Die italienischen Momente im Leben
Bei einer italienischen Großfamilie fünf Straßen weiter zum sonntäglichen Mittagstisch eingeladen werden:
1 Übersetzung ins Deutsche eines Anschreibens für die Kanzlei der ältesten Tochter anfertigen.
1 Flasche Spumante und 1 Dose Pälzer Schwartemagen als Mitbringsel.
Der hitzigen Debatte über Merkels Politik und die Situation in Deutschland geduldig folgen, den passenden Moment ruhig abwarten und dann die Bemerkung: "Übrigens ist Angela Merkel ja Protestantin ..." einwerfen, den Moment der Schockstarre und den sich anschließenden erneuten Ausbruch italienischer Emotion erleben:
Unbezahlbar.
1 Übersetzung ins Deutsche eines Anschreibens für die Kanzlei der ältesten Tochter anfertigen.
1 Flasche Spumante und 1 Dose Pälzer Schwartemagen als Mitbringsel.
Der hitzigen Debatte über Merkels Politik und die Situation in Deutschland geduldig folgen, den passenden Moment ruhig abwarten und dann die Bemerkung: "Übrigens ist Angela Merkel ja Protestantin ..." einwerfen, den Moment der Schockstarre und den sich anschließenden erneuten Ausbruch italienischer Emotion erleben:
Unbezahlbar.
ElsaLaska - 18. Jan, 19:34
Mir kommt mal wieder eine Anekdote in den Sinn...
Nun denn. Es war - wie erwähnt - Weihnachtszeit, und es kam eine Dokumentation über den historischen Gehalt der Weihnachtsgeschichte. Als bodenständiger Handwerker war mein Onkel natürlich sehr interessiert, etwas mehr über das Fest zu erfahren, das - man mag es kaum glauben - nicht überall gleich begangen wird. Dennoch war dort vom Sprecher der Kommentar zu vernehmen:
"Trotz allem wurde diese wunderbare Geschichte Grundstein des Glaubens für alle Christen in der Welt: ob nun Katholiken, Orthodoxe oder Protestanten."
In dieser Sekunde hielt mein Onkel ein. Seine Augen verfielen in Skepsis, so, als hätte er sich verhört. Sein Blick wanderte zu mir.
"Ma, Marco, i protestanti - sono cristiani?" ("Marco, die Protestanten - sind das wirklich Christen?")
"Si, Zio."
Kurzes Schweigen. Dann:
"Non lo credo!" ("Das glaube ich nicht!")
LOL!
Da, ist die Umrisskarte von Deutschland, blätterte sie mir stolz auf. Wo kommst du her? Ich suchte ungefähr einen Flecken darauf aus, um zu zeigen, wo meine deutsche Heimatstadt läge. Der Italiener hat es nicht unbedingt so mit geografischen Karten - Sie verzeihen mir diese Anmerkung, Marco.
Also, das war nicht eine geografische, sondern eine Siedlungskarte von Deutschland. Mit den Bezeichnungen für Ethnien. Ganz im Norden, an der Nordsee, stand also folgerichtig: Friesoni (?) - Siedlungsgebiet der Friesen, an den Alpen im Süden stand die Aufschrift: Bavaresi - also Bayern. Soweit.
In der Mitte Deutschlands, wo wir eventuell Hessen verorten würden, stand zu meinem großen Erstaunen und enormen Belustigung: Musulmani ....
Ich hab mich nur noch beömelt...
Ja, solche Karten habe ich schon öfters gesehen...
Da bringen Sie ein spannendes Thema rein. Einerseits waren Italiener mal die größten Reisenden und Entdecker. Heute dagegen kursieren ganz interessante geographische Vorstellungen im Bewusstsein, die selbst Marco Polos Erzählungen in den Schatten stellen. Man hat so den Eindruck, nach Fra' Mauro ist man stehen geblieben.
So ist auch häufig zu hören, wie riesig doch Deutschland gegen das kleine Italien sein. Wo sich beide Länder flächenmäßig nicht viel tun und Frankreich deutlich größer ist. Ich habe auch mal von einem Freund gehört, ein Italiener habe zu ihm gesagt: "Sie kommen aus Deutschland? Bello! Ich habe ja sehr großen Respekt vor der grande Germania, aber dahin ziehen könnte ich nicht, um in Schnee und Blockhütten zu leben..."
(Der Vollständigkeit halber: in sarkastischen Momenten sage ich natürlich Ähnliches)
Der Italiener (zumindest von einem gewissen Breitengrad südwärts) wohl den Sommer.
Wenn man mal im Sommer in Rom oder noch weiter südlich war, weiß man auch, warum im Canon Romanus für die Toten um den Einzug in "das Land der Abkühlung, des Lichtes und des Friedens" gebetet wird :-)
(Der deutsche Übersetzer wollte da unbedingt inkulturieren und sprach vom Land der Verheißung.)
@Imrahil
Besonders in der norditalienischen Tiefebene kann diese "afa" weitaus ungemütlicher sein als die trockene Hitze in Sizilien, obwohl die gemessene Temperatur niedriger ausfällt. Es sind im Übrigen diese Temperaturen in der Po-Ebene, bei welcher besonders viele Streitereien zwischen katholischen Dorfpriestern und kommunistischen Bürgermeistern ausbrechen (Guareschi nimmt sogar Bezug drauf: in einer Ebene gibt es keine Hügel, von denen Wind kommen, oder welche die Landschaft in Schatten legen können).
In den Vier Jahreszeiten von Vivaldi spielt der erste Satz des Sommers auf diese drückende Hitze an. Bezeichnenderweise sind Herbst und Frühling die fröhlichsten Jahreszeiten; beim Sommer dagegen steht weniger die Furcht vor der Dürre, als vor dem Sommergewitter (!) im Vordergrund, was ja durch den berühmten dritten Satz des Konzerts anschaulich verewigt wurde. Wer mal ein echtes krachendes, italienisches Sommergewitter erlebt hat, der weiß auch warum. So heiß wie es ist, knallt das auch.
Sotto dura stagion dal sole accesa
Langue l’huom, langue 'l gregge, ed arde 'l pino,
Scioglie il cucco la voce, e tosto intesa
Canta la tortorella e 'l gardellino.
Zeffiro dolce spira, ma contesa
Muove Borea improvviso al suo vicino;
E piange il Pastorel, perché sospesa
Teme fiera borasca, e 'l suo destino
Unter der harten Zeit sengender Sonne
leiden Mensch und Herde, und es glüht die Pinie.
Kuckuck erhebt seine Stimme, und bald singen ihr
Einverständnis Taube und Distelfink.
Der sanfte Zephir weht, doch plötzlich
fängt Boreas Streit an mit seinem Nachbarn.
Und der Hirte klagt, denn er bangt
vor dem wilden Sturm und um sein eigenes Schicksal.
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