George Weigel über die deutsche Kirche
"Katechetisches Desaster" und "pastoraler Fehlschlag" von nationalem Ausmaß, "weitgehend leere Kirchen". Und schließlich:
>>The German Catholic crisis is not primarily institutional; the Catholic Church is Germany’s second-largest employer and its institutions are robust. The crisis is one of faith. German Catholicism is in crisis because German Catholics have not embraced the Lord Jesus and his Gospel with passion, conviction and joy, and are seeking their happiness elsewhere. That’s sad; that‘s tragic; that’s dispiriting. <<
Der das sagt ist einer profundesten Kirchenkenner und ein katholischer Journalist von internationalem Format. Allein, diejenigen, die es angeht, werden es nicht lesen - oder sich mal wieder taub stellen.
>>The German Catholic crisis is not primarily institutional; the Catholic Church is Germany’s second-largest employer and its institutions are robust. The crisis is one of faith. German Catholicism is in crisis because German Catholics have not embraced the Lord Jesus and his Gospel with passion, conviction and joy, and are seeking their happiness elsewhere. That’s sad; that‘s tragic; that’s dispiriting. <<
Der das sagt ist einer profundesten Kirchenkenner und ein katholischer Journalist von internationalem Format. Allein, diejenigen, die es angeht, werden es nicht lesen - oder sich mal wieder taub stellen.
ElsaLaska - 20. Mai, 18:27
Ein katholischer Journalist von internationalem Gewicht? Definitiv.
Einer der profundesten Kirchenkenner? Weiß nicht.
Jedenfalls ein ausgesprochener Vertreter einer Richtung, die er selber "Evangelical Catholicism" nennt, was in dieser Antwort auch sehr deutlich anklingt... In der Richtung ist natürlich in Deutschland überhaupt nichts zu finden, nicht einmal unbedingt bei den geistlichen Gemeinschaften (die sehr schnell dazu übergehen, einfach normal katholisch zu sein, gläubig und praktizierend katholisch, versteht sich, und sehr schnell anfangen, auch die klassische deutsche Volksfrömmigkeit zu pflegen - eine Entwicklung, die ich nicht kritisiere, sondern eher begrüße).
Aber, mal ehrlich: sonstwo außerhalb der Vereinigten Staaten auch nicht.
Zum Thema denke ich schon, daß man über die Kirchenkrise durchaus prägnantere Aussagen machen kann als sinngemäß, die deutschen Katholiken sollten halt einfach fester glauben. Keine Angst... ich werde das hier nicht versuchen.
@Imrahil
Er beklagt durchaus die Ignoranz von gewissen "senior German Churchmen".
Und von der Leidenschaft fürs Evangelium ist in gewissen Kreisen tatsächlich kaum mehr etwas zu spüren.
Ich schätze Weigels ethnologischen Blick auf die deutsche Kirche durchaus - und besser er schreibt darüber als ich, weil ich das ewige Lamento auf Blogs und in Foren andererseits auch wieder satt habe.
Es nützt nichts als Betroffener oder sich betroffen Fühlender, ständig nur vor sich hin zu mosern. Aber den Artikel wollte ich dann doch verlinkt haben.
nur: Es nützt halt nichts, mehr Leidenschaft einzufordern. Leidenschaft kann halt nicht befohlen werden, und deswegen, meines Erachtens, kann man jemanden auch nicht dafür schimpfen, daß er keine hat. Und wahrscheinlich ist es häufiger so, daß einer erst viel betet und dann Leidenschaft entwickelt, als daß einer zuerst die Leidenschaft hat und dann viel betet.
Insofern, ja, natürlich sind in dem Artikel sehr viele interessante Erkenntnisse enthalten (dafür reicht es, ein profunder Kirchenkenner zu sein, was Mr. Weigel selbstverständlich ist, man muß nicht einer der profundesten auf der ganzen Welt sein, nur so war das gemeint). Und ja, danke für den Link.
[Die leeren Kirchen am Sonntag sehe ich allerdings so nicht - am Werktag, da sind sie, vielerorts, leer. Ich halte es für sehr bemerkenswert, daß wir trotz aller Kirchenkrise, und obwohl der Gedanke des Sonntagspflicht-erfüllen-Müssens außerhalb gewisser Kreise gänzlich untergegangen ist, immer noch (!) 10 % haben.]
(Und entschuldige die selbstverteidigende Antwort...)
@Imrahil
Nein, ich will ja auch nicht schimpfen. Aber zumindestens von den Nachfolgern der Apostel auf deutschem Boden könnte man doch mehr Leidenschaft verlangen? Ich meine, was brauchen wir Hirten, denen der Zustand ihrer Herde relativ gleichgültig ist, Hauptsache, sie machen ihr Ding und kriegen ihr Salär?
Kann es das schon gewesen sein? Das Glaubensfeuer entzündet sich sicherlich derzeit mehr in Laienbewegungen, aber wenn uns die Bischöfe im Stich lassen, sollen wir uns selbst katechisieren? Wird die deutsche Kirche zum OBI?
Das wir das vermutlich machen müssen, ist mir schon seit vielen Jahren klar.
Wozu dann aber noch Bischöfe und Priester, die das auch noch konterkarieren und das Salz schal machen? Ich fühlte mich durch hirtliche Weisungen, wenn sie leidenschaftlich sind, eigentlich immer mehr inspiriert und auch angespornt.
Der Verzicht darauf fällt mir schwer. Ich kann selbstverständlich auch fröhlich vor mich hinbasteln, aber das konnte ich als Hinduistin ja auch.
Und es ist ja ohnehin schon öfters beobachtet worden, daß sich beim Kleriker ein gewisser Gewöhnungseffekt, eine "Professionalität", auch in bezug auf das Heilige einstellt.
Ich würde sogar zugespitzt sagen: Verstand und Gefühl sind jeweils mit Schlagseite verteilt. Die gründliche Katechese kommt - wenn sie kommt - meistens von den Klerikern (oder auch wirklich guten Religionslehrern, also Hauptamtlichen). Die Laidenschaft kommt - wenn sie kommt - meistens von den Laien.
Daß allerdings unseren Hirten der Zustand der Herde gleichgültig ist und ihnen nur ihr Salär wichtig, das, mit Verlaub, halte ich dann doch für eine Unterstellung, für die ich auch keinen Grund sehen kann. Die Situation ist komplizierter; das heißt nicht, daß sie besser ist (man könnte vielleicht sagen "wenn es doch nur so einfach wäre"), aber dennoch, *das* glaube ich nicht.
Und nimm's mir *wirklich* bitte nicht böse, aber ich denke schon, daß der *Haupt*unterschied zwischen dem Christentum und dem Hinduismus im Inhalt, nicht in der "Arbeitsweise" liegt...
@Imrahil
Dafür aber ist ein großer Wille da, möglichst zeitgeistkonform das Evangelium abzuwickeln. Diese Aussage lässt sich sicherlich nicht verallgemeinern, aber es gibt ja das berühmte 1 Drittel 2 Drittel Verhältnis innerhalb der DBK.
Und hat sich schon ein einziger zeitgenössischer Episkope mal besorgt gezeigt, dass eventuell Seelen verloren könnten durch eigenes Versäumnis?
Meines Wissens nicht. Und es wundert mich, das man hier nicht zutiefst besorgt ist, denn glauben wir den Worten des Herrn, werden diese einstmals schwer zur Rechenschaft gezogen werden. Ich sehe aber weit und breit keine Besorgnis dessentwegen.
Aber es ist eben doch eine andere. Und insofern halte ich den Vorwurf, den deutschen Bischöfen sei nur ihr Salär wichtig sei, für ziemlich gravierend... und würde mir selber so etwas nur trauen, wenn ich Beweise oder starke Verdachtsmomente hätte (nichts für ungut)...
Einstweilen halten wir fest, daß wir das Innenleben der Bischöfe beide nicht kennen - und nichts mehr wollte ich eigentlich sagen.
>>Und hat sich schon ein einziger zeitgenössischer Episkope mal besorgt gezeigt, dass eventuell Seelen verloren könnten durch eigenes Versäumnis?
Ich kann jeden Christen, egal in welcher Position, verstehen, der, schon zum Erhalten der eigenen psychischen Funktionstüchtigkeit, um derart markerschütternde Fragen einen großen Bogen macht und sich lieber auf die vergleichsweise einfachen Fragen zurückzieht, ob er seine einzelnen Handlungen vor seinem Gewissen rechtfertigen kann.
Aber wenn, dann würde er das vermutlich eher mit seinem Seelenführer besprechen als mit der Öffentlichkeit.
@Imrahil
Natürlich besprechen wir alle irgendwas mit irgendwem, sowieso wenn wir beichten, sofern wir beichten. Ansonsten funktionierte ja auch sehr gut der beste Freundeskreis.
Aber was an Statements der DBK rumkommt, ist doch nicht mehr feierlich.
Ich habe explizit gesagt, dass ich in niemanden reinsehen kann, was Liebe und Leidenschaft betrifft, auch nicht in einen Bischof, selbstverständlich - alleine, mir fehlt der Glaube an hohle Worte.
Warum bewähren sich unsere Oberhirten nicht?
Das ist doch die Frage.
Weil Endzeit ist?
Dann komm, Maranatha!
[Apropos "kenn das nicht anders"...
"Eminenz, was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie reden? Ich kann Ihre Kirche zerstören!"
"Majestät, bemühen Sie sich nicht, das haben nicht einmal wir fertiggebracht." ]
>>Ich habe explizit gesagt, dass ich in niemanden reinsehen kann, was Liebe und Leidenschaft betrifft.
Das habe ich auch nicht behauptet.
Ich kann das auch nicht. Deshalb nehm' ich das beste an.