Italien in der Krise
Besuch beim "Nachbarn" von der anderen Hügelseite und la nonna, der Witwe von Armando.
Ich will endlich meine Schulden bezahlen, denn die gemeinsam genutzte Privatstraße wurde - ausgerechnet im Januar - saniert, und sieht deshalb, wegen des schlechten Wetters, wieder genau so aus wie vorher.
Immer bekomme ich meinen caffè frisch in der Bialetti aufgebrüht, ein paar biscotti und die Flasche mit dem Anislikör dazugestellt, damit ich einen caffè corretto bauen kann, einen "korrigierten", mit einem Schuss Sambuca drin. Was auch angeraten ist, denn der caffè von la nonna ist eine recht steife Brise und der Alkohol federt den hohen Koffeingehalt doch relativ gut ab.
Alle seufzen: Madonna ... Mamma mia ... O Signore!
Das Getreide hat Pilzbefall wegen des auch hier im Mai heruntergegangenen vielen Regens. Die Traubenblüte ist deswegen auch eine Katastrophe gewesen.
Mein Nachbar fragt mich, ob es denn stimme, dass in Deutschland eigentlich alles doch noch viel billiger wäre als hier. Dipende - so meine Standardantwort. Sicher sei vieles billiger und die Löhne doch deutlich höher. Aber es komme eben darauf an. Für einen Espresso (caffè) müsse man zum Teil 2,50 Euro oder gar 3 Euro zahlen, nehme ich als Beispiel. Für Italiener völlig unfassbar, hier kostet der caffè zum Teil noch 90 Cent. Doch im Grunde hat er recht. Auch wenn wir in Deutschland über die gestiegenen Lebenshaltungskosten jammern seit Einführung des Euro - in Italien ist alles noch viel dramatischer, und alle drei Monate werden sämtliche Preise einfach erhöht. Auch die Mautgebühr.
Mein Nachbar hat andere Sorgen, als ich ihm erzähle, dass gerade 60 Prozent der Spargelernte in Deutschland ausfallen wegen der Flut. Wenigstens habe ich meinen Anteil bezahlt an der Straße, das ist nicht mehr selbstverständlich. Er sagt, wenn die Leute nicht sofort zahlen, hat man meist keine Chance mehr, überhaupt noch Geld zu sehen für eine Leistung. Und geht wieder zur Arbeit in den Hain, die Felder und die Weinberge.
La nonna jammert noch ein bisschen weiter. Seit Armando nicht mehr da ist, ist alles viel schlimmer für sie geworden. Die Schmerzen, das Alter, die furchtbaren Nachrichten im Fernsehen über brutale Verbrechen, Kriege, Katastrophen (natürlich steht ein Fernsehgerät in der Küche direkt vorm Esstisch). Da ich weiß, dass sie eigentlich sehr gläubig ist, erzähle ich ihr ein wenig ausführlicher von den Katastrophennachrichten, die mich aus Deutschland erreichen.
"Seien wir doch froh, nonna, weißt Du, es gibt jetzt so viele Menschen, die vor dem absoluten Nichts stehen, sie haben ihre Häuser, ihr ganzes Hab und Gut verloren, und die Versicherungen springen auch nicht ein. Sono senza niente!"
Und la nonna, die eigentlich ein guter Mensch ist, fängt an die Hände zum Himmel zu erheben und Gott lautstark dafür zu preisen und zu danken, dass ihre Familie, im Angesicht der Wirtschaftskrise wenigstens noch ein Heim und etwas zu essen hat, und für die Flutopfer zu beten.
Ich nehme sie in den Arm. "Und jetzt setzt du dich ein bisschen raus in die Sonne, das ist gut für deine Knochen und Gelenke."
Schnell steckt sie mir noch ein paar frische Eier zu - denn was man hat, gibt man gerne weiter.
Und deshalb mache ich mir keine Sorgen um Italien.
Ich will endlich meine Schulden bezahlen, denn die gemeinsam genutzte Privatstraße wurde - ausgerechnet im Januar - saniert, und sieht deshalb, wegen des schlechten Wetters, wieder genau so aus wie vorher.
Immer bekomme ich meinen caffè frisch in der Bialetti aufgebrüht, ein paar biscotti und die Flasche mit dem Anislikör dazugestellt, damit ich einen caffè corretto bauen kann, einen "korrigierten", mit einem Schuss Sambuca drin. Was auch angeraten ist, denn der caffè von la nonna ist eine recht steife Brise und der Alkohol federt den hohen Koffeingehalt doch relativ gut ab.
Alle seufzen: Madonna ... Mamma mia ... O Signore!
Das Getreide hat Pilzbefall wegen des auch hier im Mai heruntergegangenen vielen Regens. Die Traubenblüte ist deswegen auch eine Katastrophe gewesen.
Mein Nachbar fragt mich, ob es denn stimme, dass in Deutschland eigentlich alles doch noch viel billiger wäre als hier. Dipende - so meine Standardantwort. Sicher sei vieles billiger und die Löhne doch deutlich höher. Aber es komme eben darauf an. Für einen Espresso (caffè) müsse man zum Teil 2,50 Euro oder gar 3 Euro zahlen, nehme ich als Beispiel. Für Italiener völlig unfassbar, hier kostet der caffè zum Teil noch 90 Cent. Doch im Grunde hat er recht. Auch wenn wir in Deutschland über die gestiegenen Lebenshaltungskosten jammern seit Einführung des Euro - in Italien ist alles noch viel dramatischer, und alle drei Monate werden sämtliche Preise einfach erhöht. Auch die Mautgebühr.
Mein Nachbar hat andere Sorgen, als ich ihm erzähle, dass gerade 60 Prozent der Spargelernte in Deutschland ausfallen wegen der Flut. Wenigstens habe ich meinen Anteil bezahlt an der Straße, das ist nicht mehr selbstverständlich. Er sagt, wenn die Leute nicht sofort zahlen, hat man meist keine Chance mehr, überhaupt noch Geld zu sehen für eine Leistung. Und geht wieder zur Arbeit in den Hain, die Felder und die Weinberge.
La nonna jammert noch ein bisschen weiter. Seit Armando nicht mehr da ist, ist alles viel schlimmer für sie geworden. Die Schmerzen, das Alter, die furchtbaren Nachrichten im Fernsehen über brutale Verbrechen, Kriege, Katastrophen (natürlich steht ein Fernsehgerät in der Küche direkt vorm Esstisch). Da ich weiß, dass sie eigentlich sehr gläubig ist, erzähle ich ihr ein wenig ausführlicher von den Katastrophennachrichten, die mich aus Deutschland erreichen.
"Seien wir doch froh, nonna, weißt Du, es gibt jetzt so viele Menschen, die vor dem absoluten Nichts stehen, sie haben ihre Häuser, ihr ganzes Hab und Gut verloren, und die Versicherungen springen auch nicht ein. Sono senza niente!"
Und la nonna, die eigentlich ein guter Mensch ist, fängt an die Hände zum Himmel zu erheben und Gott lautstark dafür zu preisen und zu danken, dass ihre Familie, im Angesicht der Wirtschaftskrise wenigstens noch ein Heim und etwas zu essen hat, und für die Flutopfer zu beten.
Ich nehme sie in den Arm. "Und jetzt setzt du dich ein bisschen raus in die Sonne, das ist gut für deine Knochen und Gelenke."
Schnell steckt sie mir noch ein paar frische Eier zu - denn was man hat, gibt man gerne weiter.
Und deshalb mache ich mir keine Sorgen um Italien.
ElsaLaska - 8. Jun, 21:44
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