ein Gastbeitrag für das Nacht(b)revier.
Von "Pater Emil":
„Unsere Kirche. Unsere Zeitung“? Was aus unserer Kirchenzeitung geworden ist?
„Tag des Herrn“ – aktuelle Sonderbeilage zum Papstbesuch. Ohne Bestellung hundertfach ans Pfarramt geschickt. Auch auf der letzten Seite ein großes Papstbild. Daneben werden Abonnenten geworben: „Wir Bischöfe übernehmen als Herausgeber für ein Jahr 50 % des Abo-Preises für jede neue Leserfamilie bzw. jeden neuen Abonnenten.“ Daneben der Slogan: „Unsere Kirche. Unsere Zeitung.“ Auf der abgebildeten Ausgabe das Konterfei Mutter Teresas. „Unsere Kirche. Unsere Zeitung“.
Doch wessen Kirche, wessen Zeitung? Die Zeitung der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche aller Zeiten, zu der wir uns im Credo bekennen und die selbst in unseren Provinzpfarreien sakramental gegenwärtig ist? Die Kirche und die Zeitung der Seligen Mutter Teresa und unseres in der Sonderbeilage 22fach abgebildeten Papstes? Die Zeitung der einfachen Gläubigen in unseren Pfarreien, die darunter leiden, in Funk, Fernsehen und Printmedien zum Thema Glauben vor allem Unseriöses und Antikirchliches vorgesetzt zu bekommen und gerne wissen möchten, was die Kirche selber sagt? Oder sprechen sponsernde Herausgeber und Redaktion gar ganz im eigenen Namen, wenn es heißt: „Unsere Kirche. Unsere Zeitung“?
Auf Seite 2 kritisiert Chefredakteur Waschki in Bezug auf die Freiburger Rede Benedikts, daß der Papst leider unkonkret bleibe: „Wo ist die Anpassung an die Welt zu stark? Wo ist unnötiger Ballast?“
Vielleicht hatte der Papst uns einfach zugetraut, das selbst zu merken, etwa, wenn wir „unsere Zeitung“ lesen… Und nachdem der Papst sich vier Tage lang verausgabt hat, um den lebendigen Gott zu verkünden, darf Herr Waschki ihm in „unserer Zeitung“ vorwerfen, daß die Botschaft vom frohmachenden Glauben „an die Zweifelnden und Suchenden in unserem Land leider zu leise geblieben“ sei. Aber nun ist der Papst wieder weg, und wir können den „frohmachenden Glauben“ von unseren Redaktionsstuben aus endlich wieder selber verkünden.
Zum Beispiel auf den Seiten 6 und 7, wo es um die Ökumene geht. Dahin blättern wir uns aufgrund eines Hinweises auf der Titelseite durch, wo es heißt: „Ohne Gastgeschenk, aber mit Anerkennung Luthers“. Wir fragen uns: „Anerkennung Luthers – als wer oder was?“ und lesen statt einer Antwort: „der Papst bereitete Hoffnungen auf schnelle Fortschritte in der Ökumene ein Ende“. Enttäuschte Gottesdienstbesucher, befremdete Journalisten und vernichtende Schlagzeilen werden erwähnt. Doch den „deutlichen Worten der EKD-Spitze bei der anschließenden Pressekonferenz ist es zu verdanken, daß dieser Eindruck wenig später korrigiert wurde“. Danke, liebe EKD-Spitze!
Aus dieser Dankbarkeit heraus wird auf Seite 6 dann die Kommentarspalte auch dem evangelischen Kollegen Herrn Krille überlassen. Dieser ruft auf zu einer „Ökumene an der Basis – nun erst recht!“ Ebenso wie die darunter zitierte evangelische Bischöfin Frau Junkermann aus Magdeburg findet er es schade, wie es gelaufen ist mit dem katholischen Papst, der erstaunlicherweise in Erfurt immer noch kein Protestant geworden ist. Herr Kollege Krille faßt also zusammen: „Kein offizielles Wort zu Luther, kein neuer Impuls für die Gespräche über drängende Fragen der Ökumene. Nette Bilder, gute Atmosphäre, aber nichts Konkretes.“ So danken wir also in echt ökumenischem Geist dem Hirten der katholischen Weltkirche seinen demütigen und liebevollen Besuch in Erfurt. Herr Krille ruft jedoch auf, sich jetzt nicht schmollend zurückzuziehen, sondern im Gegenteil: „Nehmen wir nun erst recht jede Gelegenheit zum gemeinsamen Feiern war [sic] – und warten nicht auf die Herrenriege aus Rom, auf theologische Kommissionen und feierliche Proklamationen? Ökumene an der Basis – nun erst recht!“
Vulgo: Katholiken, die Ihr mich in Eurer eigenen Zeitung jetzt lesen könnt, pfeift auf Euren Papst und Euren eucharistischen Glauben an Opfer und Realpräsenz und macht mit bei unserem Abendmahl für alle! Pfeift auf all die Orthodoxen, die wie Euer Papst keine Eucharistiegemeinschaft ohne Glaubens- und Kirchengemeinschaft annehmen können. Pfeift auf die Frage nach der Wahrheit – nun erst recht! Im Ernst: Ist das nicht eine Unverschämtheit, die uns hier via Kirchenzeitung zugemutet wird?
Die Sonderbeilage hatten wir nicht bestellt, Herr Waschki! Bezahlen tun wir sie aber ebenso wie die Gebühren für die Papiertonne der Pfarrei über die Kirchensteuer selbst. Was würde uns auch noch zusammenhalten in „unserer Kirche“, wenn es diese nicht mehr gäbe, wenn die Kirche in Deutschland freiwillig oder unfreiwillig ernst machen würde mit der Entweltlichung, von der der Papst in Freiburg sprach? Und wenn Sie demnächst wieder einmal mit den Herausgebern in einem Stuhlkreis beim Dialogprozess sitzen, dann schlagen Sie doch mal eine echt demokratische Abstimmung im Kirchenvolk vor: „Wollt Ihr sie noch, die Kirchensteuer?“ Diese Abstimmung könnte dann auch echt ökumenisch laufen, ganz konkret. Aber was wird dann mit „unserer Zeitung“?
[Anmerkung: Der "Tag des Herrn" ist die Kirchenzeitung für alle ostdeutschen Diözesen außer Berlin.]
ElsaLaska - 4. Okt, 16:24