte ägyptische Zustände in meiner Seele. So konnte ich keinesfalls mich noch wohlfühlender Weise an den Tisch des Herrn wagen.
Ich habe keinen Mord begangen oder andere bewusst geschädigt, ich habe mir nur mal einen italienischen Beichtspiegel zur Hand genommen und alle schweren Sünden durchgelesen, die von der Teilnahme am Herrenmahl definitiv ausschließen, ja sogar unbequemerweise als Todsünden deklariert werden. In einer Zeit, in der ein Magnum-Eis als Sünde gilt, sind natürlich Todsünden total out. Repressiv.
Trotzdem dachte ich mir, Leute, ich bin seit drei Jahren katholisch, wenn ich jetzt tot umfalle, bevor ich gebeichtet habe, war alles für die Katz.
Sehr unbefriedigend. Aber nicht, weil es diesen Katalog gibt, sondern weil ich meine eigenen Ansprüche nicht erfüllt habe. Zur Kommunion wollte ich natürlich auch gerne wieder gehen. Und zwar ohne in der nächsten Beichte zugeben zu müssen, ich hätte ein Sakrileg begangen.
Vermutlich ist das schwierig, zu transportieren, aber der Punkt ist nicht, dass die Kirche mir das sagt und mir ein schlechtes Gewissen dazu einreden möchte, sondern, dass sie mir eine Richtlinie gibt, nach der ich - frei, möglichst objektiv denkend und meine Handlungen reflektierend - einräumen muss - nein, geh lieber beichten, Mädel.
Also lieber zum Zahnarzt, BEVOR es weh tut.
Niemand beichtet ausgesprochen oder leidenschaftlich gerne.
Im Gegensatz zu der von Akatair angesprochen "Beichtkultur bzw - unkultur" in Deutschland habe ich hier in Italien glücklicherweise alle Möglichkeiten. Ich kann sogar während der Hl. Messe noch gehen. Ich muss nicht im Pfarramt anrufen und einerseits bei der Sekretärin auf die Dringlichkeit des Termins hinweisen, während ich gleichzeitig versuche, mein eigentliches Anliegen zu kaschieren.
Nein. Ich gehe einfach in die Hl. Messe und stelle mich vor den Beichtstuhl in die SCHLANGE (!).
Darinnen sitzt ein 80jähriger Kapuzinerpater mit zwei Metern weißem Bart und Kapitänsmütze (eh ja, war wirklich so) auf dem Kopf und schimpft mich erstmal liebevoll solange aus, bis er mitbekommt, dass ich erst seit drei Jahren aus freien Stücken katholisch bin, also noch am Üben.
Die Kapuziner sind geniale Beichtväter. Die Besten, die ich kenne. Denn wenn sie merken, dass Du überhaupt nicht renitent bist, sondern im Gegenteil schwer erschüttert - wobei sie auch gut mit Humor und zerknirschter Ironie klar kommen, mit deutschen Priestern habe ich SELTEN bis NIE im Beichtstuhl so lachen können - dann legen sie sich erst recht ins Zeug. Der Niedergang der Kapuziner in Deutschland hat meines Erachtens auch mit dem Niedergang der Beichtpraxis in Deutschland zu tun. Es gibt kaum bessere Seelsorger als diese. Wirklich.
Aber wenn natürlich niemand mehr beichten geht, weil eh niemand mehr sündigt, dann merkt es ja keiner.
Also, nicht nur Mord schließt von der Teilnahme an der Hl. Kommunion aus. Nicht nur, andere schwer zu schädigen.
Es gibt Internet. Informiert euch selbst über die Lehre der Kirche, die nicht autoritär daherkommen will und euch das Leben schwer machen, sondern echte Hilfe und fixe Punkte geben will. Seid nicht skrupulös.
Aber wenn ihr vor eurem EIGENEN Gewissen klar sagen müsst: Ich habe geflucht, ich habe zu viel Alkohol getrunken oder Drogen genommen, ich habe anderen zur Abtreibung geraten, ich habe mein Sonntagsgebot nicht erfüllt, ich habe andere verleumdet, Pornografie konsumiert, dann tut euch selbst denn Gefallen und geht vor der nächsten Kommunion beichten. (Das ist natürlich nur relevant für Leute, die fragen, was würde Jesus dazu sagen. Dem Rest kann es ja wurscht sein.)
Ich kann das deshalb sagen, weil ich jedesmal die wahrhaft vergebende und verzeihende Liebe Gottes erfahren durfte. Durch einen greisen Mönch in völlig unangemessener Kleidung ;-)
Das ist viel für eine Ex-Protestantin.
Und ein Gebet für Nachwuchs bei unseren leider langsam überalternden italienischen Kapuzinern bitte einschieben. Sie sind wirklich echte Originale. Und - ich kann es nicht oft genug sagen- großartige Beichtväter.
Das mag daran liegen, dass meine Entscheidung, katholisch zu werden, nicht davon motiviert war, dass ich mich endlich wohler fühlen wollte als vorher. Vor meinem Eintritt habe ich mich vergleichsweise sauwohl gefühlt. Ich musste nicht jedesmal elend überprüfen, ob ich vielleicht zur Kommunion nach vorne gehen sollte oder nicht. Es gab ja nichts zu prüfen, ich ging nämlich überhaupt nicht zur Kommunion und auch nicht mehr zum evangelischen Abendmahl. Und wenn, hätte ich vermutlich den Anspruch erhoben, mich dabei auch rundum wohl zu fühlen.
Ich möchte nun an diesem Punkt kurz das Zitat eines Eintrages von Akatair einschieben:
>>Also, wenn man das konsequent verfolgt, ist die Aussage: Gott findet alles gut, bei dem ihr euch richtig wohlfühlt. Dass das so nicht stimmt, weiß ich inzwischen.
Ach ja. Gelegentlich wurde erwähnt, dass durch die Eucharistiefeier eine Heiligung der Teilnehmenden geschieht. Diese Erwähnung geschah gewöhnlich dann, wenn die Frage auftrat, ob es vielleicht richtig sei, gelegentlich beichten zu gehen. Ich weiß nicht mehr wie oft mir dann auseinandergesetzt wurde, dass, solange ich keinen Mord begehe oder andere bewusst schwer schädige, die Teilnahme an der Kommunion ausreichend sei, um jede Verbindung mit der Sünde für immer auszulöschen, weil ja durch die Eucharistie eine Heiligung geschehe. - Verheerende Aussagen, die so manche heutigen Zustände in unseren Pfarrgemeinden erklären.<<
Ich hake deshalb ein, weil ich heute - ja, das grenzt wohl an geistliche und spirituelle Protzerei vermutlich - bei der Beichte war. Die letzte war vor Weihnachten. Und das ist noch kaum einen Monat her. Und die Bilanz der letzten 30 Tage zeigte ägyptische Zustände in meiner Seele. So konnte ich keinesfalls mich noch wohlfühlender Weise an den Tisch des Herrn wagen.
Ich habe keinen Mord begangen oder andere bewusst geschädigt, ich habe mir nur mal einen italienischen Beichtspiegel zur Hand genommen und alle schweren Sünden durchgelesen, die von der Teilnahme am Herrenmahl definitiv ausschließen, ja sogar unbequemerweise als Todsünden deklariert werden. In einer Zeit, in der ein Magnum-Eis als Sünde gilt, sind natürlich Todsünden total out. Repressiv.
Trotzdem dachte ich mir, Leute, ich bin seit drei Jahren katholisch, wenn ich jetzt tot umfalle, bevor ich gebeichtet habe, war alles für die Katz.
Sehr unbefriedigend. Aber nicht, weil es diesen Katalog gibt, sondern weil ich meine eigenen Ansprüche nicht erfüllt habe. Zur Kommunion wollte ich natürlich auch gerne wieder gehen. Und zwar ohne in der nächsten Beichte zugeben zu müssen, ich hätte ein Sakrileg begangen.
Vermutlich ist das schwierig, zu transportieren, aber der Punkt ist nicht, dass die Kirche mir das sagt und mir ein schlechtes Gewissen dazu einreden möchte, sondern, dass sie mir eine Richtlinie gibt, nach der ich - frei, möglichst objektiv denkend und meine Handlungen reflektierend - einräumen muss - nein, geh lieber beichten, Mädel.
Also lieber zum Zahnarzt, BEVOR es weh tut.
Niemand beichtet ausgesprochen oder leidenschaftlich gerne.
Im Gegensatz zu der von Akatair angesprochen "Beichtkultur bzw - unkultur" in Deutschland habe ich hier in Italien glücklicherweise alle Möglichkeiten. Ich kann sogar während der Hl. Messe noch gehen. Ich muss nicht im Pfarramt anrufen und einerseits bei der Sekretärin auf die Dringlichkeit des Termins hinweisen, während ich gleichzeitig versuche, mein eigentliches Anliegen zu kaschieren.
Nein. Ich gehe einfach in die Hl. Messe und stelle mich vor den Beichtstuhl in die SCHLANGE (!).
Darinnen sitzt ein 80jähriger Kapuzinerpater mit zwei Metern weißem Bart und Kapitänsmütze (eh ja, war wirklich so) auf dem Kopf und schimpft mich erstmal liebevoll solange aus, bis er mitbekommt, dass ich erst seit drei Jahren aus freien Stücken katholisch bin, also noch am Üben.
Die Kapuziner sind geniale Beichtväter. Die Besten, die ich kenne. Denn wenn sie merken, dass Du überhaupt nicht renitent bist, sondern im Gegenteil schwer erschüttert - wobei sie auch gut mit Humor und zerknirschter Ironie klar kommen, mit deutschen Priestern habe ich SELTEN bis NIE im Beichtstuhl so lachen können - dann legen sie sich erst recht ins Zeug. Der Niedergang der Kapuziner in Deutschland hat meines Erachtens auch mit dem Niedergang der Beichtpraxis in Deutschland zu tun. Es gibt kaum bessere Seelsorger als diese. Wirklich.
Aber wenn natürlich niemand mehr beichten geht, weil eh niemand mehr sündigt, dann merkt es ja keiner.
Also, nicht nur Mord schließt von der Teilnahme an der Hl. Kommunion aus. Nicht nur, andere schwer zu schädigen.
Es gibt Internet. Informiert euch selbst über die Lehre der Kirche, die nicht autoritär daherkommen will und euch das Leben schwer machen, sondern echte Hilfe und fixe Punkte geben will. Seid nicht skrupulös.
Aber wenn ihr vor eurem EIGENEN Gewissen klar sagen müsst: Ich habe geflucht, ich habe zu viel Alkohol getrunken oder Drogen genommen, ich habe anderen zur Abtreibung geraten, ich habe mein Sonntagsgebot nicht erfüllt, ich habe andere verleumdet, Pornografie konsumiert, dann tut euch selbst denn Gefallen und geht vor der nächsten Kommunion beichten. (Das ist natürlich nur relevant für Leute, die fragen, was würde Jesus dazu sagen. Dem Rest kann es ja wurscht sein.)
Ich kann das deshalb sagen, weil ich jedesmal die wahrhaft vergebende und verzeihende Liebe Gottes erfahren durfte. Durch einen greisen Mönch in völlig unangemessener Kleidung ;-)
Das ist viel für eine Ex-Protestantin.
Und ein Gebet für Nachwuchs bei unseren leider langsam überalternden italienischen Kapuzinern bitte einschieben. Sie sind wirklich echte Originale. Und - ich kann es nicht oft genug sagen- großartige Beichtväter.
ElsaLaska - 29. Jan, 21:09