Vergebung.
Ich weiß, für viele ein eigentlich leeres Wort, jedenfalls für die, welche nicht christlich glauben.
Ich weiß noch, als ich katholisch konvertierte stand auch eine Lebensbeichte an. Obwohl ich das PRINZIP der Beichte vollständig verstanden hatte, theoretisch jedenfalls, kein intellektuelles Problem damit hatte, konnte ich einfach nicht daran GLAUBEN. Klingt irre, aber ich konnte einfach nicht glauben, dass jetzt wieder alles gut sein sollte. Dass mir Gott wirklich vergeben haben sollte.
Nein, ich sah mich mit kühlen und angeekelten Augen, wie in einem eiskalten Spiegel im Palast der Schneekönigin. Das bist du. Wie könnte dir jemals jemand irgendetwas vergeben? Das lag natürlich daran, dass ich noch nicht gelernt hatte, auf Gott zu vertrauen. Ich war ja eine Anfängerin. Und so stieg ich wieder in die alte Egofalle. Den Fokus meiner Selbstwahrnehmung. Ich stieg auf meinen inneren Scharfrichter ein, den ich kannte und den ich ja schon jahrzehntelang gewohnt war. Und der immer noch reife Arbeit leistete und leistet, um mich niederzuhalten. Bis einmal ein italienischer Kapuzinerpater kam und mir sämtliche Skrupel austrieb. Eine Stunde lang im Beichtstuhl. Ich kam heraus, segnete alle Menschen, die mir begegneten und glaubte an die Liebe Jesu derart fest, dass ich zum ersten Mal einen Anhauch davon spürte, wie vollkommen es sein müsse, sich nicht stets einer Schuld bewusst zu sein und in Skrupeln zu ergehen. (Ja, notabene, liebe Jesuiten, der Katholizismus hat mich merkwürdigerweise von niederhaltenden Vorstellungen erlöst! Was sagen Sie jetzt, Pater Mertes SJ?)
Meine Bußaufgabe lautete auch sinnigerweise, mir immer wieder zu sagen: Io amo Gesu e Gesu mi ama.
Die Kapuziner sind beliebte Beichtväter, zugegeben. Ich weiß jetzt auch, warum. Sonntagsgebot nicht beachtet - who cares, flugs bringen sie Beispiel von Heiligen herbei, dass man sich deshalb nicht grämen soll. Freitags Fleisch gegessen? Naja, vielleicht war man ja krank oder fühlte sich nicht wohl. Einfach ein anderes Opfer bringen. Und so geht es weiter und weiter. Und sie tun das nicht mit Menschen, so glaube ich, die sich eh nichts daraus machen. Sondern sie tun das dann, wenn sie merken, dass jemand Ermutigung braucht.
Ich glaube, die Typen, die in den Beichtstuhl latschen und sich kein Gewissen generell machen, die stauchen sie auch schon recht zusammen. Bei mir ist zusammenstauchen selten nötig. Besorg ich schon selbst.
Aber ich rede immerzu von mir in letzter Zeit. Ich wollte eigentlich darauf hinaus:
Scipio hatte einen Eintrag über Karl Lagerfeld. Ohne Vergebung.
Nun ist mir das wurscht, was berühmte Modeschöpfer sich so esoterisch zusammenreimen. Mir fiel nur auf, wie wenig die Vergebung in der Hochkonjunktur ist.
Möglicherweise wird die Menschheit an einem Mangel an Vergebung irgendwann zugrunde gehen. Vergebung fängt bei einem selbst an - sich selbst dies oder jenes vergeben. Einfach aufstehen und weitermachen.
Ganz schwierige Fälle sind die, wo es um jahrzehntelang erduldetes Unrecht geht. Menschenmöglich erscheint da Vergebung nicht, ich denke an Vergewaltigung, Misshandlung und Mord. Der Herr hat glücklicherweise nie gesagt, dass wir sofort kompatibel für Vergebung sein müssen, sondern er weiß, dass dies ein langer Weg sein kann. Den wir mit seiner Hilfe meistern können. Es ist mir selbst, was andere Menschen anbetraf, sogar geglückt. Nach vielen Jahren, zugegeben.
Man bekommt auch eine gewisse Lebenserfahrung oder Altersweisheit zu diesem Thema. Und die besagt, dass ich schon aus reinem Selbstschutz, um ein gutes Leben weiterführen zu können, nicht zwanzig Jahre lang mich daran festbeißen kann, dass mir einmal Unrecht getan worden ist. Und ich denjenigen am liebsten umbringen würde. Mal abgesehen davon, dass damit überhaupt nichts besser würde, würde ich mich nur noch weiter mit einer Sache belasten, die ich eigentlich hinter mir lassen sollte. Weil sie sonst mein ganzes Leben vergiftet.
Dies verstanden habend, schaue ich, seit ich Christin bin, mit wachsendem Unverständnis auf Phänomene wie diese.
Und ich glaube nicht, dass wir dazu schweigen sollten oder aufhören sollten, an der christliche Kraft der Vergebung festzuhalten. Im Gegenteil. Wir sollten uns auf die Vergebung besinnen, auch als explizite Nichtchristen, als Menschen guten Willens. Und Staaten, die zur Weltgemeinschaft der Nationen gehören möchten, sollten sich nicht so unter Druck setzen lassen von fanatisierten Menschenhassern.
Bei uns richtet glücklicherweise Gott selbst. Er braucht keinen fahnenverbrennenden Mob, der nach dem Blut einer Mutter von zwei Kindern schreit. Ich verstehe langsam nicht mehr, wie ein Volk, dass eine Geschichte wie die unsere hat, dazu auch noch schweigen oder relativieren wollen kann.
Die Verfolgung von 200 Millionen Christen weltweit ist in keinster Weise hinnehmbar. Das Unrecht schreit zum Himmel. Wann wird endlich auch einmal danach geschaut?
Aber freilich, so lange Leute wie Tarek Al-Wazir das Opus Dei und die Piusbrüder mit dem radikalen Islam vergleichen dürfen, so lange schnarcht der deutsche Michel wieder vor sich hin. Irgendwie hat er bestimmt recht, wenn er es nur lange genug wiederholt. Ich frage mich langsam, was über den Alpen eigentlich für eine kosmische Strahlung herrschen muss... Und schließe diesen überlangen Artikel, bevor ich explizit werde.
Jedem Volk die Talkshows, die es verdient.
Ich weiß noch, als ich katholisch konvertierte stand auch eine Lebensbeichte an. Obwohl ich das PRINZIP der Beichte vollständig verstanden hatte, theoretisch jedenfalls, kein intellektuelles Problem damit hatte, konnte ich einfach nicht daran GLAUBEN. Klingt irre, aber ich konnte einfach nicht glauben, dass jetzt wieder alles gut sein sollte. Dass mir Gott wirklich vergeben haben sollte.
Nein, ich sah mich mit kühlen und angeekelten Augen, wie in einem eiskalten Spiegel im Palast der Schneekönigin. Das bist du. Wie könnte dir jemals jemand irgendetwas vergeben? Das lag natürlich daran, dass ich noch nicht gelernt hatte, auf Gott zu vertrauen. Ich war ja eine Anfängerin. Und so stieg ich wieder in die alte Egofalle. Den Fokus meiner Selbstwahrnehmung. Ich stieg auf meinen inneren Scharfrichter ein, den ich kannte und den ich ja schon jahrzehntelang gewohnt war. Und der immer noch reife Arbeit leistete und leistet, um mich niederzuhalten. Bis einmal ein italienischer Kapuzinerpater kam und mir sämtliche Skrupel austrieb. Eine Stunde lang im Beichtstuhl. Ich kam heraus, segnete alle Menschen, die mir begegneten und glaubte an die Liebe Jesu derart fest, dass ich zum ersten Mal einen Anhauch davon spürte, wie vollkommen es sein müsse, sich nicht stets einer Schuld bewusst zu sein und in Skrupeln zu ergehen. (Ja, notabene, liebe Jesuiten, der Katholizismus hat mich merkwürdigerweise von niederhaltenden Vorstellungen erlöst! Was sagen Sie jetzt, Pater Mertes SJ?)
Meine Bußaufgabe lautete auch sinnigerweise, mir immer wieder zu sagen: Io amo Gesu e Gesu mi ama.
Die Kapuziner sind beliebte Beichtväter, zugegeben. Ich weiß jetzt auch, warum. Sonntagsgebot nicht beachtet - who cares, flugs bringen sie Beispiel von Heiligen herbei, dass man sich deshalb nicht grämen soll. Freitags Fleisch gegessen? Naja, vielleicht war man ja krank oder fühlte sich nicht wohl. Einfach ein anderes Opfer bringen. Und so geht es weiter und weiter. Und sie tun das nicht mit Menschen, so glaube ich, die sich eh nichts daraus machen. Sondern sie tun das dann, wenn sie merken, dass jemand Ermutigung braucht.
Ich glaube, die Typen, die in den Beichtstuhl latschen und sich kein Gewissen generell machen, die stauchen sie auch schon recht zusammen. Bei mir ist zusammenstauchen selten nötig. Besorg ich schon selbst.
Aber ich rede immerzu von mir in letzter Zeit. Ich wollte eigentlich darauf hinaus:
Scipio hatte einen Eintrag über Karl Lagerfeld. Ohne Vergebung.
Nun ist mir das wurscht, was berühmte Modeschöpfer sich so esoterisch zusammenreimen. Mir fiel nur auf, wie wenig die Vergebung in der Hochkonjunktur ist.
Möglicherweise wird die Menschheit an einem Mangel an Vergebung irgendwann zugrunde gehen. Vergebung fängt bei einem selbst an - sich selbst dies oder jenes vergeben. Einfach aufstehen und weitermachen.
Ganz schwierige Fälle sind die, wo es um jahrzehntelang erduldetes Unrecht geht. Menschenmöglich erscheint da Vergebung nicht, ich denke an Vergewaltigung, Misshandlung und Mord. Der Herr hat glücklicherweise nie gesagt, dass wir sofort kompatibel für Vergebung sein müssen, sondern er weiß, dass dies ein langer Weg sein kann. Den wir mit seiner Hilfe meistern können. Es ist mir selbst, was andere Menschen anbetraf, sogar geglückt. Nach vielen Jahren, zugegeben.
Man bekommt auch eine gewisse Lebenserfahrung oder Altersweisheit zu diesem Thema. Und die besagt, dass ich schon aus reinem Selbstschutz, um ein gutes Leben weiterführen zu können, nicht zwanzig Jahre lang mich daran festbeißen kann, dass mir einmal Unrecht getan worden ist. Und ich denjenigen am liebsten umbringen würde. Mal abgesehen davon, dass damit überhaupt nichts besser würde, würde ich mich nur noch weiter mit einer Sache belasten, die ich eigentlich hinter mir lassen sollte. Weil sie sonst mein ganzes Leben vergiftet.
Dies verstanden habend, schaue ich, seit ich Christin bin, mit wachsendem Unverständnis auf Phänomene wie diese.
Und ich glaube nicht, dass wir dazu schweigen sollten oder aufhören sollten, an der christliche Kraft der Vergebung festzuhalten. Im Gegenteil. Wir sollten uns auf die Vergebung besinnen, auch als explizite Nichtchristen, als Menschen guten Willens. Und Staaten, die zur Weltgemeinschaft der Nationen gehören möchten, sollten sich nicht so unter Druck setzen lassen von fanatisierten Menschenhassern.
Bei uns richtet glücklicherweise Gott selbst. Er braucht keinen fahnenverbrennenden Mob, der nach dem Blut einer Mutter von zwei Kindern schreit. Ich verstehe langsam nicht mehr, wie ein Volk, dass eine Geschichte wie die unsere hat, dazu auch noch schweigen oder relativieren wollen kann.
Die Verfolgung von 200 Millionen Christen weltweit ist in keinster Weise hinnehmbar. Das Unrecht schreit zum Himmel. Wann wird endlich auch einmal danach geschaut?
Aber freilich, so lange Leute wie Tarek Al-Wazir das Opus Dei und die Piusbrüder mit dem radikalen Islam vergleichen dürfen, so lange schnarcht der deutsche Michel wieder vor sich hin. Irgendwie hat er bestimmt recht, wenn er es nur lange genug wiederholt. Ich frage mich langsam, was über den Alpen eigentlich für eine kosmische Strahlung herrschen muss... Und schließe diesen überlangen Artikel, bevor ich explizit werde.
Jedem Volk die Talkshows, die es verdient.
ElsaLaska - 30. Nov, 23:23
Wie wahr. Nur wer in der Lage ist, sich selbst zu vergeben, wird es auch schaffen, seinen Mitmenschen freimütig zu vergeben.
Was das hierzulande große Schweigen zur weltweiten Verfolgung und Unterdrückung der Christen angeht: unbegreiflich!